Kunstschätze aus zwölf Jahrhunderten

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1200 Jahre Erzbistum Salzburg: Das Dommuseum präsentiert Kostbarkeiten aus Europa.

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1200 Jahre Erzbistum Salzburg: Das Dommuseum präsentiert Kostbarkeiten aus Europa.

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Vor 1200 Jahren, am 20. April 798, hat Papst Leo III. auf Wunsch Karls des Großen den Salzburger Bischof Arn zum Erzbischof erhoben. Ein Höhepunkt der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr ist die Sonderausstellung des Dommuseums "Meisterwerke europäischer Kunst", die Kostbarkeiten aus allen Epochen der Bistumsgeschichte präsentiert. Sensationell ist der Ausstellungsweg über die Orgel-Empore in das erstmals öffentlich zugängliche Rupert-Oratorium.

Die berühmte zarte Hostien-Taube mit ihren sanft geschwungenen Flügeln, die Pacher-Madonna aus dem Ursulinenkloster mit dem freundlichen Jesus-Kind, das seine Arme nach der rot-grünen Birne ausstreckt, die Damen-Krone aus dem vierzehnten Jahrhundert, die heute noch im Stift Nonnberg bei den Feierlichkeiten zur Investitur einer neugewählten Äbtissin verwendet wird: Im Mittelpunkt der Ausstellung zum 1200-Jahre-Jubiläum des Erzbistums stehen der Salzburger Domschatz, Kunstwerke aus Stadt und Land Salzburg, sowie Pretiosen, die als Leihgaben vorübergehend an ihren angestammten Ort zurückgebracht wurden. Zehn Exponate stammen aus dem vatikanischen Museo Sacro.

Eines der beeindruckendsten Stücke ist das "Goldene Emailkreuz" aus dem Schatz der Cappella Sancta Sanctorum, das in sieben Emailflächen Szenen aus dem Leben Jesu zeigt. Schier unbeschreiblich ist das Lächeln der Maria in der Miniatur der "Darstellung Jesu im Tempel". Auf smaragdgrün-durchscheinendem Grund, der gleichsam in die Tiefe der Jahrhunderte blicken läßt, sind voll Ruhe und doch mit überwältigender Ausdruckskraft, die Figuren, bis auf das Jesu-Kind, rubinrot und weiß gekleidet, angeordnet. Diese Kostbarkeit, die in den Jahren 817 bis 824 in Rom, vermutlich von einem byzantischen Künstler, geschaffen wurde, gehört zu den atemberaubendsten Exponaten. Zur gleichen Zeit entstand ein ziselierter Silberbehälter, der einst ein Gemmenkreuz mit einer Reliquie des Herrn in seiner Mitte enthielt. Daneben wird, aufgrund der zeitlichen und stilistischen Nähe, eine moderne Kopie des Tassilo-Kelches gezeigt. Während der Papst-Visite am 19. Juni solle die Kopie kurzzeitig durch das Original ersetzt werden, berichtete der Direktor des Dommuseums, Johann Kronbichler.

Salzburger Institutionen haben ihre Porträts der Erzbischöfe zur Verfügung gestellt: Wolf Dietrich von Kaspar Memberger, Matthäus Lang von Albrecht Altdorfer (zugeschrieben), Ignaz Rieder von Anton Faistauer oder Karl Berg von Josef Mikl machen das Konzept, Kunstwerke aus den wichtigsten Phasen der Diözesangeschichte zu präsentieren, augenfällig nachvollziehbar.

Die mittelalterlichen, gotischen und barocken Kunstwerke sind in den bekannten Räumen des Diözesanmuseums auf der Südseite des Domes untergebracht. Die Exponate des 19. und des 20. Jahrhunderts dagegen werden in den erstmals öffentlich zugänglichen Emporen und dem Rupert-Oratorium auf der Nordseite präsentiert. Der Weg über die Orgel-Empore bietet die einzigartige Möglichkeit, die Dimensionen des barocken Domes aus einer - zumindest für Nicht-Dommusiker - ungewöhnlichen Perspektive auf sich wirken zu lassen.

Das Rupert-Oratorium, mit seinem überreichen Stuck und den Gemälden von Fra Arsenio Mascagni der prachtvollste Raum innerhalb der Gesamtanlage, war bis 1918 der Ort der Wahl der Salzburger Erzbischöfe. Während die Gemälde der Domkuppel durch den Bombenangriff auf Salzburg im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden und nur mehr in Rekonstruktionen überliefert sind, sind die Mascagni-Gemälde im Rupert-Oratorium (Ölfarbe auf Kupferplatten, Öl auf Leinwand sowie Secco-Malerei) im Originalzustand erhalten geblieben. Die Malereien zeigen Szenen aus dem Leben Ruperts, das Altarbild stellt den Tod des Heiligen nach der Meßfeier am Ostersonntag dar. - Ein Raum, der einen eigenen Besuch lohnt.

Eine kleine Kuriosität ist das "Wappenkästchen des Erzbischofs Tarnoczy" das Hans Makart - laut Inschrift - im Jahr 1859 angefertigt hat und die Wappen aller Bischöfe und Erzbischöfe Salzburgs zeigt. Der "Große Salzburger Votivaltar" von Anton Faistauer, die Zeichnung "Pro mundi vita" von Oskar Kokoschka, ein Fahnenbild von Karl-Hartwig Kaltner oder eine "Verkündigung an Maria" von Hubert Schmalix spannen den Bogen bis in die Gegenwart.

Von den Kunstwerken auf der "anderen" Seite seien noch erwähnt: eine edelstein-starrende Mitra aus dem Jahr 1480, eine Leihgabe der Erzabtei St. Peter; das "Salzburger Antependium", eine 96 x 334 cm große Seiden- und Metallstickerei mit Szenen aus dem Leben Jesu, die 1906 an das Museum für Angewandte Kunst verkauft wurde oder die "Hartmannsmitra" aus der Mitte des zwölften Jahrhunderts, eine Leihgabe aus dem Brixner Domschatz.

Eine der Schätze, die das Bundesland Salzburg birgt, ist das "Mariapfarrer Silberaltärchen" aus dem Lungau, ein kleiner Flügelaltar, der, nicht zuletzt wegen seiner hochwertigen Gravuren auf der Schrein-Rückwand und den Flügelaußenseiten, zu den herausragenden Werken der europäischen Goldschmiedekunst gehört.

Im letzten Augenblick doch nicht zu haben, war das Autograph der "Krönungsmesse" von Wolfgang Amadeus Mozart, das in Krakau eifersüchtig gehütet wird. Ein Faksimile ist ein schwacher Trost. Eine Augenweide für Musikliebhaber sind dagegen zwei Blätter aus der Partitur zur 53stimmigen "Missa Salisburgensis" von Heinrich Franz Biber in einer frisch renovierten zeitgenössischen Handschrift aus dem Jahr 1682.

Meisterwerke europäischer Kunst.

1200 Jahre Erzbistum Salzburg. Dommuseum, bis 26. Oktober.

Zugang Domvorhalle. Auskünfte: Dommuseum, A-5010 Salzburg, Postfach 62, Tel. 0662/844189. Geöffnet: Mo.-Sa. 10-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 13-18 Uhr.

Der reich illustrierte Katalog (S 350.-) und die Festschrift "Dom und Geschichte" (S 250.-) werden zusammen um S 480.- angeboten.

Führungen: SA 11 Uhr.

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