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Meister und Schüler
Große Adepten der modernen Malerei und manch einer ihrer Jünger waren in den letzten Wochen auf mehreren Ausstellungen in Graz zu sehen. Die bedeutendste dieser Expositionen hatte die Grazer Neue Galerie zusammen mit der obersteirischen Industriestadt Kattenberg veranstaltet. Ausschließlich den Abstrakten gewidmet, bot sie eine schöne Gelegenheit, große Namen der ungegenständlichen Kunst Frankreichs und Deutschlands in repräsentativen Blättern nebeneinander zu sehen. Da waren einmal die Wegbereiter und großen Alten: Leger, dann der fast schon klassische Severini mit Harlekin-Abstraktionen, zwei kostbare Bilder aus dem Kosmos Paul Klees und schließlich der jüngst verstorbene Willi Baumeister mit einem seiner Montaru-Bilder. Neben ihnen die Jüngeren: E. W. Nay mit dynamisch angeordneten Klecksen in tachistischer Manier, der Rheinländer Meistermann, der junge Herbert Kaufmann mit seiner „Zerrnis“ voll spannungsreicher Bindungen und dem von Miro etwas beeinflußten „Herbstlichen Spiel“. Zu den Tachisten gehört auch Hann Trier mit einer höchst effektvollen Komposition „Nähmaschine“ und der Hamburger Sonderborg. Stark emotional betont ist das einfache und spannungskräftige Werk Fritz Winters, eines ehemaligen Bergmannes, und Erich Schumachers Farbexplosion in „Lavaloh“. Eine besondere Kostbarkeit stellt die „Ostermappe“ — in ihrer Klarheitsmystik eine Art abstrahierter Passionsfolge — des Franzosen Alfred Manessier dar.
Im Künstlerhaus präsentiert der „W e r k b u n d“, dessen Stütze Lehrer und ehemalige Schüler der Grazer Kunstgewerbeschule bilden, eine umfangreiche und abwechslungsvolle Kollektion von Arbeiten seiner
Mitglieder. Die stärkste Wirkung geht hier von der expressiven Gestaltungskraft Werner Bergs aus, dessen rhythmisch betonte, gekurvte Formen mit ihren starken Helligkeitsunterschieden zum Besten gehören, was derzeit in Graz an gegenständlicher Malerei zu sehen ist, während Hans Staudacher die abstrakte Richtung mit gekonnten, metaphysisch bestimmten und im Spiel der Farben und Linien schön ausgewogenen Werken repräsentiert. Humorvolle, liebenswerte Tierkeramiken aus der Hand von Hans Adametz ergänzen die Schau nach der plastischen Seite.
Der Grazer Kunstgewerbeschule entstammt auch Karl Stark, der in der Neuen Galerie eigene Arbeiten zeigt. Die kräftige Faktur dieses jungen Talents und sein dynamischer Schwung bezeichnen schon eine recht eigenständige Persönlichkeit.
Daß sich auch die Katholische Hochschulgemeinde in den Dienst der Gegenwartskunst gestellt hat, indem sie in den Mittelpunkt einer Vortragsreihe „Das Phänomen Moderne Kunst“ eine Ausstellung von Werken junger Maler rückte, die der Gemeinschaft angehören oder ihr nahestehen, ist sehr begrüßenswert. Es fallen auf: der blutjunge Michael Couden-hove mit zwei sehr geschienenen Stillehenkorn“o-sitionen und Elisabeth Kiß durch manchmal fast mystische Farbwirkungen.
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