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Kunst von gestern und heute
Wahre Leckerbissen für Kunstfreunde und Sammler enthält eine, freizugängliche Ausstellung der „Neuen Galerie“, die neben österreichischen Malern und Graphikern von Tina Blau bis herauf zu Do-browsky und Wacker auch eine Anzahl französischer Meistergraphiker in bemerkenswerten Arbeiten zeigt.
Vor allem freut man sich über eine große Zahl von Aquarellen und Zeichnungen Faistauers, entzückenden kleinen genrehaften Porträts und brillanten Aktstudien. Schiele ist mit dem großen Bildnis „Arnot“ und einigen frühen Landschaften und Stadtveduten sehr gut vertreten. Ein feines „Obststilleben“ Carl M o 11 s, M o r g-n e r s kraftvolles, recht nobel gemaltes „Knabenbild“, Jungnickels Lithographie „Gewitter“, voll dramatischer Bewegtheit, Zeichnungen und Aquarellstudien B ö c k 1 s, Landschaften des fast vergessenen Kolo Moser, Sterrers „Berglandschaft“ sowie verschiedene Bilder und Graphiken von Jettmar, Schmutzer, O. R. Schatz (sehr schöne Aquarellandschaften), Tina Blau (eines ihrer beliebten Prater-motive, S e 11 e n y (Studienzeichnungen aus Südamerika), H ö r m a n n, Fischer, Kolbe und Dombrowsky fallen bei einem Rundgang durch die Schausäle besonders auf.
Ein besonderes Augenmerk verdienen illustrative Blätter von D e 1 a c r o i x und Toulouse-Lautrec, landschaftliche und figurale Zeichnungen von Carpeaux, die Karikaturen von Cham und einzelne Blätter von H e 11 e u, Kars und F o r a i n.
Im „Kunsthandwerkerverein“ in der Kärntnerstraße ist gegenwärtig eine sehenswerte photographische Schau „Das moderne Lichtbild in der Tschechoslowakei“ zu sehen, gewissermaßen eine Visitenkarte für die im Oktober geplante große tschechische Kunstausstellung in den Räumen der Wiener Kunstakademie. Vor einem halben Jahr konnte man Arbeiten schweizerischer Berufsphotographen in einer prächtigen Zusammenstellung kennenlernen. Noch ausgeprägter als bei den Schweizern verrät sich bei den Tschechen die enge Verbundenheit der Lichtbildner mit den Malern und Graphikern, durchaus nicht in ihrer technischen, sondern in ihrer rein künstlerischen Einstellung. Auch die Photographen sind Realisten oder Surrealisten, sie trachten entweder mit feinem Einfühlen das Äußere ihrer Motive könstlerisdi festzuhalten oder sie sind bestrebt, die äußeren Hüllen zu lüften und in das Innere, Seelische einzudringen. Allerdings ist infolge der technischen Gegebenheiten niemals eine scharfe Grenzlinie zwischen Realismus und Surrealismus zu ziehen, da wirklichkeitsnahe Aufnahmen eines Lichtbildners oft von den abstraktesten und phantastischesten Gebilden begleitet sind.
Unter den mehr als hundert Blättern gibt es einige von meisterhafter Vollendung, nicht nur technisch, sondern auch in ihrer künstlerischen Auffassung. So ist der Blick durch das regennasse „Fenster“ in einen Hinterhof von Sudek schlechthin vollendet. Von Altmeister Jaromir Funke sind stimmungsvolle Landschaften, Akte und abstrakte Photographien lobend hervorzuheben. Bernäts „Mutter“, die feine Lichtstudie „Tagesende“ von Bure?, Falkas famoser, nobler „Akt“, „Gotisches Fenster“ von Jenicfek, Styrskys „Wurzel“ und Wiskovskys „Landschaften“ aus der Prager Umgebung seien abschließend erwähnt. Sie alle beweisen, daß die tschechische Lichtbildkunst sehr entschlossen und aufgeschlossen den Weg zeitgemäßer Kunst geht.
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