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Japanische Seminare im Hoff mann-Sanatorium

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Nun kann die Öffentlichkeit nach fast hundert Jahren Josef Hoffmanns Werk wieder in seinem Originalzustand erleben, beinahe schöner als zur Errichtungszeit. In den fast zwanzig Jahren seines langsamen Verfalls regte sich leider im eigenen Land kaum ein Finger zu seiner Wiederherstellung. Dazu bedurfte es der deutsch-österreichischen Klaus-KG, die für den Kauf des Objekts samt dem Parkafeal 1991 1,2 Milliarden Schilling Entwicklungskosten investierte.

Mit Hilfe der Förderungen von Land und Bund konnte sie dann - immer in Absprache mit dem Bundes-denkmalamt - das Baujuwel um 20 Millionen Schilling sanieren. „Wie eine Perle von den Muschelschalen” soll es im Osten von einer Wohnhausanlage, die im Entstehen begriffen ist und im Westen von einer gehobenen Seniorenresidenz umgeben werden, die 1997 vollendet sein soll. Parallel dazu soll die Gestaltung des alten Parks mit seinen exotischen Bäumen und die Erschließung von sechs Hektar Wald mit dem Kneippgang der einstigen Kaltwasseranstalt abgeschlossen sein.

Für die Stadtgemeinde wäre in Ergänzung dazu ein medizinisches Zentrum in der sogenannten Paula-Villa gleich an der Straße oder im Sanatorium selbst logisch. Denn die Nutzung des Sanatoriums selbst mit seinem weltberühmten festlichen Speisesaal ist derzeit noch offen. So ist etwa auch ein japanisches Studienzentrum im Gespräch. Immer mehr Menschen werden künftig architektonische Monument der Moderne besichtigen, das mitten im überladensten Historismüs und wuchernden Jugendstil mit seinem puristischen Rückgriff auf einfache bauliche und dekorative Formen erst ein Gesamtkunstwerk wie das Brüsseler Palais Stoclet ermöglichte.

Daß hier in Purkersdorf eine Keimzelle der Architektur des 20. Jahrhunderts steht, wußte bisher fast nur das Ausland - kaum jeder zehnte Besucher ist Inländer!

Besonders die Japaner begeistert diese österreichische Architektur mit ihrer strengen Geometrie. Sie gründeten auch eine Gesellschaft der Freunde Josef Hoffmanns, die etwa die verbliebenen Möbel der Wiener Werkstätten oder die Glastüren um 400 000 Schilling restaurieren ließ und nun für deren Verschiffung zu einer Großausstellung des Künstlers in Tokio Sorge trägt. Von dort wandern sie noch durch weitere Museen Japans, um im nächsten August wieder hier eingebaut zu werden. Daneben hat die Gesellschaft noch andere wertvolle Einzelteile in ihrem Besitz, die Österreich einst ahnungslos aus dem Sanatorium „heraustäuscheln” ließ oder die gestohlen wurden.

Kumt-Inspiration aus Japan

Für die japanische Kultur galt der Jugendstil stets als wesensverwandt, wie ja auch Gustav Klimts Malerei nachweislich von japanischen Stoffmustern und -modeln inspiriert ist. So gibt es auch japanische Interessenten, die im Sanatorium Purkersdorf Kunst- und Musikseminare für Japaner „in residence” abhalten wollen. Auch der Bauherr des Sanatoriums, Viktor Zuckerkandl, besaß eine große Japan-Sammlung in seinem Privathaus oberhalb des Hoffmann-Baues, die er dem Staat schenken wollte. Wegen der hohen Schenkungssteuer nahm er aber davon Abstand und verkaufte sie lieber nach Deutschland.

So ist zu hoffen, daß wirtschaftliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die mit der ärztlich betreuten Senioren-Residenz und einer adäquaten Widmung für den Bau Hoffmanns eine baldige Innenrestaurierung von gleicher Subtilität erlauben.

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