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IM STREIFLICHT

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DAS Theater der Courage hat Mut. Das hat c9 schon wiederholt bewiesen, und zu den Wiener Festwochen aufs neue. Es hat zu seiner alten Kellerbühne in der Biberstraße eine Filialbühne im Haus Casanova in der Dorotheergasse 6 eröffnet. Hier war kurze Zeit das „Boulevardtheater Casanova“ untergebracht, das der Theaterkritiker Peter Loos betreute: nun ist die Bühne aus den Händen der Kritik wieder in die der professionellen Theaterleute übernommen worden, und es bleibt abzuwarten, ob Direktrice Stella Kadmon mehr Erfolg haben wird als ihre Vorgänger. Das erste Stück, das „Das Blaue vom Himmel“ verspricht und sich als Lustspiel bezeichnet, eher aber als Mischung von Kabarett, Parodie und Boulevardstück anzusprechen ist, ist kein hochtrabender Anfang, und es gehört Mut dazu, dieser Filialbühne schon jetzt eine Zukunft vorauszusagen. Der Kritik fehlt einstweilen noch diese Courage ...

YWEN darf man loben, wem muß man danken?

Der künstlerischen Leitung des Musikvereins oder der mutigen Sängerin? Auf dem Programm des Liederabends von Erna Berger im Brähms-Saal findet sich der Vermerk: „Es wird gebeten, die einzelnen Liedgruppen nicht durch Beifall zu unterbrechen.“ Bravo! Darum haben auch wir an dieser Stelle wiedtrholt gebeten. Wenn nun schon der Künstler auf den Beifall nach jedem einzelnen Lied, das heißt: nach jeweils zwei bis drei Minuten Musik, verzichtet, dann wird sich künftig wohl auch das Publikum bezähmen können und den Applaus bis zum Schluß jedes Zyklus aufsparen.

TNNERHALB eines Jahres hat sich die Galerie St. Stephan in der Grünangergasse einen festen Platz im Wiener Ausstellungsbetrieb gesichert. Heute läßt sie sich aus ihm gar nicht mehr wegdenken. Linter der umsichtigen Leitung von Mon-signore Prof. Otto Mauer hat sie in dankenswertem Wechsel Werke moderner religiöser Kunst und Arbeiten bedeutender lebender Künstler, die einen starken Weltgehalt haben, gezeigt. Die ihr nunmehr zuerkannte Zuwendung des „Instituts zur Förderung der Künste in Oesterreich“ darf als verdiente Auszeichnung, dieser kleinen, wertvollen Galerie angesehen werden.

P IN schöner, mit 24 Tafeln ausgestatteter kleiner Katalog, den das Steiermärkische Lahdesmuseum „Joanneum“ zu einer bedeutsamen Sonderausstellung im Grazer Künstlerhaus „Der Weg des Impressionismus in Frankreich und Deutschland“ herausgibt, berichtet über die fünfte der Ausstellungen, die die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien nach Graz schickt. Von den französischen Frühimpressionisten Corot und Delacroix bis zu Slevogt, dem impressionistischen Illustrator, Corinth, der den Uebergang zum Expressionismus fand, und zu Münch, dein norwegischen Expressionisten, führt diese Ausstellung, die nach einem Worte Univ.-Prof. Dr. Vinzenz Oberhammers „die Augen für das Verständnis der Kunst unserer Gegenwart öffnen“ soll, indem sie die Bindeglieder vorweist, die zu ihr geführt haben. Die Bestände aus der „Modernen Galerie“ des Wiener Kunsthistorischen Museums wurden ergänzt durch eine Leihgabe der Gemäldegalerie des1 Louvre in Paris, durch die die „Angelina“ von Manet in der Exposition vertreten sein konnte, so daß von den großen Impressionisten nur Cczanne und Sisley fehlten. Diese Ausstellung, die später auch im Klagenfurter Künstlerhaus gezeigt werden wird, dokumentiert emeut die gesamtösterrcichische Aufgabe der Wiener Museen. Insbesondere zu einer Zeit, da ein Großteil der Bestände des Kunsthistorischen Museums und der ihm anvertrauten „Modernen Galerie“ in Wien noch nicht gezeigt werden kann, ist es zu begrüßen, wenn wenigstens die wesentlichsten der in Kellern schlummernden Werke dem Publikum der Bundesländer zugänglich gemacht werden.

DIE Aula der Akademie der bildenden Künste, mit ihrer prächtigen Architektonik nach Hanr sens Entwürfen und den Deckengemälden Feuerbachs, ist dank der Künste moderner Beleuchtungstechnik auch abends eine Sehenswürdigkeit — selten genug zu sehen — und außerdem akustisch vortrefflich. Das zentrale Kulturreferat der Oesterreichischen Hochschülerschaft war daher gut beraten, als es für das erste Konzert diese Aula wählte und der österreichischen Delegation bei den 3. Internationalen Akademischen Kulturfestspielen in Montpellier Gelegenheit gab, ihr dort anerkanntes Können dem Wiener Publikum vorzustellen. Besagtes Publikum freilich stellte sich seinerseits höchst mangelhaft vor. Ihm ist schöne alte Musik auf historischen Instrumenten entgangen, darunter ausgesprochene Seltenheiten.

VOX populi ... Jeder, dem ein Film im “ Wiener Art-Kino „Studio I“ nicht gefallen hat, kann nunmehr seine Eintrittskarte in den „negativen“ Briefkasten beim Ausgang werfen und so der Leitung des Kinos unmißverständlich bekanntgeben, was er über ihre Auswahl denkt. Es hängt auch ein „positiver“ Briefkasten dort für jene Eintrittskarten (und übrigens auch für Wünsche und Anregungen), deren Besitzer zufrieden oder begeistert waren. Das ist eine begrüßenswerte, echt demokratische Form moderner Markt- und Meinungsforschung. Sie müßte auch in Normalkinos für beide Teile Früchte bringen. Hier allerdings würde sich alsbald herausstellen, daß die Tischler die beiden Briefkästchen verschieden groß machen müssen ...

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