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Kunst aus Österreich

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Meisterwerke gotischer Bildschnitzer. Kefermarkt und St. Wolfgang im Farbbild. Von Karl B arda c h z i. Verlag „Das Bergland-Buch", Salzburg- Stuttgart. Mit 3 5 Farbdrucktafeln nach Farbaufnah- meiį des Verfassers. 48 Seiten Text, Preis 95 S.

Der Bergland-Verlag bringt eine Neuauflage von Bardachzis 1944 erstmals erschienenem Bildband über die bedeutendsten Altarwerke des Landes ob der Enns, die Hauptwerke eines hochbedeutenden Passauer Bildhauers bzw. des genialen Südtirolers Michael Pacher. Bardachzi versteht es wohl, volkstümlich in die Schönheit dieser „geflügelten Wunder“ einzuführen, die Problematik ihrer kunstgeschichtlichen Stellung darzustellen.

Dennoch muß sich vor diesen großen Werken selbst und bei Betrachtung der Farbtafeln des altneuen Buches ein schwerstes, grundsätzliches Bedenken unabweisbar einstellen: Wenn auch bis zum Beginn des 16. Jahrhundert die spätgotischen Flügelatäre so gut wie ausnahmslos prachtvolle Farbfassungen von höchstem künstlerischem Reiz und Wert erhielten, so ist doch die Fassung nur einer enge begrenzten Minderzahl dieser Altarwerke derartig erhalten, daß sie dem Willen des einstigen Künstlers noch voll entspricht, also eine wahre Aussage über seine Absichten geben kann. Eine Hochleistung wie etwa der Blaubeurer Altar hat sich in Klosterstille märchenhaft mit seiner strahlenden Farbigkeit erhalten: namentlich Südtirol besitzt noch in entlegenen Bergkirchen altgefaßte Flügelaltäre, die herrlich wie am ersten Tag geblieben sind: S. Giuliana ob Vigo di Fassa, die Veitskirche am Tartscher Bühel bei Mals, die Spitalskirche von Latsch im Vintschgau und besonders St. Martin in Hofern bei Bruneck. Nur wer diese Meisterwerke eingehend studiert hat. kann die Summe von Ingenium, Erfahrung und Mühe beurteilen, mit der die Farben in mehrfachen Schichten aufgetragen und ein schmetterlingsbunter Zauber geschaffen wurde, der allzu leicht durch Barbarei oder fehlgeleitete Fürsorge beeinträchtigt oder unwiederbringlich zerstört werden kann. Die beiden Altarwerke nun, die Bardachzi so liebevoll darstellt,

tragen heute nicht mehr ihre Originalfassung; es hat daher derzeit keinen Sinn, sie farbig darzustellen. Eine Schwarzweißwiedergabe ist und bleibt die einzig angemessene, mag auch die Moderichtung nach der Farbe „schreien". Denn der Kefermarkter Altar hat nicht allein seine Fliigelbilder, sondern auch die Farbfassung seiner Bildwerke verloren. Das nackte Lindenholz, aus dem die Figuren geschnitzt sind, wurde durch Firnissen zu nahezu metallischem Glanz gebracht, der fast überdeutlich jede plastische Feinheit hervorhebt. Die Gliederung und Belebung, die einst die Farbe der Form gab, ist dahin: es ist sinnlos, das derzeitige Holzbraun darzustellen. Die Farbfassung, die der Choraltar von St. Wolfgang heute trägt, ist nicht die originale, sondern gehört den Jahren um 1600 in ihren wesentlichen Teilen an. Ursprünglich beherrschten bunte Farben die farbige Erscheinung des Pacher-Altars wohl bedeutend mehr als heute, wo das Gold in der frühbarocken Fassung dominiert. Diese wurde überdies nach dem ersten Weltkrieg durch Aufpinseln eines mittlerweile dunkelbraun gewordenen Firnisses „aufgefrischt", so daß Bardachzi Pachers Hauptwerk nur durch einen dunkelbraunen Film hindurch aufnehmen konnte — ein Mißstand, der namentlich bei Farbaufnahmen der Gesichter der Bildwerke deutlich wird. Nur dort, wo die Sonne grell die Plastiken bescheint, leuchten ihre Farben auf. Es wird Aufgabe einer sorgsamsten Reinigung des Pacher-Altars sein, daß dessen Farben neben jenen der jüngst grell erneuerten Fresken ringsum überhaupt bestehen können. Bis dies geschehen ist, bleibt jede Farbaufnahme von problematischem Wert.

