6713713-1964_32_23.jpg
Digital In Arbeit

Maria Elend im Rosental

Werbung
Werbung
Werbung

Die in Urkunden erst spät erwähnte Pfarr- kt b e von Maria Elend weist ein erheblich höheres Alter auf, als man gemeinhin annehmen möchte. Allein der nordseitig an das Presbyterium angefügte Turm beweist dies: er stammt aus romanischer Zeit. Wenngleich erst 1787 hier eine Kuratie eingerichtet wurde, wissen wir doch, daß die Kirche „Unserer lieben Frau, genannt im Elendt” ein uraltes Wallfahrtsziel war, daß, wie ein Gemälde im Gewölbe des Altarraumes zeigt, schon die heilige Hemma von Gurk hier an dieser Stelle gebetet hat.

Der heutige Bau, eine stattliche Hallenkirche aus spätgotischer Zeit, verbirgt, wie angedeutet, in seinem Mauerwerk Reste eines älteren Baubestandes. Den stattlichen Innenraum zeichnen achteckige Pfeiler aus, die ein Gewölbe mit Stichkappen tragen und den Raum in drei Schiffe unterteilen. Während die rippenlosen Schiffgewölbe ohne jeglichen Dekor blieben, schmücken zarte Stuckornamente und Gemälde das Gewölbe des Altarraumes. Diese Dekoration stammt aus der Zeit um 1730, als das Gotteshaus vom Stift Ossiach betreut wurde. Damals entstand der üppig reiche Hochaltar, das mit prächtig geschnitzten Wangen ausgestattete Gestühl und die Beichtstühle, zuletzt die repräsentative Kanzel (1748). Schon vorher (1648, 1663) statteten Äbte von Ossiach den Raum mit reichornamentierten Schnitzaltären aus, denn von der gotischen Einrichtung blieb nur eine Marienstatue und jener herrliche Flügelaltar erhalten, der nunmehr im „Presbyterium” des südlichen Seitenschiffes steht Dieser Altar, zufolge seines überreichen Gesprenges ein besonders kostbares Beispiel spätgotischer Altarbaukunst in Kärnten, drohte vom Holz- wurija zerstört zju werden., Sein überaus zartes, verwilncf verslungenes, den Altar bekrönendes Astwerk zerfiel beim Berühren zu Staub. Aber auch das Mauerwerk der Kirche zeigte Risse und Sprünge, die in bedenklicher Weise zu wachsen schienen.

Nachdem weder das Restaurieren des Altarwerkes noch das Sanieren des Baues unaufschiebbar waren, lag es nahe, eine Gesamt- innenrestaurierung vorzunehmen. Ein Vorhaben, das trotz der Beihilfe aus Denkmalpflegemitteln des Bundes und Landes sowie Mitteln der Gemeindeaufsichtsbehörde (Flügelaltar) von der kleinen Pfarre nur in Etappen verwirklicht werden konnte und dem Pfarr- herrn Dechant Msgr. Dr. Hornböck jahrelang zusätzliche Arbeit auflastete.

Wie immer in ähnlichen Fällen, untersuchte der bewährte Statiker Hofrat A. Honig den Bau. Sein Gutachten lag den Sicherungsarbeiten zugrunde. Erst nachdem die zu bersten drohenden Mauern gefestigt und trockengelegt, erst nachdem der gotische Flügelaltar in unsagbar mühevoller Arbeit gegen den Anobienbefall behandelt und das Holz gefestigt worden war, konnten die eigentlichen Restaurierungsarbeiten beginnen. Besagter Flügelaltar und die barocken Schnitzaltäre der Kirche wurden von entstellenden Anstrichen befreit. Den zarten Stuck des Altargemäldes schälten behutsame Hände aus deckenden Tünchen, ein seines Stuckes beraubtes Gewölbefeld über dem Hochaltar, das gleich einem Loch in einer Spitzendecke wirkte, erhielt wieder den ihm gebührenden Schmuck. Störend übertünchte Steinteile kamen in ursprünglicher Polychromie zum Vorschein, Wände und Gewölbe erhielten wieder ihr ursprüngliches Weiß.

Das Ergebnis der Arbeiten ist für alle, die die Kirche vorher kannten, überraschend: nicht nur die Architektur, von allen entstellenden Zutaten befreit, beeindruckt, sondern vor allem auch die wieder hervorgeholten Farben, die sich zu einem feierlichen Akkord vereinen, Farben, welche dem Gotteshaus jene Würde wiedergegeben, die es durch unfachgemäß durchgeführte Renovierungen verloren hatte und die heute alle beeindruckt, die das Gotteshaus betreten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung