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Kunst als Visitenkarte
Otto Hans Bessler, einst acht Jahre Leiter des Grazer Doro-theums und anschließend sieben Jahre Leiter der Dorotheum-Kunstabteilung in Wien, machte sich selbständig und eröffnete vor nunmehr zwei Jahren die Wiener Kunstauktionen im Kärntnerringhof. Für Ressler steht fest, daß der Trend, die Bereitschaft und die Freude am Sammeln immer gleich stark waren, daß sich aber die öffentliche Anerkennung und Einschätzung geändert haben: „Kunst gilt heute quasi als Visitenkarte der eigenen Kultur. Kunst präsentiert man in den eigenen vier Wänden, im beruflichen Umfeld weist man sich damit als ein Mensch mit Kultur aus. Damit wurden auch Interessenten für das Sammeln von Kunstobjekten, die es zuvor noch nicht waren, Menschen, die einfach die Notwendigkeit erkannt haben, sich mit Kunst zu umgeben. Die erkannt haben, daß das eine Veränderung ihres persönlichen Ansehens, ihres Images mit sich bringt. Die Gesellschaft kann an der Kunst nicht mehr vorbeigehen!” Wiens jüngstes Auktionshaus hat sich etabliert: Das Frühjahr brachte eine siebenundvierzigprozentige Umsatzsteigerung. Ressler: „Das Bedürfnis und der Ort für Kunstauktionen ist in Österreich durchaus gegeben. Die Interessen jedoch sind vielschichtig, wobei man sagen kann, daß jüngere Leute - Jungunternehmer, Freiberufler und junge Lehrer - mehr zu zeitgenössischer Kunst tendieren, während ältere, etablierte, womöglich schon in Pension befindliche Freiberufler, Beamte und Unternehmer eher bei den Alten Meistern und der Kunst des 19. Jahrhunderts bleiben. Bei Antiquitäten ist der Anteil von ausländischen Käufern sehr hoch. Mit Sicherheit sind mehr als fünfzig Prozent der Kunden international und unter diesen ist der Anteil der professionellen Käufer, also der Händler, relativ groß. Der Markt für den Jugendstil wird fast zur Gänze von Kunden aus Japan und Amerika abgedeckt.”
Liegt nun beim Ersteigern die Wertanlage im Vordergrund oder doch nur die Sammelleidenschaft? Otto Hans Bessler meint dazu: „Ich kenne keinen einzigen Kunden, bei dem die Wertanlage wirklich im Vordergrund steht. Von einigen Sammlern wird das zwar behauptet, aber in Wahrheit sind es Kunstliebhaber und Menschen, die erkannt haben, daß sie ihrem Ansehen etwas Gutes tun, wenn sie qualitätsvolle Kunst besitzen.” Bereits als Weih-nachtsauktion bezeichnet Ressler seine neunte Kunstauktion: Sie beginnt am 29. November mit über vierhundertfünfzig Jugendstil-Objekten, darunter unter anderem ein außergewöhnlicher Blumenhalter von Kolo Moser. Bilder des 19./20. Jahrhunderts sowie Kunst nach 1945 folgen am 30. November.
Bei der zeitgenössischen Kunst gibt es diesmal einen Schwerpunkt bei den Skulpturen, unter anderem ist Fritz Wotruba vertreten. Am letzten Auktionstag, dem 1. Dezember, kommen dann Schmuck und Antiquitäten unter den Hammer.
Die AViener Kunstauktionen zeichnen sich nicht nur durch äußerst erfolgreiche Akquisitionen, sondern auch durch kundenfreundliche Auktionszeiten aus, diese sind stets abends. (Informationen unter 512 45 40)
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