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Landschaft extrem

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Patrick Loertscher ist nicht nur ein unermüdlicher Reisender. Er ist auch ein Geduldiger. Er vermag Stunden, ja Tage auf einem Platz auszuharren, um genau das Bild machen zu können, das ihm vorschwebt.

Eine Fähigkeit, die der Laie wohl eher dem Tierfotografen zuordnet, die aber auch auf dem Gebiet der Landschaftsfotografie unabdingbare Voraussetzung für Höchstleistungen darstellt. Und deren Fehlen einer der Gründe dafür ist, daß die fotografische Ausbeute der Massentouristen, die oft nicht weniger hochwertige Technik durch die Gegend schleppen, neben jener der Profis meistens so dürftig aussieht. Manche Landschaft ist 23 Stunden und 59 Minuten des Tages ästhetisch uninteressant, flammt in der letzten Minute auf, spielt wenige Sekunden lang, wenn die Sonne hinter einem Berg hervorkommt, alle ihre Reize aus - diese Sekunden darf der Fotograf dann nicht verpassen.

Viele Bilder des Buches „Natur Australien - die 50 schönsten Nationalparks” von Patrick Loertscher vermitteln dem Beschauer das Gefühl, in solchen Sekunden geglückt zu sein. Man darf dem Verlag Styria dazu gratulieren, diesen Fotografen und Autor gewonnen zu haben.

Er ist ein Meister der Kunst, die strenge Ästhetik australischer Landschaften mit ihren oft harten Kontrasten, zum Teil sehr karge Landschaften, wiederzugeben. Wenn er die schroffen Klippen von Cape Pillar auf Tasmanien und die auf ihnen siedelnden rostroten Flechten fotografiert, mit dem rauhen, wolkenverhangenen Meer dahinter, meint man bereits die Kälte der Antarktis zu spüren. Geradezu idyllisch wirkt dagegen der Carnavon Nationalpark von Queensland mit seinen Blumen und Wasserfällen. Das Buch der 50 schönsten Nationalparks Australiens deckt alle touristisch wichtigen Re-gionen des Kontinents ab, handfeste Informationen mit Touren vorschlagen und praktischen Hinweisen einschließlich Adressen bilden, wichtig in Zeiten des boomenden Ferntourismus, einen wichtigen Teil des Textes.

Ein ganz Großer der Natur- und Landschaftsfotografie ist der Japaner Kazuyoshi Nomachi, dessen Buch „Sahara” ebenfalls, wie schon früher der eindrucksvolle Band „Tibet”, auf Deutsch bei Frederking & Thaler erschienen ist, und zwar mit Texten von Michael Asher, Spektakuläre Aufnahmen wie die nachtschwarzen Regenschauer über der marokkanischen Wüste oder der fast volle Mond über den im letzten Sonnenlicht aufflammenden Schluchten des Tassiii der Adjer stehen neben Dokumenten des Überlebenskampfes im Extremklima der Wüste, etwa den zwei winzigen Blättchen einer Pflanze, die jahrelang auf Wasser zu warten vermag. Oder eines Sträuchleins in der Unendlichkeit des Sandes, das den Fotografen offenbar ähnlich tief berührte wie den Dichter Saint-Exupery nach seiner Notlandung in der Libyschen Wüste das Zusammenleben des Wüstenfuchses mit den Schnecken. Der britische Wüstenforscher Michael Asher ist zwar kein Antoine de Saint-Exupery, aber ebenfalls ein von der Wüste Faszinierter. Seine Texte begleiten unauffällig, aber informativ Nomachis Bilder, die ohnehin keines weiteren Kommentars bedürften.

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