Kostbarkeiten laden ein

Prächtige Schlösser und Burgen zieren die Steiermark, und auch abseits der großen Straßen lassen sich wahre Juwele entdecken. Sie sind zum Teil dem Publikum zugänglich, andere kann man nur von außen besichtigen. Doch immer lohnt ihre reizvolle Lage und die Erinnerung an Geschichte und Persönlichkeiten den Besuch. Eine Auswahl möge anregen, mit offenen Augen nach weiteren Kostbarkeiten zu suchen.

Krieglach im Mürztal ist als Roseg-ger-fleimat bekannt. Fast unbekannt ist Schloß F'eistritz im Nordosten der Stadt. Seine heutige Gestalt erhielt es im 18. Jahrhundert, als bekannte Adelsfamilien wie At-tems und Taaffe zu den Besitzern zählten.

Das schönste an diesem Schloß ist sein ausgedehnter Park. Er beginnt als französischer Garten mit Springbrunnen und zierlichen Statuen, um in einen riesigen Park im englischen Stil überzugehen. Uralte Bäume umgeben den See, auf dem Schwäne an Seerosen vorbeiziehen.

Einmal im Jahr steht diese Herrlichkeit dem Publikum offen. Diese Jahr am 1. September, wenn die „Woche der alten Musik" mit einem Konzert eröffnet wird.

Ein paar Kilometer mürzabwärts sieht man von weitem auf einem vorspringenden Bergrücken Schloß Oberkindberg. Weiß leuchten die Mauern des Barockgebäudes, in einer Kapelle im Nordturm ist ein Hieronymus-Bild von Adam Weißkirchner zu bewundern. Die Hauptattraktion ist das Museum, das immer wieder zu Sonderausstellungen einlädt. Gegenüber dem Hauptgebäude steht ein barocker Speicherbau, so prachtvoll, daß er selbst ein Schloß sein könnte. Ro-kokostuck, Kachelöfen und bemalte Wandbespannungen sind vorbildlich restauriert. (Besuch 10 bis 17 Uhr)

Bärnbach in der Weststeiermark ist für seine Kirche berühmt. Doch lassen Sie das bunte Disneyland beiseite und fahren Sie nach Alt-Kainach. Das Renaissance-Schloß beherbergt viele andere Schlösser. Es dient nämlich dem Burgenverein als Museum. Liebevoll gebaute Modelle von steiri-schen Adelssitzen und Erinnerungen an Feldherrn, Staatsmänner, Gelehrte und Künstler, die in solchen Burgen residierten, lassen Geschichte lebendig werden. (Mai bis Ende Oktober, 10-12 und 14-17 Uhr, Mo geschlossen)

Im engen Tal der Hohen Laßnitz bei Deutschlandsberg liegt Schloß Wildbach. Im 19. Jahrhundert gehörte es der Familie Massegg, die mit dem Grazer Bechtsanwalt Pachler befreundet war. Seine Frau Marie lud Franz Schubert zu einem Besuch in Graz ein, von wo aus im September 1827 ein Ausflug nach Wildbach unternommen wurde. Angeblich wußte Schubert auch den Wein dieser Gegend, den berühmten „Schilcher", sehr zu schätzen. Jedenfalls verbrachte er hier die letzten heiteren Tage seines kurzen Lebens. Heute erinnert eine Gedenktafel über dem Schloßtor an seinen Aufenthalt, und der ländliche Obstgarten, geziert durch eine barocke Freitreppe, bietet noch denselben Anblick, der einst Schubert erfreute.

Ganz im Süden der Steiermark, nahe Murek, liegt Schloß Brunnsee. An diesem Ort weht der Hauch europäischer Geschichte, denn es gehört heute noch den Nachfahren jener Karoline Herzogin von Berry, die nach der Ermordung ihres Gatten unter abenteuerlichen Umständen schließlich mit Graf Lucchesi in der Steiermark ihren Frieden fand. Das Schloß ist kostbar eingerichtet, doch nur von außen zu bewundern. Ganz in der Nähe aber steht das Haus der Familie Kolle-ritsch. Alfred wurde zur Säule der österreichischen Literatur, sein Bruder Otto ist Bektor der Grazer Musikhochschule, und deren Onkel Josef war ein interessanter Komponist, dessen Qiuvre wiederzuent-decken lohnend wäre. Noch viele Schlösser locken in der Steiermark und sind ein Anreiz für individuelle Entdeckungsreisen in romantischer Landschaft.