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Kleine Galerien

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Hans Escher — Jahrgang 1918 — gehört zu den profiliertesten Graphikern, die Österreich heute besitzt. Sein Werk, das eine große Spannweite in den Themen umfaßt und zu dem die Landschaftszeichnung — und das Landschaftsaquarell ebenso gehören wie Illustrationsserien und Sittenbilder, zeichnet sich durch besondere menschliche Anteilnahme, durch kritische Betrachtungsweise und durch eine ausgeprägte Weltanschauung aus, die man einen aufgeklärten, humanen Pessimismus nennen könnte. Das Tierische am und im Menschen, seine Narrheit und sein Elend, in dem noch ein Quentchen Hoffnung steckt, haben ihn stets bewegt und bewegen auch die Radierungen zum Buche Hiob und zur „Plünderung Roms“, die mit Aquarellen und Zeichnungen in der Galerie Basilisk derzeit zu sehen sind.

Im zweiten Raum der Galerie ist eine Kollektive der jungen Prager Zwillingsbrüder Jifi und Ivo

Petrlik untergebracht, von denen der eine sich vornehmlich der Darstellung von Pferden widmet, und deren Arbeiten — Bilder, Gouachen,

Drucke, Zeichnungen, Reliefs, Applikationen und Gobelins — Einflüsse von Picasso auf eine unbekümmerte, lustige und dekorative Art aufgenommen haben, um daraus eine Art neues Prager Barock von quirlenden Formen und Farben zu schaffen. Ihre eigentliche Stärke scheint aber auf dekorativem Gebiet zu liegen.

Der tapferen und rührigen „Kleinen Galerie" in der Neudeggergasse ist es erfreulicherweise gelungen, im Nebenhaus zwei weitere Räume zu erwerben und sehr hübsch für Ausstellungen zu adaptieren. Während hier Farbgraphik von Erich Hausladen gezeigt wird, stellt in den Haupträumen Peter Allmayer-Beck Aquarelle der letzten beiden Jahre aus, bei deren gepflegtem Informel in reduzierter Farbskala die Technik meist nicht ganz mit den angestrebten Setzungen mitkommt.

Die Bilder von Horst Sikora in der Galerie Autodidakt sind ebenfalls dem Informel verpflichtet und rennen mit ihrer Allerweltsmoderne offene Türen ein. Die Landschaftsaquarelle und Zeichnungen offenbaren schonungslos die gestalterischen Schwächen, die stets durch so „spontane“ Äußerungen verdeckt werden sollen.

In der ehemaligen Galerie Verkauf in der Riemergasse hat sich unter dem Namen „Modern Art Center“ eine neue Galerie etabliert. Bis sie sich ihren anspruchsvollen Namen wirklich verdient hat, dürfte noch einige Zeit vergehen, denn die ausgestellten Arbeiten, die sich um eine recht dürftige Auslese von Namen gruppieren, sind vorläufig von erschreckendem Dilettantismus.

In der „Galerie auf der Stubenbastei“ stellt Kurt Möser Aquarelle aus den Jahren 1957 bis 1967 aus. Es sind meist sehr zarte, duftige, im Format etwas überdrehte Blätter, bei denen vor allem die Begegnung mit Paul Klee spürbar ist, die aber doch eine persönliche Note in der Herein- nahmie von rudimentären Elementen der stimmungshaft empfundenen Natur an sich tragen. Wenn auch manches zu gekünstelt erscheint und auf manchem Blatt auch zu primitive Effekte angewendet werden, so machen sie doch in ihrer meist gedämpften sensiblen Farbigkeit einen sympathischen und angenehmen dekorativen Eindruck.

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