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Mala Mater Austria

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, Die vierte? Folge der vom „W e 11 b u n d de r Ö sie rreicher im Ausland“ veranstalteten Ausstellungen „D a s kulturelle Schaffe der Auslandsösterreicher“ wurde in der Wiener Akademie der bildenden Künste unter dem Titel „Bildende Kunst und Architektur“ feierlich eröffnet. Sie bietet einen zwar keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebenden, aber enthüllenden, ja erschütternden Überblick darüber, wie viele bedeutende Persönlichkeiten, Begabungen und Talente auf den Gebieten der Architektur, Malerei und Bildhauerei Österreich im Laufe der letzten fünfzig Jahre durch politisches Schicksal oder persönliche Umstände verloren oder — sieht man es anders — der Welt geschenkt hat. Allein in der Architektur sind zwanzig Namen zu zählen. Sie reichen von dem Pionier Richard Neutra, dem exzentrischen Experimentator Frederik Kiesler und dem großzügigen Planer Victor Gruen, die zu Weltruf gelangten, bis zu den jungen Begabungen, die eben dabei sind, sich einen Platz zu erobern, wie Leopold Boeckl (ein Sohn des Malers Herbert Boeckl) oder Eric Coufal. Sie alle wirken auf dem nord- amerikanischen Kontinent. Dazwischen finden sich so profilierte Erscheinungen wie R. Schmikl (Südafrika), O. Petermüller (Sudan), H. Epstein (Australien), Felix Augenfeld (USA), Pierre Bauer (Frankreich), Gerhard Karpius (USA), G. Silberbauer (Frankreich), R. Hlawatsch, Peter Paul Smrha, Franz Sobotka und Gustav Müller (sie alle in Deutschland). Einer von ihnen, Prof E. A. Plischke (Neuseeland), soll als Nachfolger von Prof. Clemens Holzmeister, der ebenfalls in der Ausstellung mit einigen seiner in aller Welt verstreuten Arbeiten repräsentiert ist, ein Lehramt an der Wiener Akademie antreten.

Plastik und Malerei sind in dieser wichtigen Ausstellung, die unter chronischen österreichischen Erbübeln — Geldmangel und hastige Improvisation — leidet, kärglicher vertreten. Photographien und Reproduktionen müssen Originale ersetzen, deren Beschaffung unüberwindliche Lasten an Kosten auferlegt hätte. Trotzdem ist Georg Ehrlich (England) mit einer Originalplastik vertreten — „Die Geschwister" — und der Maler Kurt Goebel (Frankreich) ebenfalls. Von der Bildhauerin Susanne Polac (Spanien) ist ein Kurzifix bemerkenswert, von der begabten Susanne Wen- ger die Photographie der Tempeltüren aus Lagos. Der Bildhauer Friedrich Meister wirkt in Belgien, der interessante Day Schnabel in Frankreich, Heinz Satzinger in Kairo, Siegfried Charoux in England, und in den USA hat Felix de Weldon das riesige „Heldendenkmal der Marinesoldaten" nach der berühmten Photographie von Iwo Jima mit naturalistischer Akribie geschaffen. Joseph Binder, heute in den USA, war einst ein bedeutender Plakatgraphiker Österreichs, Greta Freist (Frankreich) ist von den Ausstellungen der Secession her auch bei uns bekannt. Der Maler Josef Floch lebt in den USA, Georg Keil (es soll wohl „Schlacht von Trafalgar“, nicht „Trafal“ heißen?) in Rom, Rudolf Ray — eine faszinierende und bisher übersehene Potenz der zwanziger Jahre — in Mexiko, Emma Bormann in Japan, Adolf Winternitz in Peru, Georg Merkel in Frankreich, Pepi Weixlgärtner-Neutra und ihre Tochter Elisabeth Söderberg in Schweden, Alfred Kreuz, Albert Reuss und Hans Herbatschek-Hansen in England. Einer der wichtigsten Maler — Gerhart Frank — soll angeblich aus England heimkehren und an die Wiener Akademie berufen werden. Eine Fülle von Talenten, Begabungen, Persönlichkeiten, von denen man einige sicher ausgiebiger und repräsentativer Wiedersehen möchte.

Der Abgang vieler von ihnen — erzwungen oder freiwillig — muß als Substanzverlust Österreichs empfunden werden. Das ist eine Mahnung gerade heute, wo wieder vieles junge Begabungen zwingt, nicht nur ihr Glück, sondern auch ihre Existenz im Ausland zu suchen. Darüber kann der stolze Gedanke, daß Österreich mit seinen Kindern im Ausland der Welt viel geschenkt hat, nicht ganz hinwegtrösten. — Nicht nur an dieser Ausstellung, sondern absolut gemessen, ist die Schau der „Vereinigung bildender Künstler der Steiermark in Graz“ im Künstlerhaus ein rein provinzielles Ereignis. In dem Untermittelmaß harmloser und bedenklicher Dürftigkeit fallen lediglich zwei Aquarelle von Hans Menzel „Obertrumsee“, „Winter“, zwei Reißarbeiten von Berthold Maier „In der Sauna“ und „Nach dem Sturz“, illustrative Aquarelle von Elek Vajda und die „Gartenlandschaft" von Assunta Arbesser durch ihre Ansätze auf.

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