Wir hoffen aber, daß es bald der modernen Aufnahme- und Reproduktionstechnik gelingen möge, eine Reihe von original gefaßten bedeutenden Flügelaltären in angemessener Weise zu veröffentlichen. Ein solches Buch wäre ein Hvmnus auf eine der höchsten Leistungen deutscher und alpenländischer Kunst des Mittelalters.

Die Barockfassade des Institutsgebäudes der

/D k A \J \ 4M C DÄliAM . M d der Prandtauer-Kreis. Von Dr. Karl B. Frank, St. Pölten. Sonderdruck aus der Festschrift: „250 Jahre Institut der Englischen Fräulein St. Pölten.

In dieser überaus lesenswerten Studie weist der Verfasser in klarer, überzeugender Beweisführung die noch heute für das Stadtbild von St. Pölten maßgebende Institutsfassade Jakob Prandtauer zu, nachdem er die verschiedenen Bauperioden, in denen diese schöne Schauseite in fortgesetzter Erweiterung vollendet wurde, klärt und damit auch den Weg zur exakten Datierung der prächtigen Plastiken bahnt, die der Fassade in Nischen eingegliedert sind und ihre malerische Erscheinung bestimmen. So gewinnen wir eine Reihe höchst wertvoller neuer Kenntnisse zur Geschichte der barocken Architektur und Bauplastik Niederösterreichs.

Der Hallstätter Marten-ltar von Meister Asti.

Von Ekkart Sauser. Verlag des Musealvereins Hallstatt. 78 Seiten, 47 Bilder.

Das als Innsbrucker Dissertation verfaßte ausgezeichnete Buch gibt ausführlich und klar die wissenschaftliche Einordnung eines spätgotischen Altarwerkes, das zu den interessantesten und künstlerisch wertvollsten der Alpenländer gehört, bisher aber zu Unrecht von der Forschung neben den berühmteren Flügelaltären von St. Wolfgang und Kefermarkt vernachlässigt wurde.

Sauser ordnet die Plastiken des Hallstätter Marienaltars den anderen bereits bekannten Werken des in Gmunden ansässigen Bildhauers Asti zu, die sich vorwiegend im Salzkammergut und dem vom Stifte Admont pastorierten oberen Ennstal befinden und von der Kunst der Metropole Salzburg abhängig sind; hierbei wurde leider der Kreis der Betrachtung etwas zu enge gezogen: Denn mehrere Oberkärntner Kunststätten, wie die Pfarrkirche von Ober- vellach oder die herrliche Wallfahrtskirche von Hochfeistritz, bewahren Holzplastiken, deren Beziehungen zu der Schreingruppe des Hallstätter Flügelaltars und damit zu Asti evident sind. Ebenso hätte sich die kunstgeschichtliche Stellung der schönen Hallstätter Flügelgemälde durch Vergleiche mit kaum bekannten Exportwerken der Salzburger Malkunst um 1510/20 auf norditalienischem Boden (Feltre, Ge- mona) noch präzisieren lassen. Ferner wäre ihre Verwandtschaft mit den Flügelbildern des Astl- Altars in Gröbming, Werken eines Südtiroler Meisters, genau zu prüfen gewesen.

Der Hallstätter Marienaltar ist eine der zahlreichen Stiftungen des Wappen- und denksteinfreudigen Verwalters des Salzamtes Aussee. des niederbayrischen Adeligen Hans HI. Herzheimer (1464 bis 1 5 32), der im Dienste Maximilians 1. zu einem kleinen Kunstmäzen von renaissancehafter Prägung heranwuchs und als Vetter, Freund und Erbe des 1 hochbedeutenden Degenhart Pfeffinger (1471—1519) v zti Jen Malern'des Innstädtchens Mühldorf .—' einer Salzburger Enklave in Bayern -- ebenso enge Beziehungen besaß wie zu dem anonymen „Meister der Altöttinger Türen“. Daher finden sich — Sauser ist dies unbekannt geblieben — unter den um 1520 von Salzburger und Miihldorfer Malern geschaffenen Mirakelbildern an den Außenwänden der Gnadenkapelle von Altötting einige Tafeln, die den Hallstätter Flügelgemälden stilistisch engst entsprechen. Ihr Urheber war wohl in Salzburg ansässig, der Stadt, zu der Hans Herzheimer durch seine Heirat mit Erentraut Waginger persönliche Beziehungen pflegte. Die Zusammenarbeit des Gmundener Bildhauers Asti mit einem Salzburger. Maler ist durchaus möglich, ja. wahrscheinlich.

