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Lacktafeln und Bergl-Fresken strahlen

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Die Restaurier-ungsarbeiten im Scliloß sind zwei Jahre nacli der „Privatisierung“ voll in Gang, Orangerie und „Römische Ruine“ sind jetzt dran.

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Die Restaurier-ungsarbeiten im Scliloß sind zwei Jahre nacli der „Privatisierung“ voll in Gang, Orangerie und „Römische Ruine“ sind jetzt dran.

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Die Angst vor der „Privatisierung“ von Schloß Schönbrunn war unbegründet. Nach rund zwei Jahren Verwaltung durch die Schloß Schönbrurm Kultur- und BetriebsgesmbH sieht der Besucher zwar außer den in den Schauräumen aufgestellten Hinweisen, das Gebäude würde eben saniert, noch nicht viel von den Ergebnissen der Restamierung. Nach wde vor dominiert in dem von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfenen (1695) und von Nicolaus Pacassi fertiggestellten (1750) Lustschloß der Eindruck des Abgewohnten, Vernachlässigten.

Nichtsdestoweniger hat man entsprechend dem Auf lagenkatalog des Bimdesdenkmalamtes sowohl mit Instandsetzungsarbeiten als auch mit der Revitalisierung des Inbegriffs sämthcher österreichischer Repräsentationsbauten begonnen. Und wenn der Schloß Schönbrurm Kultur- und BetriebsgesmbH die finanziellen Mittel aus den Eintritts-;eldem, dem nicht unbedingt qua-itätvollen Museumsshop, der Pacht von Gastronomiebetrieben und Konzertveranstaltem nicht früher ausgehen, dann wird in zwei bis drei Jahren so manches Detail in dem von Maria Theresia imd Franz Joseph meistgehebten Aufenthaltsort in neuem Glanz erstrahlen. Vielleicht auch wird man, um die gefährhch schwankende Luftfeuchtigkeit in den Räumen besser in den Griff zu bekommen, die Irmen-höfe überdachen und die Besucher durch sie einlassen.

Vor weiteren Schäden bewahrt werden bereits die von den Besucherströmen schwer in Mitleidenschaft gezogenen Fußböden, indem mail zu ihrer Entlastung unter die Böden eine Zwischenschicht gelegt und die Parketten mit neu gewebten Teppichen bedeckt hat. Eben im Gange ist femer eine Auswechslung der dem jüngsten Standard entsprechenden Brandmeldeanlagen.

Gleichzeitig erfolgt die vom Denkmalamt durchgeführte Re-stauriemng der chinesischen Reis-papiertapeten des weiß-blau-goldenen Chinesischen Zimmers. Abgeschlossen ist hingegen die Restau-riemng der in die Wände eingelassenen prachtvollen Lacktafeln mit ihren goldfarbenen Vögeln, Blumen imd fremdartigen Landschaften auf schwarzem Grund im Vieux-La-que-Zimmer (Bild 1). Gleiches gilt von den persischen Miniaturen aus dem schönsten Raum des Schlosses, dem Milhonenzimmer (Bild 4).

Seit Jahren sind sie durch Farbfotos ersetzt, und man wird diese kostbaren Kunstwerke, die noch wertvoller sind als die „eine MilHon Gulden“ teure Einrichtung, ihres schlechten Erhaltungszustandes wegen wohl nicht mehr an Ort und Stelle affichieren. Ob Faksimile ihren Platz einnehmen werden, ist aus Kostengründen fraghch. Denn da und dort stellt sich heraus, daß es um die Beschaffenheit einer Mauer, eines Freskos oder einer Vertäfe-lung schlimmer bestellt ist als frühere punktuelle Untersuchungen ergeben haben.

Das ist auch bei den allegorischen Deckenfresken des Gregorio Gighelmi in der Großen und Kleinen Galerie der Fall, jenen zwei Prunkräumen, in denen Maria Theresia Hoffeste veranstaltet, der Kongreß getanzt, Franz Joseph sein 60jä hriges Regierungsjubüäum gefeiert hat, die Republik ihre Staatsgäste zu Tisch bittet und die Stadt Wien Konzerte veranstaltet.

“ Viel Zeit in Anspmch nehmen i wird die Sanierung der Parterre-Räume, von denen nur die an der linken Seite gelegenen sogenannten Bergl-Zimmer mit den ganz dem Rokoko verhafteten exotischen Szenerien des Johaim Wenzel Bergl anläßlich der Maria-Theresien-Aus-stellung renoviert worden sind (Bild 2). Die fallweise zu besichtigenden Bergl-Zimmer an der rechten Seite sind ebenso wie die Gisela-, Kronprinzen- und weiß-goldenen Appartements in einem elenden Zustand. Mit der Wiederherstellung ihres historischen Erscheinungsbildes vnir-de begormen.

In der Orangerie, in der wie in monarchischer Vergangenheit musikalische Soireen abgehalten werden sollen, hat man nach Fertigstellung der statischen Sanierung des Gewölbes und der Entfemung der Trennwand zwischen der eigenth-chen Orangerie und dem früheren Heizhaus die Instandsetzungsarbeiten aufgenommen. Die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Fenster mit verrosteten Metallrahmen sollen bloß durch Kopien ersetzt werden, da es keine Darstellungen aus barocker Ära mit den Originalfen-stem gibt. Wiederhergestellt werden außerdem das historische Ziegelpflaster und der Wandputz.

Nicht zuletzt untersuchen, vermessen, dokumentieren und reini fen die Archäologen des Bundes-enkmalamtes seit Herbst 1993 die unter Joseph II. im Schloßpark aufgestellte „Römischen Ruine“. Obwohl dieses tempelartige, einst ui den Farben braun, grün, schwarz und weiß bemalte Bauwerk mit Wassernixe und Flußgott eine typische Schöpfung des Hofarchitekten Hohenberg von Hetzendorf ist, erscheint es jetzt als echte Ruine. Wie weit man es in Form und Farbe ergänzen wird, steht nicht fest.

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