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Josef Dobrowsky

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Seit einigen Jahren bereits hat sich in den Arbeiten von Josef Dobrowsky eine Entwicklung angebahnt, die in den von der Galerie Würthle ausgestellten Aquarellen, die vorwiegend dei letzten Zeit, ja den letzten Monaten entstammen, in besonderer Weise zum Ausdruck kommt. Vor allem in Landschaften tritt die Emotion stärker und ungebundener in den Vordergrund, und die aus dunklen Bindungen hervorbrechenden und in die Fläche strebenden leuchtenden Farbinseln liefern den Beweis, daß sich hiei spät ein sehr persönlicher expressiver Stil entwickelte, der zwischen den Fauvisten und Nolde steht. Die schwere Erkrankung des Malers im heurigen Jahr hat in den seinem Leiden mit bewunderungswürdiger Kraft abgetrotzten Arbeiten zu einer Intensität des Ausdrucks geführt, die in diesem menschlichen und künstlerischen Zusammenhang erschüttern muß. Kaum noch beschreibt die Farbe die Form, sie tritt frei von jeder versuchten Verschönerung als Deutung seelischen Zustandes auf. Dabei hat sich ihr Reichtum gesteigert und sublimiert, spirituelle Qualitäten gewonnen. Die „Scheune“, das „Grüne Feld“ und vor allem das „Wegkreuz“ sind Beweise für einen heroischen, siegreichen Kampf gegen die Not des Körpers, dei „Sitzende Akt im Atelier“ zeigt klare kompakte Räumlichkeit, und die „Atelierstudie“ ist in ihrer konzentrierten Sparsamkeit der Höhepunkt der Ausstellung in der ein neuer, verwandelter Josef Dobrowsky in Erscheinung tritt.

Neben dieser überraschenden und bewegenden Ausstellung im Oberstock sollt* man die Original- und Druckgraphik in Erdgeschoß nicht übersehen, die neber Schiele und Klimt einen schönen Despiau ein vitales, wirklichkeitsnahes Boeckl-Aquarell, einen ' subtilen Feininger und Wotruba feiert. In den Plastiken dominieren Wotruba und Pillhofer, letzterer mit einem bemerkenswerten „Kopf“.

Das Künstlerhaus hat sich in seiner diesjährigen Herbstausstellung dankenswerterweise dazu entschlossen, von den Grundsatz „Wer alles bringt, wird jeden etwas bringen“ abzugehen, und sich aul Kollektionen beschränkt. Dadurch entsteh] die Möglichkeit, einen Überblick zu erhalten. Die Kollektion der „Fünfzig Jährt Arbeitsgemeinschaft der Architekten Theis: und Jaksch“, der der damals (1932) be merkenswerte Bau des Hochhauses zi danken ist, zeichnet sich weniger durcl profiliertes Gesicht, als Angleichung ar den Bauherrn aus. Die „Zweckgebundener Abstraktionen — zehn Jahre Kosel-Plakate' — entwickeln sich meist aus dem Signe zum Werbezeichen, im Plakat verbinde sich dann oft, wie für die Albertina, di<Römischen Ruinen, für Johann Nestroy, da dokumentarische Zitat mit sauberer Schriftgestaltung. Das „Kriegsopferplakat“ muß als stärkste Lösung bezeichnet werden. Bei den Malern überragt der in Slevogt-Lie-bermann-Nachfolge und -Nähe stehende, 1957 verstorbene Otto Dill alle anderen. Die deutsche Freilichtmalerei, die immer wieder mit dem Impressionismus verwechselt wird und mit ihm nur die lässige Wahl des Bildausschnittes gemeinsam hat, aber nicht das System, auf optische Empfindsamkeit mit allen Ansprüchen der Wahrheit einzugehen, zeitigte bei ihm Ergebnisse, die seinen ungerechterweise berühmteren Weggefährten und Vorbildern in nichts nachstehen. Die Kollektion von Otto S. Grewe ist ein geschicktes Arrangement von literarischen und technischen Reizen. Wo die Malerei einsetzen sollte, bleibt die parfümierte Unbestimmtheit wesenlos. Hans Strohofer, 1961 verstorben, hat sein Wesentlichstes der österreichischen Briefmarke in akademischem Naturalismus gegeben. Hans Simmerl bleibt noch immer im Banne Kubins befangen, dem er besser in seinem „Totentanz“ als in den „Metamorphosen“ huldigt.

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