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Kulturelle Festwoche in Obersterreich

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Die Jubiläumsfestwoche, die das Linzer Landestheater anläßlich seines 150jährigen Bestandes abhielt, kann in ihrer Intensität als ein starkes und erfreuliches Zeichen des kulturellen Leistungswillens der österreichischen Länder gewertet werden. Das oberösterreichische Landestheater, das mit mehr als 50 Ur- und Erstaufführungen seit 1945 unter Oesterreichs Bühnen führend ist, hat zu diesem Anlaß — neben Festinszenierungen des „Tannhäuser“ und des „Zerbrochenen Krugs“ — eine neue Uraufführung eines österreichischen Autors herausgebracht. Das nette Lustspiel „Es gibt immer zwei Möglichkeiten“ von Anny Tichy schildert als „fast historische Komödie“ eine Episode zwischen Alexander dem Großen und der charmanten Perserin Xenia, die sich für die andere der beiden Möglichkeiten entschied, nämlich nicht in die Weltgeschichte zu kommen. (Mit der begabten Elvira Hofer in der „ahistorischen“ Hauptrolle war ein schöner Lustspielerfolg zu verzeichnen.)

Die bildende Kunst trug zur Festwoche durch zwei interessante Ausstellungen bei. In der „Neuen Galerie der Stadt Linz“ vereinigte die Schau „Das Theater in der Graphik und Karikatu r“, mit wertvollen Leihgaben u. a. aus der Theatersammlung der Nationalbibliothek und der Münchner Clara-Ziegler-Stiftuhg, über 400 Holzschnitte, Kupferstiche, Lithographien und Blätter anderer graphischer Techniken, deren Thematik sich von mittelalterlichen Darstellungen der Terenzbühne bis zu Entwürfen aus der gegenwärtigen Spielzeit des jubilierenden Theaters selbst spannte, mit Meistern wie Burnacini und Bibiena, Watteau, Hogarth, Corintb, Sievogt, Barlach und Kubin als Marksteinen der geschichtlichen Reihe. Mit Beständen des Völkerkundemuseums illustrierte eine Ausstellung „Die Maske“ in der städtischen Kunstschule die Bedeutung des Maskenwesens als eine der kulturhistorischen Wurzeln von Schauspiel und Tanz. Nicht unerwähnt bleibe in diesem Zusammenhang eine weitere Schau — ein originelles, von-einigen Linzer Geschäftshäusern durchgeführtes Schaufenster-Preisausschreiben, bei dem nach einzelnen ausgestellten Requisiten oder Modellen Bühnenwerke des Repertoires zu erraten waren.

Beim feierlichen Festakt im Landestheater gab Bürgermeister Dr. Koref für den Jubiläums-Wettbewerb für einen Festprolog als zweite Preisträger ex aequo Herta Staub und Hans Weigel bekannt. Die beiden, in edler Sprache geformten und dem humanistischen Anliegen echten Theaters gewidmeten Prologe wurden zur Ein-begleitung des Festakts bzw. zur Abendvorstellung des Festtages vorgetragen. Dritte und vierte Preise errangen Ernst Jirga! und der junge Linzer Kurt Klinger. Landeshauptmann Dr. Gleißner schloß daran die Verkündung eines bis 31. März 1954 befristeten gesamtösterreichischen Dramatikerwettbewerbes des Landes Oberösterreich mit Preisen von 10.000, 5.000 und 3.000 S. Der gemeinsam formulierten Sorge der beiden ersten Männer von Land und Stadt, die der Notwendigkeit eines modernen Ausbaus des Landestheaters als des ersten kulturellen Zentrums Oberösterreichs galt, trat Bundesminister Dr. Kolb durch die bemerkenswerte Erklärung zugunsten einer Beteiligung der Landesbühnen an den Bundessubventionen (außerhalb der Kulturgroschenzuschüsse) bei. Umrahmt von Beethovens „Egmont-Ouvertüre“ und dem Vorspiel zu den „Meistersingern“, die Siegfried Meik dirigierte, wurde der Festakt so zu einem Bekejintnis zur großen künstlerischen und gesellschaftsbildenden Aufgabe des österreichischen Theaters, die Direktor Oskar Walleck knapp formulierte.

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