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„Maria Theresia und Tirol“

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In der barocken Innsbrucker Hofburg wurde erstmals der Versuch einer Ausstellung unternommen, der voll gelungen ist und den Sommer über da Ereignis für Einheimische und Fremde bildet. „Maria Theresia und Tirol“ ist der Titel der von Landeskonservator Dr. Oswald Graf Trapp und Burgverwalter Ing. Hubert Kittinger geplanten und durchgeführten Schau, zu der auch ein schön ausgestatteter Katalog erschienen ist. Wo hätten sich die Kunstwerke und Erinnerungsstücke, die Maria Theresia und Tirol verbinden, besser ausbreiten lassen als im glänzenden Rahmen der neu restaurierten Räume der Hofburg, die die Kaiserin in Innsbruck als einziger Landeshauptstadt großzügig aus der mittelalterlichen Burg umbauen und ausstatten ließ. Hier fand am 5. August 1765 die Vermählung ihres Sohnes Leopold mit der spanischen Infantin Maria Ludovika statt, hier starb wenige Tage später ihr geliebter Gemahl Kaiser Franz I., kaum 57 Jahre alt, eines jähen Todes.

Dieses Ereignis hat Maria Theresia eng mit Innsbruck und Tirol verbunden, wenn sie auch die folgenden 15 Jahre bis zu ihrem eigenen Ableben nicht mehr nach Tirol kam. Die ausgestellten Briefe der Kaiserin an ihre ehemalige Hofdame Sophie Amalie Gräfin Enzenberg-Schack zeigen ihre Sehnsucht nach Tirol und zugleich die Originalität und das warmfühlende Herz dieser großen Frau, an die in Innsbruck neben der Hofburg die Triumphpforte, das eigens zum Gebet für Kaiser Franz I. gegründete Adelige Damenstift am Burggraben und der natürlich spätere Name der Maria-Theresien-Straße erinnert.

Unter den ausgestellten Kunstwerken ragen besonders die Porträts der kaiserlichen Familie aus der Mijtens-Werkstatt in Wien hervor, ferner die Bildnisse ihrer Zeitgenossen von Troger, Unterberger, Knoller, Lampi und Haller. Ein besonders glücklicher Fund, knapp vor der Ausstellung aus Innsbrucker Privatbesitz aufgetaucht, ist das elfenbeinerne „Memorial“ auf Maria Theresia, eine Bildnisbüste der jugendlichen Herrscherin, wahrscheinlich von Nikolaus Moll um 1740 bis 1745 geschaffen. Sonst seien aus dem reichen zusammengetragenen Material noch besonders hervorgehoben die wundervolle Bildnisreihe der Kinder, Maria Theresias von Jean Etienne Liotard (1762), die das Kunstmuseum in Genf dankenswerterweise ausgeliehen hat; ferner die kostbare astronomische Uhr für die Innsbrucker Universität (1776), die originelle Kasel aus dem Schlafrock des Kaisers Franz, an der die Kaiserin selbst gearbeitet hat, das Taufzeug für die Familie Enzenberg, die kaiserliche Votivampel für das Gnadenbild Mariahilf in der Pfarrkirche St. Jakob, verschiedene Pläne für die Hofburg und das Damenstift usw. Man verläßt die eindrucksvolle Ausstellung durch den Riesensaal der Hofburg mit dem luftigen Deckenbild des genialen Franz Anton Maulbertsch und den großen Porträts der kaiserlichen Familie.

Im Französischen Institut hat man Gelegenheit, 78 Originalgraphiken, Radierungen und hauptsächlich Lithographien von Pablo Picasso zu sehen, die der Leiter des Instituts, Prof. Maurice Besset, hier in Innsbruck, und zwar nur hier, darbieten kann. Auf der großen Ausstellung in München war die Graphik nicht in diesem Umfang vertreten. Es überwiegt in den Blättern, die von 1945 bis 1957 reichen, eine abgewogene, gegenständliche Handschrift des Künstlers, zum Beispiel geradezu klassisch schöne Köpfe junger Mädchen. Hätten also diejenigen recht, die sowohl bei der jungen Avantgarde als auch bei den Meistern der alten Generation seit der Mitte unseres Jahrhunderts ein positives Lebensgefühl ein-Zujijckijnden zur fichtbn ■JJfe.ß-und-eine neue Gegenständlichkeit feststellen wellen? ,

In dem hellen Gangtrakt des Kunsthistorischen Instituts der Universität wird nach der Ausstellung hervorragender Faksimiledrucke nach Handzeichnungen französischer Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts derzeit eine erste Begegnung mit dem Schaffen de, bekannten österreichischen Graphikers Ernst v. Dombrowski vermittelt. Der Künstler ist 1896 in Niederösterreich geboren, hat lange Jahre seines Lebens in der Steiermark verbracht, wirkte dann an der Münchner Akademie für angewandte Kunst und lebt seit Kriegsende zurückgezogen in Siegsdorf in Bayern. Die technische Kraft und Ausdrucksfähigkeit seiner Holzschnitte und Zeichnungen, vielfach Illustrationen zu Coster, Rilke, Alverdes, Matthias Claudius, Andersen, Stifter, Hebel, Timmermanns, aber auch zu eigenen Erzählungen, ist einzigartig und in den Jahren der Stille noch gewachsen.

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