6637704-1957_25_15.jpg
Digital In Arbeit

Jubilare in der Secession und im Künstlerhaus

Werbung
Werbung
Werbung

Das Werk Alfred Kubins, der am 10. April seinen 80. Geburtstag feierte, wurde aus Anlaß der Kubin-Aussteflung in der Albertina bereits ausführlich gewürdigt. Die Ausstellung in der Secession ist die vierte Wiener Kubin-Ausstellung in diesem Frühjahr. (Die anderen: Albertina, Kleine Galerie, Galerie St. Stephan.) Diese umfaßt 54 Blätter des Meisters und gibt einen Querschnitt durch sein ganzes Lebenswerk: das früheste Blatt, „Der Eingezwängte”, ist um 1900 entstanden, das letzte, „Skarabäus”, 19? 5.

Albert Paris Gütersloh feierte am 5. Februar seinen 70. Geburtstag. Das gab Anlaß, den Dichter Gütersloh zu feiern. Leider ging der Maler Gütersloh damals leer aus. Nun holt die Secession, deren Präsident Gütersloh früher war, das Versäumte nach unddreißig „ Gouachen von seiner Hand. Gütersloh arbeitet am liebsten in kleinen Formaten, die die mittelaterlichen Mönche so liebten. So wirken seine Gouachen wie Initialen zu seinen Erzählungen: dabei wohnt auch ihnen ein erzählerisches Moment inpe. In mehr als einer, Hinsicht, vor allem aber durch ihre Ueberstilisierung, sind sie Hinweg zum Surrealismus. Als Maler ist Gütersloh Ironiker, wie Thomas Mann . als Schriftsteller. Im Gewände des Biedermeiers zeigt er Brüchigkeit und Verwesung einer sterbenden Welt. Seine Figuren haben die Frische sorgfältig aufgeschminkter Leichen, die Gegenstände erscheinen präpariert und ausgestopft,, hinter ihnen steht der Verfall. Die Farben sind fleischfarben, fahl, giftig. Das alles hat seinen eigenartigen, ein wenig verruchten und doch betörenden Reiz.

Ferdinand Kitt, der sein siebentes Lebensjahr - zehnt am 22, November vollendet, sind zwei Säle und damit der Hauptteil der Festwochenausstellung der Secession gewidmet. Vielen mag diese Bevorzugung Kitts vor den beiden anderen Jubilaren ungerecht erscheinen; allein man möge bedenken, daß Rubin schon mehrfach geehrt wurde und Güterslohs Miniaturen viel weniger -Raum einnehmen als die großformatigen Gemälde Kitts. Entscheidend ist letztlich doch nur das innere Format des Werks. Kitts Bilder, die eine eigene Verbindung von Expression und Dekoration darstellen, versuchen Kunst — ganz anders als die Arbeiten Güterslohs — im direkten Wege” zu erreichen. Den Porträts gelingt das besser als den Gemälden mit symbolischem Inhalt.

Keine Jubilare sind in der Galerie der Wiener Secession zu finden. Hier zeigt die „Freie Gruppe Hannover” Werke niedersächsischer Künstler. Lieberragendes ist nicht darunter, aber viele sehenswerte, sehr anständig gearbeitete Sachen.

Die Festwochenausstellung im Künstlerhaus hat den etwas faden Titel „Landschaft, Mensch und Tier” (schon die Pluralform wäre günstiger gewesen). Die Ouvertüre bildet eine Architekturausstellung von Prof. Siegfried Theiß (bekannt durch die Erbauung des Wiener Hoch- hauSeS), der in Kürze 75 wird. Darauf folgt im Mittelsaal eine Gedächtnisschau für den Osttiroler Albin Egger-Lienz (1868—1926), die mit sechs seiner wuchtigen . Kolossalgemälde empfängt. (Wie man hört, soll ein Teil der Künstlerhausjury gegen die Ausstellung Egger-Lienz gestimmt haben. Seltsam.)

Zur Linken geht es dann weiter in zwei Räume, die das Werk Anton Mahringers präsentieren. An 44 Werken, meist Oelbildern, kann sein konsequentes Bemühen um eine in sich gefestigte Land- (chaftsform abgeiesen werden, das von Jahr zu Jahr spürbarer wird. Mahringer, der am 26. September seinen 55. Geburtstag begeht, wurde in Neuhausen bei Stüttgart geboren. Seit lb29 wohnt er — gleich dem anderen Wahlösterreicher Werner Berg — in kärntnerischer Bergeinsamkeit. Eine innige Freundschaft verband ihn mit Anton Kolig (der auch sein Lehrer an der Stuttgarter Kunstakademie war) uhd Franz Wiegele. Die harten und oft spitzen Konturen der Alpenlandschaft, Kirchtürme, Giebel und Felszacken. bestimmen seine aus vielen . Farbkristallen aufgebauten Bilder. Mahringer ist ein sehr „zeichnerischer” Maler, auf dem Wege über die Zeichnung entsteht ihm das Bildgefüge. Dabei Schwebt ihm deutlich die Forderung Cėzannes nach einer Verfestigung der Formen im Geometrischen vor.

Rechts- im Parterre ist die Menagerie Ludwig Heinrich-Jungnickels (geb. 1881 in Wunsiedel, lebt in Villach) aufgebaut. Jungnickel ist wohl der bedeutendste lebende Tierzeichner. Seine Arbeiten zeugen nicht nur von großer Einfühlungsgabe in das Wesen des Tieres, sondern sind auch als Wirklich keitsstudien interessant. Viele seiner Blätter sind sehr lyrische Verherrlichungen der reinen Natur im Tier.

Im ersten Stock ist nur die Kollektion Leopold Hauers bemerkenswert. Hauer ist, wie Mahringer, beinahe ausschließlich Landschafter. Hat sich Mah- “ringeb aamG&ranms ri’greachulr, iso .rManet Jüt S.6thi fr ’ Seine Landschaften bauert sftW 3 b US- -C fnė r13Vi el faff’ aufeinandersteigender Hausporträts auf, die sich zur wohlüberlegten Architektur von Dörfern und Kleinstädten züsammenschließen; nicht das einzelne Haus also, sondern die ganze Siedlung stellt das Bauwerk dar. Andere Bilder von Hauer sind freier, gelöster, eigener, so ein vortrefflicher „Krater” (Oel). Hier , ist die Formensprache bereichert, die gebauten Rechtecke treten zurück zugunsten bewegter Linien.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung