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Lebensspendendes Geschenk der Natur

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Eine Ausstellung zum Thema „Salz”, präsentiert in einer aufgelassenen Saline, in der jeder Meter Boden erzählen könnte von der langen Geschichte des Salzbergbaus — allein der Standort auf der Pernerinsel in Hallein würde jede durchschnittlich schlechte Ausstellung „retten”. Hier aber ist nicht nur der Ort einer Landesausstellung einzigartig, auch die Art der Präsentation ist einmalig:

Den Betonblock, der im Salzwasser liegt, kann auch ein kräftiges Kind anheben. Denselben

Block daneben, er ist nur von Luft umgeben, bewegt auch ein starker Mann um keinen Zentimeter.

Würde man alle Weltmeere verdampfen, könnte man Europa mit einer fünf Kilometer dicken Salzkruste zudecken. Nur fünf Prozent des weltweit produzierten Salzes werden als Würzmittel verwendet. Der große Rest wird industriell genutzt, zum Beispiel als Streusalz auf der Autobahn.

Mit anschaulichen, spannenden Versuchen, mit kurzen, leicht verständlichen Texten auf überschaubaren Tafeln wird der Ausstellungsbesucher gleichsam in den Salzstollen „hineingelockt”. Und hat man den überdimensionalen „Salzkristall-Palast” (das Modell eines Salzmoleküls) erst einmal durchschritten, kann man sich der Faszination des Themas nicht mehr entziehen.

Wie wird Salz aus Meerwasser gewonnen? Wie bringt man es aus einem Berg heraus? Wie ist es da überhaupt hineingekommen? Keine Frage bleibt offen. Auch wer noch nie darüber nachgedacht hat, was er sich da eigentlich auf sein Frühstücksei streut, wird nach dem Besuch dieser Ausstellung Auskunft geben können über Gewinnungsmethoden einst und jetzt, über Sole und Sudpfanne und die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Salzes in Safeburg an der Safeach.

Allein der zweigeschoßige Pioniersteg von der Pernerinsel über den Salzach-Arm zum Museum eröffnet dem Besucher ganz neue Perspektiven auf die Salinenstadt

Hallein und den Dürrnberg, wo bis 31. Juli 1989 Salz abgebaut wurde. (Noch für dreißig Jahre wären dort abbauwürdige Lagerstätten vorhanden.) Über den Steg geht es hinüber ins historische Pflegschaftsgebäude, die „Amtszentrale” des über Jahrhunderte wichtigsten Wirtschaftszweiges Salzburgs.

Die sogenannten Fürstenzimmer im zweiten Stockwerk bilden für sich allein eine beeindruckende historische Wirtschaftsdokumentation zum Thema. 1756, im Geburtsjahr Mozarts, hatte Erzbi-schof Siegmund JH. Schrattenbach die Sahne in Hallein besucht. Daraufhin ließ er eingedenk des weiten Weges des Salzes, die Wände seiner Repräsentationsräume mit einem „Lehrgang in Bildern” ausschmücken: 73 Szenen, im Bildformat auf tapetenartige Leinwandbahnen gemalt (in ebenfalls gemalten Ro-caille-verzierten Rahmen). Alle Etappen der Salzgewinnung sind hier festgehalten. Das Fertigen der Salzfässer' (Kufen) wird hier ebenso genau beschrieben wie der Arbeitsablauf während einer „Sudwoche” oder der Transport auf den Zillen: Im Jahr 1590 verließen über 2.200 Schiffsladungen mit Salz die Stadt Hallein.

Was haben übrigens Schischuhe, Luftballons, Federbälle und Compact Discs mit Salz zu tun? Ohne die aus der Salz-Verwandlung gewonnenen Chlorverbindungen wäre die gesamte Kunststoffnerstellung undenkbar.

Salz konserviert viele unserer

Nahrungsmittel, sorgt aber auch, etwa in Form von PVC, für erhebliche Umweltbelastungen. Das Kapitel „Vom weißen Gold zur Umweltgefahr” im Katalogbuch macht auf diesen „schwarzen Fleck” auf der „weißen Salzweste” aufmerksam.

Dennoch - zu allen Zeiten erfreute sich das Salz besonderer Wertschätzung. Das kostbare „Salzfaß”, die Saliera mit der allegorischen Darstellung des Planeten Erde, von Benvenuto Cellini ist nur ein Zeichen dafür, daß nichts zu kostbar war, für das „Weiße Gold”.

SALZ

Salzburger Landesausstellu, Hallein, Pernerinsel, Keltenmuseum. Bis 30. Oktober; täglich 10 bis 18 Uhr.

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