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Kunst der Donauschule

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Ab kommenden Samstag stehen nach der feierlichen Eröffnung am 14. Mai die Ausstellungsräume im Westtrakt des Sehlo/ftnuseums Linz und im Augustiner-Chorherrnstift St. Florian dem allgemeinen Besuch offen. Die große seit 1962 vorbereitete Ausstellung der „Kunst der Donauschule 1490 bis 1540“, ein neues und besonders glanzvolles Ereignis, in dem Bemühen künstlerische Epochen in Österreich in der ihnen gemäßen Umgebung dar- und vorzustellen, hat dann ihren Anfang genommen. Für sie wurden im Stift St. Florian und im Schloßmuseum Linz bewundernswert umfangreiche Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt, und die mehr als 500 Exponate werden dem Besucher mit Dezenz und Geschick dargeboten. Beide Ausstellungsorte bilden für die Kunst dieser Zeit eine ideale Ambiente. Linz als Residenz Kaiser Maximilians I., und St. Florian als ein Wirkungskreis des bedeutenden Malers der sogenannten Donauschule, Albrecht Altdorfer, der für das Stift den bis heute in dessen Besitz befindlichen Sebastiansaltar schuf, einer der letzten großen spätmittelalterlichen Flügelaltäre, der sich in vorzüglichem Erhaltungszustand befindet. Die Plastik der Donauschulezeit — die im Linzer Schloßmuseum untergebracht ist — gibt einen allgemeinen Uberblick, der den stilbildenden Einfluß einzelner großer Persönlichkeiten, wie Hans Leinberger, Andreas Lackner und Hans Schwarz, die Eigenarten verschiedener Kunstlandschaften und besonders das großartige Werk des Monogrammisten 1P herausstellt, dessen Arbeiten zu den stärksten Eindrücken der gesamten Ausstellung zählen. Hier wie in dem ausgezeichnet ausgebauten anderen Trakt des Museums und auch in St. Florian überzeugt die architektonische Gestaltung durch Architekt Karl-Heinz Rattinger durch ihre einfachen, schönen und zweckmäßigen Lösungen.

Im Stift führt der Weg über das hinreißende barocke Stiegenhaus Prandtauers in die Räume der ehemaligen Sommerprälatur, in denen von den Vorläufern — wie dem Meister von Großgmain, Jörg Preu und Rueland Frueauf über Lucas Cranach d. Ä., Altdorfer und seinem Kreis, Niclas Preu, Wolf Huber und seinem Kreis sowie allen Ausstrahlungen der Donauschule — ein umfassendes Bild der Malerei dieser Zeit gegeben wird, das besonders den Wissenschaftlern die lang ersehnte Gelegenheit geben wird, viele schwebende und strittige Fragen zu klären. Den Höhepunkt der Ausstellung bildet der Marmorsaal mit der Aufstellung des Sebastiansaltares von Albrecht Altdorfer, der — ein glücklicher Einfall — von zeitgenössischen Harnischen umgeben wird, deren Formen man auf den Bildern der Zeit vorfindet und die selbst in ihren Ätzzeichnungen die Stilelemente der Donauschule tragen. In dem großartigen barocken Bibliotheksraum des Stiftes findet man die kostbaren graphischen Blätter der Meister, soweit sie nicht schon im Zusammenhang mit den Bildern präsentiert wurden und auf dem Weg dorthin noch einen Uberblick über die zeitgenössische Architektur in ausgezeichneten Photomontagen, wobei es aus verschiedenen Gründen als äußerst fragwürdig erscheinen kann, auch in ihr von einem spezifischen Stü der Donauschule sprechen zu wollen. Neben dieser einmaligen Ausstellung, zu deren Gelingen 104 öffentliche und private Leihgeber aus elf Ländern in großzügiger und kollegialer Weise beigetragen haben, können auch noch weitere Räume des Stiftes, die Stiftskirche und das Bruckner-Grab besichtigt werden. Acht Orgelkonzerte und drei geistliche Konzerte in der Stiftskirche werden während der Dauer der Ausstellung bis zum 17. Oktober Akzente setzen, die besonders Anton Bruckner verpflichtet sein werden.

Dem Lande Oberösterreich und allen Beteiligten muß für dieses große und bedeutende kulturelle Ereignis Dank gesagt werden. Die Kunst der Donauschule, wie sie sich in dieser Ausstellung darbietet, wird an dieser Stelle noch eingehende Würdigung erfahren.

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