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Kunst und Kunstgewerbe
Als Josef Hoffmann vor vier Jahren starb, wußten nicht allzu viele, wer von uns gegangen war. Es ist das Verdienst der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, daß sie uns in einer kleinen Ausstellung in der Galerie Würthle den Reichtum seiner Persönlichkeit wenigstens andeutungsweise näherbringt. Hoffmann besaß eine totale ästhetische Kunst- und Stilgesinnung, die fast alle Bereiche des Wohnens zu einer harmonischen Einheit zusammenzufassen versuchte. Er schloß damit als Schüler und Assistent Otto Wagners sowohl an die Ideen der Engländer John Ruskin und William Morris an wie an die Bewegung des „art nouveau“, der „Sezession“, deren Mitbegründer und Leiter er wurde. Als Architekt schuf er ein Hauptwerk des „Sezessionismus“, das Palais Stockt in Brüssel, zahlreiche Villen in Wien, das Sanatorium Purkersdorf und den österreichischen Pavillon für die Biennale in Venedig, als Entwerfer Schmuck, Glas, Stoffmuster und Keramik, Spielzeug, Vasen und Bestecke, Bucheinbände, Möbel und Tapeten, die fast alle einen auf Harmonie und Klarheit gerichteten Geist verraten, ein subtiles Gefühl für den Wohllaut der Form und das richtige Empfinden für Tradition. In der Distanz wird sie, die Tradition, im Werk Josef Hoffmanns immer deutlicher, sie zeigt 6ich in einem versteckten Klassizismus, der den Arbeiten ihren leichten und strahlenden Reiz verleiht. An der Ausstellung werden die Versäumnisse klar, die an dieser umfassenden Persönlichkeit von vielen Seiten begangen wurden.
Vorwiegend Collagen zeigt Professor Arnulf N e u-w i r t h unter dem Titel „America L a t i n a“ in der Galerie Nebehay. Sie entstanden nach Reiseeindrücken und versuchen die Vielfältigkeit des historischen, psychischen und physischen Erleben in ihrem Mosaikcharakter wiederzugeben. Die besten Blätter erwecken den Eindruck von Palimpsesten, in ihrer Gesamtheit sind sie origineller, intelligenter und geschickter literarischer Tachismus, der die formale und aggressive Bedeutung, die die Collage im Kubismus und Surrealismus hatte, ästhetischen Zwecken dienstbar macht.
Theo Bjraun, Günther Kraus und Ludwig M e r w a rt'haben in der Galerie Verkauf farbige Eisenätzüngen ausgestellt, die durch die mehr oder weniger zufällige Säureeinwirkung auf die Platten entstanden. Die Ergebnisse sind manchmal von hohem ästhetischem Reiz, aber bedeutungslos.
Die „Moderne'Türkische Graphik“, die in den Räumen der Staatsdruckerei zu 6ehen ist, hat sehr starke Niveauunterschiede. Nachdenklich stimmt, daß man diesen Arbeiten auch ohne weiteres in irgendeiner Ausstellung österreichischer Graphik begegnen könnte. Besondere Begabungen fallen nicht auf.
Johann Fruhmann hat in der „Galerie im Griechenbeisl“ Graphiken aus der Zeit von .1955 bis 1960 ausgestellt. Das Tasten nach organischer Form ist einer starken Motorik gewichen, die den Halt der Blätter bildet. Der flüchtige Reiz der Glasdrucke wird in einigen geschickt ausgenutzt.
In der Galerie St. Stephan zeigt Mon-signore Mauer Bilder von Winfried Gaul aus Düsseldorf, eines Monochromisten, die wie schlecht grundierte Leinwand aussehen.
Unreif sind leider die Arbeiten von Maria Somogyi, die im Logenfoyer des Konzerthauses hängen. Ihre Primitivität beruht weniger auf Stil als auf Unfertigkeit. Geschmack ist noch lange nicht Kunst.
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