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Malereien...

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Den Besucher der Österreichischen Galerie des 19. Jahrhunderts im Belvedere ziehen die Bildnisse Barbara K r a f f t s (1764 bis 1825) immer wieder besonders an. Sie sind innerhalb der österreichischen Kunst der damaligen Zeit bemerkenswerte Erscheinungen. Das weniger, weil von einer vollkommen geglückten künstlerischen Durchformung zu sprechen wäre, als vielmehr einer unmittelbaren Lebendigkeit halber, die sich in der malerischen Durchführung vor allem der Gesichter und Gewandpartien auswirkt. Lockerheit der Pinselführung, der Versuch malerischer Kalligraphie, verbindet sich mit dem Bestreben, plastische Werte aus dem Widerspiel von kalten und warmen Tönen zwischen Grau und Rosa zu entwickeln. Eine interessante Ausstellung im Belvedere, die die Wiener Bilder mit solchen aus Salzburg und Bamberg vereint, wo die gebürtige Iglauerin als Malerin tätig war, macht deutlich, daß diese Elemente ihrer Malerei wahrscheinlich auf Vorbilder der niederländischen Schule, unter anderem auf Frans Hals, zurückgehen. Sie zeigt gleichzeitig, daß Barbara Krafft meist unter dem Druck ihrer Auftraggeber stand, da sie sich nur in wenigen Bildnissen zu der selbständigen Freiheit durchzuringen vermochte, wie sie ihr spätes Selbstbildnis am reifsten zeigt. Trotzdem sind ihre Bilder unmittelbarer und sympathischer als die der 23 Jahre vor ihr geborenen und berühmteren Angelika Kaufmann. Mehr als diese steht sie zwischen den Zeiten und gehört nicht so eindeutig dem Klassizismus an, sondern bildet eine Brücke vom Rokoko zur Romantik. Bei Barbara Krafft erweist sich der Provinzialismus neben allen seinen Nachteilen auch als eine Kraft, die die Unschuld der Beobachtung und des Temperaments erhalten hat.

Ihr Zeitgenosse, Johann Michael Anton W u t k y (1739 bis 1822), der in Krems geborene Landschaftsmaler, sucht in seinen Motiven das Bedeutende und Pathetische, meist in theatralischen Beleuchtungseffekten, zu geben. Seine Ölbilder wirken heute leer und gekünstelt, während in den Zeichnungen und g PflihzenSffidterr eine beachtlichere Größe- der-Anschauung und ein dekorativer Sinn zum Ausdruck kommen. Bei ihm kündet sich vollends die Empfindsamkeit der Romantik an, eine neue Einstellung zur Natur. Daher wird auch das Versagen, sich von einem kleinstädtischen, von der großen Kunst nie erschlossenen Boden zu erheben, um so deutlicher spürbar als bei Barbara Krafft.

In der mit einem Hauch pariserischer Atmosphäre gesegneten Galerie Willi Verkauf sieht man. derzeit eine Ausstellung von einigen Originalgraphiken P i c a s s o s und von Faksimiles seines Skizzenbuches 1955/56, das in der Villa La Californie entstand. Unter den Originalgraphiken fällt besonders der kleine „L'homme au chapeau“ aus der frühen kubistischen Zeit auf, der „Sculpteur et son modele couche“, die kleine Taube und ein Bacchus auf gelbem Papier. Die Blätter aus La Californie haben vor allem Interieurs zum Gegenstand — das Atelier des Malers — und sind als Werkzeichnungen zu betrachten. Meist mit farbigem Buntstift niedergeschrieben, sind es Variationen über das Thema des Raumes, wobei die Farben manchmal zur Gliederung der Raumschichten verwendet werden, die Picasso dann im kubistischen Sinne integriert, oder als Mittel, ornamental-dekorative Zusammenhänge zu klären. In ihnen ist die Pranke des alten Löwen am meisten spürbar, während in der Serie der Odalisken ein deutliches Erschlaffen der Konzentration zu sehen ist. Die bewußte Gestaltung wird hier bereits deutlich von unkontrollierter Deformation abgelöst. In diesem Zusammenhang ist das Blatt mit Studien nach Cranach, Holbein und Rembrandt besonders bemerkenswert, weil hier die Fähigkeit zur Gestaltung — die seihen Zeitgenossen gegenüber noch immer überragend erscheint — am deutlichsten überprüft werden kann.

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