7083363-1994_07_11.jpg
Digital In Arbeit

Im Ausland präsent

19451960198020002020

Die Projektgruppe „Museum Revisited" sucht konkrete Alternativen zum herkömmlichen Museum.

19451960198020002020

Die Projektgruppe „Museum Revisited" sucht konkrete Alternativen zum herkömmlichen Museum.

Werbung
Werbung
Werbung

Hinter dem Projekt „Museum Revisited", das am Institut für Museologie der Hochschule für angewandte Kunst in Wien angesiedelt ist, steht die Idee, daß diejenigen, die einmal „Kunst machen" werden, in besonderer Weise in die Überlegungen einzubeziehen sind, wie und in welchen Räumen ihre Werke öffentlich zugänglich sein sollten. So erläutert Alexandra Suess, eine der beiden Projektleiterinnen die Absicht dieses Workshops, an dem neben Studenten auch Künstler, Lehrer, Ausstellungsmacher teilnehmen.

„Künstler betrachten Museen häufig sozusagen als Tempel, während wir Museumsverwalteroder -Organisatoren in erster Linie daran denken, wie die Begegnung mit Kunst ermöglicht wird, wie die Schwellenangst, auch bei Kindern, abgebaut werden kann."

Für Waltraud Ran Haubert, Teilnehmerin der Projektgruppe und selbst Malerin, beantwortet sich die Frage nach der Zukunft des Museums damit, daß Malerei Erkenntnisgewinn bedeute und daß dafür auch die entsprechenden räumlichen Voraussetzungen geschaffen werden müßten. Die Atmosphäre der Sensibilität, die Möglichkeit zur Stille und Besinnung müßten gegeben sein, um einem Kunstwerk begegnen zu können, meinen die Gesprächsteilnehmer. Stille und Lebendigkeit sollten einander im Museum ergänzen.

Die Rückkehr zu Museumsbauten kleinerer Dimension ist als Reaktion auf den Boom im Museums- und Kunsthallenbau der achtziger Jahre zu sehen, meint Alexandra Suess. Wechselnde Tendenzen in der Kunst verlangten auch unterschiedliche Präsentationsmöglichkeiten: „Der Raum muß die Aura der Kunstwerke tragen."

Beleuchtung, Innenausstattung, Wandfarben seien für die Künstler oft störend, sie selbst, deren Werke letztendlich Ursache für den Bau von Museen seien, würden kaum je um ihre Meinung vor dem Neubau eines Museums gefragt.

Aber auch den Architekten scheint es an Bereitschaft zu mangeln, auf die Bedürfnisse der Künster einzugehen. Der Grafiker und Designer Eirnest Wurm verweist in der Diskussion auf den Zeitdruck, unter dem gewöhnlich solche Bau-entscheidungen gefällt würden und der keine Zeit für Rücksprachen läßt.

Bei einem Projektgruppenbesuch des Kunsthistorischen Museums hat sich interessanterweise gezeigt, daß das historische Gebäude' einen höchst idealen Ort für die gezeigten Kunstwerke darstellt: repräsentativ und kontemplativ.

Eva Blimlinger, Ko-Leiterin der Projektgrappe, sieht an Beispielen aus den USA, daß dort dem Ausstellen von Bildern eine völlig andere

Bedeutung zukommt als bei uns. Dort würde auch ein Museumsneubau selbstverständlich in Teamarbeit geplant - vom Architekten bis zum Klimatechniker.

Über die Notwendigkeit eines Museumsneubaues für moderne Kunst in Wien ist man sich in der Gruppe einig, im Museumsquartier sieht man endlich einen Schritt in Richtung europäische Großstadtkultur. Da es bisher kein entsprechendes Museum gab, habe es auch moderne österreichische Kunst im Ausland schwer, sich durchzusetzen, international sei sie nicht präsent.

Daß für einen Museumsbau die Besucher-Zielgruppen und der Standort genau zu überlegen sind, beweist ein von Alexandra Suess angeführtes Beispiel: 1989 ist das Museum für angewandte Kunst mit Werken von 180 Künstlern unter 35 Jahren, einem „Museum des 21. Jahrhunderts" sozusagen, in eine aufgelassene Fabrik nach Wien-Flo-ridsdorf gegangen - die Besucher kamen allerdings nicht aus der Umgebung.

„Mündige Museumsbesucher sollten auch im Museumsshop wissen, was sie wollen". Und: „Die Museen sollen ihre Identität aus ihren Inhalten beziehen und diese dann in der Gestaltung der Räume, des Shops, der Souvenirs, der Cafeteria durchhalten."

„Museen müssen in einem positiven Sinn arrogant bleiben", meint die Gruppe.

Für die Projektgruppenteilnehmer steht das Kunstmuseum im Mittelpunkt ihres Interesses. Information, Bildung, etwa in einem naturhistorischen, einem völkerkundlichen Museum verliert ihrer Meinung nach an Wichtigkeit, wird durch Reisen zu den Originalschauplätzen, durch Fachliteratur, TV, Videos ersetzt.

Auch Heimat- oder Bezirksmuseen müssen ihre Tätigkeiten entsprechend umorientieren.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung