6693765-1962_49_09.jpg
Digital In Arbeit

Junge spanische Maler

Werbung
Werbung
Werbung

Die junge spanische Malergeneration war mit ihren Werken bisher in Wien erst vereinzelt zu sehen. Nun wurde in der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz eine große Ausstellung festlich eröffnet, die einen aufschlußreichen und interessanten Einblick in ihr Schaffen gibt. Der älteste der darin vertretenen Maler wurde 1915 geboren, der jüngste 1936. Somit handelt es sich um die mittlere und letzte Generation des malerischen Nachwuchses eine Landes, das mit Picasso, Juan Gris, Mir6 und Dali der Kunst unseres Jahrhundert bereits entscheidende Impulse gegeben hat, nachdem es vorher schon durch die erlauchten Namen eines Coello, Morales, Greco, Zurbaran, Velazquez, Murillo und Goya unvergänglichen Ruhm erworben hatte.

Die in der Ausstellung vertretenen jungen spanischen Maler, die vorwiegend aus der zentralspanischen Landschaft stammen, dokumentieren in ihren Bildern vor allem den leidenschaftlichen Willen, sich den aktuellen Bewegungen und Bekenntnissen der zeitgenössischen Malerei anzuschließen, und vertreten dabei die verschiedensten Tendenzen, die sich zwischen noch gegenstandsbezogener abstrakter Malerei, dem „Informel“, und der sogenannten „Neuen Figuration“ bewegen. Bei Maximo de Pablo spürt man Nachklänge Goyas und Einflüsse Claves, Jose Iglesias erinnert an Poliakoff, und der ausgezeichnete Manuel Mompö ist ohne Picasso, Miro und Matisse nicht denkbar. Luis Feito und Orus huldigen einer „biologischen“ Abstraktion, Lapayese einem sehr dichten, malerischen, dekorativ strukturierten Bildbau, Farreras sehr imaginativen evokativen Setzungen, Guinovart irrational heraldischen Formulierungen, Lorenzo dynamisch-düsteren Licht-und-Schatten-Assoziationen, Micha-vila „konkreter“ Symbolik, Mier einer „gemauerten“ Wandstruktur. Jose Maria de Labra verspannt ästhetisch dekorative Beziehungen in Netzen, Soria wandelt Cuixart in metallene Schilder und Konstruktionen um, Valles und Zobel folgen einem graphischen Dynamismus.

Obwohl die bereits international bekannten „Stars“, wie Tapies, Miliares, Saura und Cuixart, fehlen, zeigt die Ausstellung in den nachdrängenden Malern das lebhafte Ringen um persönlichen und nationalen Ausdruck. Das eine äußert sich in der sehr subjektiven Haltung, dem starken Experimentieren mit oft bildfremdem Material und dem lauten und leisen „Protest“ einer zornigen jungen Generation, der sich gegen die Tradition, ja gegen die Kunst selbst richtet.

In eigenartiger Weise kommt aber dabei doch immer wieder die Natur als ungeform-tes vegetatives Sein und ein gewisses nationales Erbe zum Vorschein. Letzteres zeigt sich nicht allein in der antiästhetischen Komponente, sondern vor allem in einer frappanten Nüchternheit und Düsterkeit. Die farbige Zurückhaltung der Bilder — bis auf ganz wenige Ausnahmen — ist augenfällig, ihre Askese und dunkle Leidenschaft bemerkenswert.

Über den augenblicklichen aktuellen Rückgriff auf Ideen der Romantik hinaus manifestiert diese interessante und sehenswerte Ausstellung — die der vorbildlichen Zusammenarbeit der Direcciön General de Relaciones Culturales und der spanischen Botschaft in Wien mit dem Bundesministerium für Unterricht zu danken ist — auf das eindringlichste die völlige Freiheit, der sich auch die jungen spanischen Maler erfreuen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung