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„Mein Leipzig lob ich mir ...“

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800 Jahre sind im Bestand einer Stadt schon eine stattliche Zahl, aber 800 Jahre Treffpunkt des Handels dürfte in der Welt wohl einzig dastehen.

Zahlreiche Messehäuser in der Innenstadt sowie ein großes Gelände der technischen Messe bieten heute den Ausstellern und Interessenten ausreichende Möglichkeit zur Vorlage der Kollektionen und zur Verhandlung. Wohltuend empfindet der Besucher die ausgezeichnete Beheizung aller Messeballen, die ein Bewegen ohne Wintermantel ermöglichen. Auch in Service jeder Art wird besonders dem ausländischen Besucher viel Unterstützung geboten. So hat die Jubiläumsmesse vom 28. Februar bis 9. März mit Ausstellern aus mehr als 60 Ländern und Besuchern aus 90 Staaten die umfangreiche Vorbereitung und Werbung der Veranstalter gelohnt.

Neben der geschäftlichen Tätigkeit erfüllt Leipzig aber heute noch eine zweite Aufgabe: In dieser Stadt treffen sich Kaufleute und Techniker aus beiden politischen Einflußsphären unserer Welt zu sachlichen Gesprächen. Es wird keine Weltpolitik gemacht und auch nicht davon gesprochen. Verschwunden sind die Transparente mit den polemisierenden Sprüchen, verschwunden sind die Bilder östlicher Politiker an den Messeeingängen, wie sie noch vor einigen Jahren üblich waren. Die Atmosphäre des Jahres 1965 war weltoffen und zeigte, daß der internationale Handel keine Beschränkungen durch Grenzen irgendwelcher Art zur Kenntnis nimmt.

Zahlreiche Einkäufergruppen und -delegationen stehen, besonders, wenn sie aus Ländern von Staaten des Ostblocks oder aus Entwicklungsländern stammen, unter der Führung eines Ministers oder führenden Politikers. Sie informieren sich über das Angebot aus dam anderen Teil der Welt und geben zahlreiche Aufträge. Gespräche des Berichterstatters mit westdeutschen Firmen zeigten, daß diese wohl nicht in der DDR verkaufen können, aber gute Kontaktnahmen mit anderen Oststaaten finden. Besondere Exponate und Stände werden mit Goldmedaillen und Diplomen geehrt. Allerdings hatte der Berichterstatter in seinem speziellen Arbeitsgebiet, den Textilmaschinen, das Gefühl, daß vielfach der Wunsch nach „Wiederkommen“ im nächsten Jahr vorherrschend war.

Der erste, bei der Leipziger Messe nachweisbare Kaufmann unser:? Heimatlandes war der Wiener Georg Weise, der 1535 Tuch verkaufte und englische Schafwolle einhandelte. Bereits 1763 brachte der über die Leipziger Messe durchgeführte Export von Österreich nach England mehr als eine Million Thaler ein. Schon kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kam Österreich 1947 wieder zur Messe in die sächsische Metropole. Das diesmalige Angebot umfaßt die Branchen Chemie und Chemieausrüstungen, Elektrotechnik, Eletronik und Metallurgie, Stahl sowie Geschmacks- und Kommerzartikel der Textilindustrie. Über 3700 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden von den österreichischen Firmen belegt.

Rund zwei Drittel der 325.000 Quadratmeter umfassenden Netto-ausstellungsfläche waren von Gruppen der Technik belegt, wobei teils im Rahmen von Landesausstellungen, teils in Branchengruppen ausgestellt wurde. 15 Staaten waren in den Gruppen „Ausrüstungen für Bergbau, Schwerindustrie und Getreidebau“ sowie Krane und Hebezeuge vertreten. Von Österreich waren hier Schmiedeauisrüstungen zu sehen. Unter anderem wiesen die Sowjetunion, die CSSR und Polen auf die Lieferfähigkeit gesamter Anlagen hin. Im Bereich des Schwermaschinenbaues war die DDR führend. Auch hier die Angebote kompletter Anlagen.

Repräsentativ zeigten 15 europäische und außereuropäische Länder Chemieausrüstungen für verschiedenste Zwecke, wobei die Offerte aus hochproduktiven Einzel-maschinen für die kunststofferzeugende und -verarbeitende Industrie oder aus kompletten Anlagen bestanden. Gut ausgeführte Modellanlagen demonstrierten die Arbeitsweise verschiedenster Fabrikation.

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