7119884-1996_31_09.jpg
Digital In Arbeit

Maximilian

Werbung
Werbung
Werbung

Das „Goldene Dachl", das Wahrzeichen Inns-brucks, jener Prunker-ker mit freskenge-schmiickter Loggia, Reliefbriistung und feuervergoldeten Kupferschindeln, in dieser Form weitgehend 1494/96 ent-standen, ist AnlaB, die Ara Kaiser Maximilians I., heuererneutdarzustellen.

Im Ambiente einer Schatzkammer, medientechnisch aufwendig ausge-stattet, wird eine informative Ein-ftihrung gegeben. Das Briistungsrelief (das Original befindet sich im Ferdin-andeum) mit Darstellung des Kaisers und seinen beiden Gemahlinnen, Maria von Burgund und Bianca Maria Sforza erinnert an den historischen Be-zug des Gedenkraumes in diesem Hau-se, das bereits 1420 Herzog Friedrich IV., „Friedel mit der leeren Tasche", der Besidenz hinzugefiigt hatte und

Er wollte der Nachwelt

im „gedachtnus" bleiben. Die Stadt Innsbruck wiir-digt Kaiser Maximilian I. mit drei sehens-werten Ausstellungen.

das Maximilians Onkel, Erzherzog Si-gismund dem Miinzreichen nach Maximilians zweiter Heirat (1494) als Al-terssitz diente.

Von hier aus empfiehltsich der Weg hinauf nach SchloB Ambras, wo das Kunsthistorische Museum Wien in seiner Portratgalerie mit Leihgaben „maximilianische Akzente" setzt, et-wa mit Ambrogio de Predis' aufierge-wohnlichem Profilbildnis Maximilians im Typus antiker Munzportrats. Weitere Exponate begleiten den Be-sucher „auf den Spuren Kaiser Maximilians I. in SchloB Ambras" wie sei-

ne Jagdarmbrust mit der Inschrift „si deus pro nobis quis contra nos" (wenn Gott fiir uns ist, wer ist dann gegen uns) und Miinzen und Medaillen mit Protrats, die, in der Miinzstatte Hall hergestellt, als „Werbemittel" und Geschenke dienten. Im Mittelpunkt der Neuaufstellung der Sammlung spatgotischer Bildwerke steht der Georgsaltar, ein Meisterwerk der Bild-schnitzerei zu Beginn des 16. Jahrhun-derts, der einen ovalen, von beiden Sei-ten ansichtigen Schrein mit freiste-hender Figur des heiligen Georgs mit vier ovalen Fliigeln verbindet.

Maximilians feinsinniges Kunstver-standnis wurde im damals fiihrenden Kunstzentrum Europas, am Hof Karls des Kiihnen von Burgund, dessen be-gehrteste Erbtochter Maximilian 1477 geheiratet hatte, ausgebildet. Kunst-auftrage, die er nach seiner Biickkehr nach Tirol 1490 mit den ihn beraten-den Humanisten Conrad Celtis und Conrad Peutinger vorantrieb, zeugen davon. Die Kiinste dienstbar zu ma-chen fiir seine politische Beprasenta-tion, war bis zu seinem Tode 1519 sein Bestreben. Maximilian I. hat es ver-standen, kompetente Personlichkei-ten an sich zu binden. Sein vielseitiges Wissen enzyklopadisch in einzelnen Schriftwerken festzuhalten, gelang ihm nur teilweise, etwa tiber Jagd und Fischerei. Zur Katalogisierung seiner

Waffenbestande lieB er Zeughaus-biicher anlegen. Aus seinen Kenntnis-sen leitete er fiir sich die Kompetenz ab, herausragende Planungen selbst vorzunehmen, etwa fiir sein Grabmal. Fiir die Gesamtleitung hatte Maximilian 1508 den Munchner Maler Gilg Sesselschreiber nach Innsbruck geholt, der jedoch abgelost wurde. Auftrage wurden an die GieBhiltte Vi-scher d. A. in Niirnberg und anderen namhaften GieBern in Innsbruck wie Stephan Godl iibertragen. Das Grabmal konnte erst nach Maximilians Tod in seiner heutigen Form fertig1 gestellt werden. Die 28 iiberlebens-groBen Bronzebildwerke, die in der Hofkirche dem machtigen, leeren Ke-notaph Maximilians I. mit der darauf knieenden Gestalt des Kaisers zuge-wendet sind, riicken in den Brenn-punkt des Interesses in Zusammen-hang mit der Ausstellung „Buhm und Sinnlichkeit. Innsbrucker BronzeguB 1500-1650". Sie umfaBt die Zeit Kaiser Maximilians I. bis zu Erzherzog Ferdinand Karl. Die Presentation der

105 Exponate, die die Werke in Innsbruck einbezieht, gibt ein eindrucks-volles Bild von den Leistungen der damals neben Betrieben in Augsburg, Niirnberg, Florenz und Mailand in Eu-ropa fiihrenden Innsbrucker Hiitten. Die reichen Kupfervorkommen in den Bergwerken von Schwaz und Taufers, nur Zinn muBte eingefiihrt werden, und die Nutzung der Wasserquellen boten ideale Voraussetzungen fiir die Entwicklung des Bronzegusses. In den komplizierten HerstellungsprozeB ei-nes Figurengusses fiihrt eine didakti-sche Teilausstellung ein, eingerichtet und konzipiert und von dem Schwazer Bildhauer Horst Unterlechner.

Manieristische Eleganz und Sinnlichkeit bestimmen die Figuren am Leopoldsbrunnen, dem Hauptwerk von Caspar Gras, das in seiner Mitte das erste monumentale Pferdestandbild in der Courbette darstellt. Die Bildwerke von Gras bringen den BronzeguB in Innsbruck zu einer letzten Bliite und belegen, daB der Kiinstler auch in Se-rie gearbeitet hat. Kleine Reiterstatu-etten, wie sie Renaissancefiirsten sam-melten, wurden mit austauschbaren Teilen vorgefertigt. Die Ausstellung prasentiert eine Reihe dieser Klein-kunstwerke.

„Ruhm und Sinnlichkeit. Innsbrucker Bronzegufl lS0(hl650. Von Kaiser Maximilian I. bis Erzherzog Ferdinand Karl" - Bis 6. Oktober, Innsbruck Lan-desmuseum Ferdinandeum Maximilianeum - Goldenes Dachl Innsbruck.

„Auf den Spuren Kaiser Maximilians" in Schlofl Ambras bei Innsbruck Bis 31. Oktober

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung