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Kiki Kogelnik: Zwischen „Space Race“ und Körpern als Kampfzone

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Das Kunstforum zeigt, dass die Kärntner Künstlerin Kiki Kogelnik nicht auf Pop Art und Glasköpfe reduziert werden sollte.

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Das Kunstforum zeigt, dass die Kärntner Künstlerin Kiki Kogelnik nicht auf Pop Art und Glasköpfe reduziert werden sollte.

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B reitbeinig steht die Figur da und hält einen Pinsel vor ihr Geschlecht, von dem rote Farbe tropft: Das Gemälde „The Painter“ von Kiki Kogelnik (1935‒1997) ist im Kunstforum Wien so positioniert, dass es Besuchern beim Betreten der Ausstellung sofort ins Auge sticht. Und es vermittelt gleich zu Beginn Hauptkomponenten des Werks der heimischen Künstlerin, die als eine der wichtigsten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts präsentiert wird: Selbstbewusstsein, Selbstdarstellung und weibliche Körperlichkeit. Dass sich Kogelniks Œuvre aber nicht leichtfertig einordnen lässt, wie es manch einer machen würde, der ihren Namen bisher ausschließlich mit ihren Köpfen aus Murano-Glas oder mit Pop Art in Verbindung bringt, will Kuratorin Lisa Ortner-Kreil zeigen.

Stets war das Werk der Künstlerin, die in Kärnten aufwuchs und ihre ersten Schritte auf dem Kunstparkett in Wien machte, bevor sie bald nach New York übersiedelte, von ihrer großen Neugierde und ihrem Streben nach neuem Terrain geprägt.

Seismografin ihrer Zeit

Am Anfang standen große, abstrakte, gestisch gefertigte Gemälde in lebenbejahenden Farben – wie hier in einer Rekonstruktion der ersten Ausstellung Kogelniks in der Galerie Nächst St. Stephan gezeigt wird. Doch ihr Umzug nach New York änderte ihre Arbeitsweise radikal. Sie wurde zu einer, die Schwingungen der Zeit ganz besonders stark aufnahm. Sei es, dass der „Space Race“ dazu führte, dass sie schwebende Körper vor silbernen Kreisen malte, sei es, dass sie aus Muffinformen Roboter- oder Raketenantrieb-Artiges baute. Bei einem Heimataufenthalt machte sie außerdem ein „Moon Happening“ in Wien, das im Kunstforum auf einem Bildschirm zu sehen ist. „Sie griff die virulenten Themen der Zeit auf“, sagt Kuratorin Lisa Ortner-Kreil. „Auch Künstliche Intelligenz, Klonen und In-vitro-Fertilisation kamen bei ihr schon sehr früh vor. Kogelnik fungierte wie ein Seismograf.“

Natürlich nahm sie in der Umgebung von Andy Warhol, Claes Oldenburg und Roy Lichtenstein auch die Schwingungen der Pop Art auf. Für die wie schwerelos wirkenden Körper ihrer damaligen Arbeiten zog sie außerdem Körper ihrer Kollegen und Bekannten auf Packpapier nach. Später entwickelte sie dies zu ihren „Hangings“ weiter, bei denen sie die Körperumrisse aus Vinyl wie reale Scherenschnitte über einem Kleiderbügel aufhängte. „Dabei schwang einerseits ein feministischer Unterton mit, wenn auf häusliche Tätigkeiten wie Nähen und Wäscheaufhängen angespielt wird, andererseits haben die ‚Hangings‘ auch etwas Gewaltvolles, wenn sie wie abgezogene Haut wirken“, sagt Ortner-Kreil. Kogelnik selbst wurde nicht gerne als Teil der Pop-Art-Bewegung bezeichnet – und auch von ihren damaligen Lieblingsthemen rund um den Weltraum verabschiedete sie sich nach der Mondlandung von Neil Armstrong rasch.

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