So wirft. Sausers Arbeit, die mit ausgezeichneten Aufnahmen versehen ist, eine Reihe wichtiger kunstwissenschaftlicher Fragen auf, deren Lösung nicht in der provinziellen Enge der Heimatforschung, sondern allein durch Einsicht in weitgespannte künstlerische Wechselbeziehungen erarbeitet werden kann.

Salzburger Kunstsfätten. Von Franz Fuhrmann. Herausgegeben von Walter Frodl. Verlag Joh. Leon sen., Klagenfurt-Wien. 108 Abbildungen, 6 Farbtafeln, 4 Kartenskizzen.

Das kleine, gut illustrierte und vom Verlag musterhaft betreute Büchlein will und kann, wie sein Vorwort betont, nicht das Dehio-Handbuch ersetzen, das dem Bildungsbeflissenen ausreichende Angaben über den Kunstbesitz einzelner Orte macht; es möchte nur in engstem Rahmen einen knappen Ueberblick über das künstlerische Schaffen in Salzburg-Stadt und -Land vermitteln, also ungefähr das geben, was F. Martin schon vor Jahren auf Grund eigener Forschungen in seiner kleinen „Salzburger Kunstgeschichte" dargelegt hat. Franz Fuhrmann hat mit Sorgfalt und reicher Sachkenntnis den Text verfaßt, der mit Ausnahme des Veit-Stoß-AItars im Stifte Nonnberg die wesentlichsten Kunstwerke dieses Bundeslandes zumindest erwähnt. Wertvoll ist namentlich die knappe Einführung, welche die Entfaltung Salzburgs als Kunstmetropole andeutet. Freilich mußte dieser Abriß auch deshalb unvollständig und einseitig bleiben, weil Salzburgs Schöpfertum zur Zeit seiner mittelalterlichen Hochblüte nicht allein innerhalb der verengten Grenzen des heutigen Bundeslandes und des Rupertigaues, sondern bis an den Plattensee und nach Krain. über die Alpen hinweg bis nach Friaul und im Etschtal vorherrschte und in hochbedeutenden Exportwerken bis nach Rom hin Verbreitung fand.

Unter den schönen Bildern dieses Bändchens fallen wohltuend zahlreiche alte Veduten auf. die wesentlich mehr als manches moderne Lichtbild besagen; wenn dagegen Hauptwerke der Architektur Salzburgs, wie das Erzstift St. Peter oder die Kollegienkirche, nur in jenen Teilen gezeigt werden, welche sichüber die Dächer der Altstadt erheben, so ist das zuwenig.

Das wohlgeschaffene Büchlein wird namentlich den Festspielgästen ein nützlicher Wegweiser sein.

Kunst aus Oesterreich, Tapisserien. Auswahl der Bilder und Text: Anna Spitzmüller. 24 Seiten Text, 41 Tafeln. Herausgegeben von der Actien-Ge- sellschaft der Vöslauer Kammgarnfabrik. Bad Vöslau.

Wie in den vergangenen Jahren legt auch heuer wieder die Actien-Gesellschaft der Vöslauer Kammgarn-Fabrik eine gediegene, nobel ausgestattete Publikation vor, die mit Kunstschätzen aus Oesterreich bekanntmacht. Aus den Beständen des Kunst historischen Museums in Wien, des Museums für angewandte Kunst in Wien und einiger anderer Institut wurde eine gute Auswahl getroffen. Die ältesten hier abgebildeten Tapisserien stammen vom Mittelrhein, aut dem Elsaß und der Schweiz (15. Jahrhundert), die wertvollsten aus dem Brüssel des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, wo die Wirkkunst in hoher Blüte stand. Leider ist die österreichische Gegenwart nur sehr schwach vertreten. Gerne hätte man eine Tapisserie von Wolfgang Hutter gesehen. Der Text der präzisen Einleitung und die Erläuterungen zu den Abbildungen werden in drei Sprachen — Deutsch, Englisch und Französisch — gegeben. Ein dankenswertes Unternehmen und eine ausgezeichnete Visitenkartei

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