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Innsbrucker Ausstellungen

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Der ungarndeutsche Maler Franz Schunbach, der Tirol zu seiner zweiten Heimat erwählt hat, zeigte hier eine Auswahl in letzter Zeit entstandener Ölbilder, Aquarelle, Lithographien und Monotypien. Dem festgefügten und sicheres Charakter dieses Künstlers entspricht eine kräftige, eigenständige Aussagekraft seiner Werke. Ohne sich einer der bestehenden Kunstrichtungen direkt anzuschließen, fügt sich Schunbachs Kunst in die Entwicklung der modernen Malerei ein. Die in intensiver Farbigkeit und disziplinierter Komposition geschaffenen Werke bleiben stets auf die Darstellung der schaubaren Wirklichkeit ausgerichtet, wobei der Künstler stets bestrebt ist, die dargestellten Dinge durch Betonung und Steigerung der individuellen Existenz zu entrücken und in einen höheren, allgemeinen, geistig zu erfassenden Bereich zu entrücken.

Der Innsbrucker Maler Max Spielmann hat in den letzten Jahren immer wieder als der Schöpfer zahlreicher großformatiger Werke, vorwiegend Mosaiken und Fresken für kirchliche Innenräume, von sich reden gemacht. Um so interessanter war es, im Tiroler Kunstpavillon Werke seiner Hand vorgeführt zu erhalten, die unabhängig von architektonischen Gegebenheiten und frei von den Forderungen von Auftraggebern entstanden sind. Ist bei den großen Arbeiten eine gewisse Ausrichtung und Festlegung auf einen einmal gewonnenen persönlichen Stil zu erkennen, so zeigt das freie und unabhängige Schaffen des Künstlers eine große Spannweite und macht die zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten deutlich, die Max Spielmann zur Verfügung stehen. Auch stark verbrauchten Motiven — Landschaften und Stadtansichten nehmen den meisten Raum ein — weiß er durch das Festhalten bestimmter Stimmungen neue Reize und Wirkungen abzugewinnen.

Der Tiroler Lois Egg, der seit 1959 als Ausstattungschef am Wiener Burgtheater tätig ist, zeigte an gleicher Stelle einen interessanten Einblick in die Arbeit eines Bühnenbildners. Seine Entwürfe und Skizzen zu Bühnenbildern verfügen in ihrer leichten und lockeren Gestaltung, über die Bezogenheit auf eine übergeordnete Bestimmung hinausgehend, über künstlerischen Eigenwert. Die individuelle Note Eggs, die seine Bühnenbilder zu Dokumenten persönlicher, schöpferischer Leistung machen, begegnet uns auch in den frei gestalteten Blättern mit Ansichten aus Prsgs.JP*ris, Salzburg oder Wien.

In den schönen Ausstellungsräumen des Ferdinandeums zu Innsbruck wurde kürzlich eine eindringliche und konzentrierte Ausstellung von Werken Egon S c h i e 1 e s gezeigt, die aus privatem Besitz stammen. Sie gibt einen ausgezeichneten Überblick über das Lebenswerk und reicht in den 14 Ölbildern vom frühen „Selbstbildnis“ des Jahres 1909 bis zu den „Drei stehenden weiblichen Akten“ von 1918. Die Graphiken umspannen und sekundieren denselben fruchtbaren Zeitraum seines Lebens. Daß im Werk Schieies weniger plastische Begabung als raffinierter Sinn für Dekoratives, weniger soziale Anklage als Faszination durch die „nostalgie de boue“ wirksam war, wird eindeutig klar. Seine „Dekadenz“ ist stilisiert und gehört näher zu Aubrey Beardsley als man denkt. Die Sinnlichkeit bei Schiele ist gegenüber Klimt und dem vergleichbaren Modigliani gebrochen, abstrakter — das Gefährliche wirkt als Willensakt, als Pre-ziosität, und seine „fleurs du mal“ leben nicht so sehr aus der luziferischen Antithese als aus der Sicht des „voyeurs“. Ob dies alles nicht mit Hans von Achen, Bartholomäus Spranger und Jakob Heintz zusammenhängt, Rudolfinisches Erbe ist, wäre zur Debatte zu stellen. Als Maler vermag sich Schiele — europäisch gesehen — nicht zu behaupten. Was diese Ausstellung — nicht allein für Innsbruck — bedeutet, kann daraus ersehen werden, daß lebhafte Proteste nicht gegen die künstlerische Form aber gegen die Sujets in der Ausstellung erhoben wurden.

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