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Innsbrucker Ausstellungen

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Anläßlich der Jugendkulturwoche hatten im Tiroler Kunstpavillon fünf junge und begabte Künstler Gelegenheit, ihre Werke zur Schau zu stellen. Der 1942 in Innsbruck geborene Peter Blaas bringt in seinen Tusche- und ölarbeiten groß gesehene Formen und Zeichen, wobei er bewußt auf die unmittelbare Wirkung abzielt und auf jede detailli- stische Durcharbeitung verzichtet. Helmut Kurz-Goldenstein (geboren 1941 in Salburg) hat mit feiner Ironie und kritischer Beobachtungen skurrile und hintergründige Radierungen und Lithographien zur Schau gestellt. Diese, auch technisch gut gearbeiteten Blätter lassen bei der Vorführung meist gesellschaftskritischer Probleme auch einen gewissen köstlichen Humor nicht vermissen. Im Gegensatz zu Kurz-Goldenste in, der gegenständlich ausgerichtet ist, zeigt der 1940 in Eisenstadt geborene Peter Pongratz abstrakte Tuschzeichnungen und Lithographien. In kräftiger Gestaltungsweise zielt er auf die reine Komposition ab und erreicht mitunter Arbeiten von großer Geschlossenheit und Ausgewogenheit. Wolf-Dieter Winiwarter (1942 in Wien geboren) präsentiert eine Reihe von Lanschaftszeichnun- gen, die reizvoll und leicht gestaltet, gute Beispiele moderner Zeichenkunst darstellen. Als ein beachtenswertes Talent erweist sich der Tiroler Reiner Schiestel (geboren 1939 in Kufstein). Seine Aquarelle und Zeichnungen verraten eine gut entwickelte und persönliche Gestaltungskraft, die bei aller Abstraktion des Themas nie als Deformation der Natur wirken, sondern vielmehr diese in das Kompositionsgefüge gut einspannt.

Ebenfalls anläßlich der heurigen Kulturwoche wurden in den Innsbrucker Stadtsälen Arbeiten jeweils eines Vertreters der Partnerstädte Freiburg, Grendble und Innsbruck gezeigt. Aus Grenoble kam Roger Lorin und zeigte großformatige Gemälde und einen Zyklus von acht Graphiken. Die gegenstandsfreien Arbeiten, deren Eindruck von Be- wegungs- und Farbrhythmen bestimmt wird, zeichnen sich durch kultivierten Geschmack aus. Hans- Günther van Look kommt aus Freiburg. Auch seine Arbeiten sind abstrakter Art, und er versteht es ausgezeichnet, große kräftige Formen und starke Farbkontraste zur Wirkung ru bringen. In einigen seiner

Werke ist noch ein Einfluß seines Lehrers Meistermann spürbar. Der Innsbrucker Norbert Drexel leistet mit einigen graphischen Blättern seinen Beitrag zur Ausstellung der Partnerstädte. Die jeweiligen Motive, wie Vögel, Insekten oder Landschaften, wurden vom Künstler in ein graphisches Gefüge eingespannt und derart umgewertet, daß die Ergebnisse vor allem auf die rein künstlerische Form hin betrachtet werden können.

Der bedeutende, allgemein weniger bekannte Schweizer Maler René Auberjonois (1872 bis 1957) ist gegenwärtig mit seinen späteren Gemälden im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und mit einer Auswahl von Zeichnungen in der Galerie im Taxispalais zu sehen. Der Künstler kennt die zeitgenössische Kunst und läßt vor allem den Spätimpressionismus und den frühen Expressionismus auf sich einwirken, wobei er die Formen dieser Stilrichtung einem individuellen Gestaltungsprinzip unterzuordnen weiß. Das Charakteristische seiner Bilder ist die dunkle und tonige Palette, die fast magische Wirkung seiner Arbeiten wie auch die spürbare Distanz und gemessene Reserviertheit mit der er an seine Themen herantritt. Es wäre verfehlt den Künstler auf Grund seiner evidenten Abhängigkeit von den Ergebnissen großer Persönlichkeiten der modernen Malerei unterschätzen zu wollen, wie es verfehlt ist, ihn auf Grund der vorhandenen individuellen Züge zu überschätzen. Die interessante Ausstellung wird vom 28. Juni bis 24. Juli in der Wiener Secession gezeigt werden.

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