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Kunst aus Tirol

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Neben der noch andauernden Gedenkausstellung anläßlich der sechshundertjährigen Verbindung Tirols mit Österreich in der Hofburg, wo Kunstdenkmäler als Zeugen des geschichtlichen Ablaufs — zum Beispiel der Flügelaltar von Schloß Tirol — gleichwertig neben den historischen Urkunden stehen, brachte der Kunstpavillon im Hofgarten einige wertvolle Ausstellungen.

Besonders der 60jährige Südtiroler Maler Josef Kienlechner (genannt „Kien“), der heute in Rom lebt, zeigte überragende Leistungen. Von den Anregungen seiner Lehrer Carl Hofer in Berlin und Derain in Paris hat er sich längst freigemacht. Seine zartflächigen, gegenstandsfreien Bilder in subtilen farbigen Rhythmen sind weit entfernt von den Produktionen der vielen Nachbeter der abstrakten Stilrichtung, die ohne inneren Auftrag mit dem Strom schwimmen wollen. Kiens Kunst ist Ausdruck einer gereiften Künstlerpersönlichkeit voll echter Empfindung. Besonders zwei Wandteppiche dieser Ausstellung, in einer römischen Werkstatt ausgeführt. zählen neben modernen französischen Stücken dieser Gattung zum Besten, das wir kennen.

In der ersten Septemberhälfte beherbergte der Tiroler Kunstpavillon Werke von sechs Tiroler Bildhauern, die sich, zu einer losen Gruppe zusammengeschlossen, mit den Problemen der modernen 'plastischen Gestaltung auseinandersetzten. Franz R o i 1 o. Rudolf und Helmut Millonig, Peter Schneider, Siegfried Hafner und Ilse Giacomuzzi waren mit Arbeiten vertreten. Welche sie ohne Bindung an einen bestimmten Auftrag oder Auftraggeber geschaffen haben. In diesem freien Gestalten konnten die Künstler ihrer Phantasie weiten Spielraum geben und ihr persönliches Anliegen jeweils aufzeigen. Als hauptsächliche Tendenz erkennt man in den gezeigten Arbeiten eine Ausrichtung auf starke Vereinfachung und Intensivierung des Ausdruckes durch Reduktion der natürlichen Formen.

Im Ausstellungstrakt des Kunsthistorischen Instituts war während der Sommermonate eine Ausstellung mit graphischen Arbeiten des Innsbrucker Malers und Graphikers Erwin Luft- Wal d n er zu sehen. Dieser Künstler, der sich besonders durch seine ansprechenden Landschaftspastelle allenthalben einer Beliebtheit erfreut, hat im vergangenen Jahr in der Galerie Hielscher in München mit, Erfolg ausgestellt und zeigte nunmehr die Ergebnisse seiner letzten Studienreisen nach Italien und Spanien auch in Innsbruck. Neben den Pastellbildern, bei welchen Lutz-Waldner dem zeichnenden Strich ohne Verreibung seine unmittelbare Wirkung beläßt, wurden auch Aquarelle, Lithographien und Tuschzeichnungen zur Schau gestellt.

Fritz W i 1 b e r g e r spielt im wirtschaftlichen und kulturellen Leben von Seefeld eine große Rolle. Daß er auch malerisch tätig ist, wurde erst jetzt allgemein bekannt, als er im September im Tiroler Kunstpavillon eine Reihe von Temperabildern zur Schau stellte. Es war dies überhaupt das erste Mal, daß Wilber- ger seine Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit vorführte. Bei den gezeigten Werken handelte es sich ausschließlich um Landschaftsdarstellungen, die trotz der Einflüsse, die Wilberger von seinem Freund W. N. Prachensky oder von Oskar Kokoschka, dessen Sommerakademie in Salzburg der Maler mehrfach besuchte, empfangen hat, auch auf eine persönliche Auseinandersetzung mit den Problemen zeitgenössischer Malerei schließen lassen. Die Ergebnisse jedenfalls, die vorliegen, sind für einen Autodidakten, der Wilberger letzten Endes ist, sehr beachtlich.

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