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IM STREIFLICHT

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T TNTER dem Titel „Die moderne Kunst im sakra-A* len Raum“ fanden im Juli Tage der Diskussion im alten Zisterzienserstift Wilhering bei Linz statt. Diese Tage wurden zu einer echten Begegnung zwischen schaffenden Künstlern und Seelsorgern; insbesondere die Frage der Zuiässigkeit abstrakter, also ungegenständlicher Malerei im Kirchenraum wurde diskutiert und einer Klärung näher gebracht. An die 150 Teilnehmer aus den verschiedensten europäischen Staaten, Kunsttheoretiker, Künstler, Kritiker und Theologen erarbeiteten sich eine gemeinsame Basis, auf der später weitere, eingehendere Gespräche stattfinden sollen. Msgr, Prof. Otto Mauer und Architekt Prof. Robert Kramreiter — dem Katholischen Akademikerverband Oesterreichs und der Oesterreichischen Gesellschaft für christliche Kunst — ist für die verdienstvolle Initiative der Tagung, dem Stift Wilhering für den schönen Rahmen zu danken. Man darf hoffen, daß diese Tage Früchte tragen werden: Die vielen kommenden großen Aufgaben, insbesondere auf dem Gebiete des Kirchenbaues, lassen es sehr nötig erscheinen, daß auch die geistigen Grundlagen solcher Bauunternehmen geklärt sind; damit — wie in der Gotik, als ein Kirchenbau hoch ein Jahrhundert dauern durfte und nicht wie heute in möglichst kurzer Zeit erledigt werden muß — auf Fels, und nicht auf Sand gebaut wird.

A LS eines der ersten großen Theater legt das Wiener Volkstheater zwei sehr geschmackvoll gestaltete Prospekte für die kommende Spielzeit vor: Der eine wirbt für den Beitritt ?ur Volkstheatergemeinde und kündigt neben den in Aussicht genommenen Stücken die Zusammensetzung des Ensembles an; der andere beschäftigt sich eingehend mit dem im Sonderabonnement veranstalteten Zyklus „Dichtung der Gegenwart“. Im normalen Programm sind vorgesehen: Neben Stücken von Nestroy, Hauptmann, Shaw, Tschechow, Moliere, Alfred Neumann, Strindberg die österreichische Erstaufführung von „Das Brennglas“ von Charles Morgan und die deutschsprachige Erstaufführung „So lebt der Mensch“ von Andre Malraux, ein Stück, das nach d¥m Roman „Conditio Humana“ („Condition Hu-maine“) entstand und auf das man besonders gespannt ist; im Zyklus „Dichtung der Gegenwart“ sind angekündigt: „Camino Real“, das vieldiskutierte Stück von Tennessee Williams, „Das Gesicht des Menschen“, ein Requiem (für die Opfer des 20. Juli) von Peter Lotar und „Dezembertäg“, ein Schauspiel von Maxwell Anderson. Man darf also der Spielzeit 1955/56 mit berechtigten Erwartungen entgegensehen und hoffen, daß das Programm in der angekündigten Form verwirklicht wird; die beträchtliche Ermäßigung (50 Prozent), die Stückwahl und die erfolgreiche abgelaufene Saison werden dem Volkstheater sicher viele neue Abonnenten gewinnen; ein Kuriosum sei am Rande vermerkt: der eine Prospekt gibt die Adresse der Volkstheatergemeinde mit Neustiftgasse, der andere mit Burggasse an. Wir zweifeln nicht, daß das Publikum trotzdem hinfinden wird; und sei es durch den Bühneneingang.

AS ist das — „Ein Kongreß der Geister in Wien “ Anno 1955“? Eine Tagung von Spiritisten? Oder von Geisterbeschwörern? Oder gar von Schatten, die aus dem Jenseits... ? Nein, man wird es nicht erraten, wenn man nicht wciterliest. Gemeint ist der vor kurzem zu Ende gegangene PEN-Kongreß; „es war ein Kongreß im Schatten der... noch nicht beseitigten globalen Spannungen, und eine Elite der Geister konnte an dieser Realität des Tages nicht schweigend vorübergehen“. Und wir, die wir keine Geister sind, sondern Menschen, können an diesem schauderhaften Journalistenkauderwelsch, welches uns in einer Wiener Tageszeitung begegnet (wir sind versucht zu sagen: anstößt), nicht schweigend vorübergehen. Wir wollen es aufzeigen. Und den Kopf schütteln. Und es damit bewenden lassen.

MMER wieder ist es die Synchronisation, die uns den Genuß wertvoller ausländischer Filme verdirbt; da sind in den letzten Wochen mit „Polizeichef B“ (Edward G. Robinson), „Nächte in Lissabon“ (Daniel Gelin und Francoise Arnoul) und „Hotel Bellerive“ (Kirk Douglas und Dany Robin) drei ausgezeichnete Streifen angelaufen, die aus dem sommerlichen Filmangebot durch ihre Regie, Photographie und das Spiel ihrer Stars hervorstechen und sogar allesamt eine vernünftige Handlung haben; aber die Synchronisation! Warum muß man etwa einen Inspektor von Scotland Yard in Zivil englisch radebrechen lassen? Solche Details wirken lächerlich und verderben den ganzen Eindruck. Um so mehr ist es zu begrüßen, wenn nun die „Oefram“ ihren nächsten Film „Dämon Rauschgift“ („L'Esclave“), der in diesen Tagen im Künstler-. haus-Kino anläuft, in Originalfassung zeigen wird. Die Vorführung der Originalfassung ist als Experiment gedacht; sollte sie sich nicht bewähren, hält die Verleihfirma schon eine synchronisierte Fassung bereit. Das Publikum wird nun zu beweisen haben, daß es für den Besuch fremdsprachlicher Filme (die bisher nur vom Wiener Burg-Kino in beispielhafter Weise gefördert wurden) reif ist und ohneweiters die Fußtexte lesen kann. Sollte das Experiment gelingen, wird die „Oefram“ nur noch Originalfilme zeigen.

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