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Kubins Geschenk

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Gegenwärtig werden in der Albertina eine ganze Anzahl von Räumen adaptiert, um den künstlerischen Nachlaß von Alfred Kubin aufzunehmen, in den sich diese Sammlung mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz teilt. Dieser Nachlaß ist ein Dankgeschenk des Künstlers an den österreichischen Staat für das Ehrengehalt, das ihm in seinen letzten Lebensjahren vom Unterrichtsministerium und vom Lande Oberösterreich zuteil wurde. Er ist erstaunlich umfangreich und umfaßt außer Tausenden von eigenen Arbeiten auch noch die wertvolle Graphik- Sammlung Kubins, die die Werke zahl-

reicher berühmter Zeitgenossen des Verstorbenen enthält. Ein Teil der an die Albertina gefallenen Stiftung ist nun in einer Ausstellung zu sehen, die eine Fülle von starken Eindrücken bietet. Interessant ist es, in den frühen tastenden Versuchen, die bald die Kubinsche Eigenart gewinnen, nun Einflüsse zu erkennen, die in ihrer illustrativen Symbolik von Felicien Rops bis Franz Stuck reichen. Schon hier ist die vom Natureindruck ausgelöste Umsetzung der literarischen Inspiration überlegen; Blätter wie „Verrufener Ort”, „Nordische Landschaft”, „Strauß-Vogel” gehören bereits zu den stärksten Leistungen.

Deutlich wirkt auch bald, wie in einer glücklichen Gegenüberstellung ersichtlich

Pablo Picasso beging am vergangenen Wochenende in Vallauris an der Cöte d’Azur seinen 80. Geburtstag. Mehr als 6000 festlich gestimmte Menschen nahmen an den Volksbelustigungen zu seinen Ehren teil, und mehrere hundert Künstler aus aller Welt waren gekommen, um dem grofjen alten Mann zu gratulieren, der mit seiner Frau und vier Kindern in dem kleinen Ort zu den „Einheimischen zählt wird, die Freundschaft mit Paul Klee, die zu einer größeren Freiheit der Linie führt. Form und Inhalt werden immer kongruenter, das philosophisch Spekulative zurückgedrängt. Zwischen 1920 und 1930 entsteht , ein so schönes , Blatt wie die „jyayfertiere”, das die, Naturmystik des Künstlers ebenso eindringlich zum Ausdruck bringt wie die .IVerėistė Mühle” und der „Sagittarius”. Der später entstandene „Sprengunfall” gehört zu Kubins besten Blättern, und die „Marionetten” zeigen eine merkwürdige Verwandtschaft mit Rowlandson. Die ungeheure Bereicherung, die die Sammlung der Albertina durch diese Werke Kubins erfährt, wird noch gesteigert durch die Graphiksammlung des Künstlers, aus der 20 frühe Handzeichnungen von Paul Klee und fünf von Lyonei Feininger gezeigt werden. Auch die Druckgraphik des Legats ist zum Teil hervorragend, es sind drei Goyas, zwei Picassos, nicht weniger als 83 von 145 Corinths, 31 Beckmanns und außerdem noch Munch, Daumier, Ensor, Toulouse-Lautrec, Klee, Barlach, Hofer und Kokoschka zu sehen. Die Auswahl, die Kubin unter seinen Zeitgenossen traf, läßt auf sein Zugehöriekeitsgefühl zum Expressionismus schließen, die Auswahl der Blätter auf das Qualitätsgefühl des Künstlers.

Nicht nur durch sein Werk, auch durch diese Stiftung hat der Mensch und Künstler Alfred Kubin sich ein würdiges Denkmal gesetzt.

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