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Mit High-Tech in den Boden blicken

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Nicht mit dem Spaten, sondern mit magnetischen und elektrischen Messungen hantieren die Archäologen von heute.

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Nicht mit dem Spaten, sondern mit magnetischen und elektrischen Messungen hantieren die Archäologen von heute.

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Archäologie wird meist mit Ausgrabung in Verbindung gebracht. Doch der Archäologe von heute gräbt nicht mehr auf gut Glück an Stellen, die ihm ergiebig scheinen; der Roden wird vielmehr mit zum Teil modernsten Mitteln untersucht, ohne daß je ein Spaten zum Einsatz kommt.

Eine schon ältere Methode ist die J.uftbildarchäologie; sie ist in Österreich seit den sechziger Jahren in Verwendung, wie Michael Doneus vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien am „Tag der Archäologie” im „Zentrum der Re-gegnung” der Akademie der Wissenschaften erklärte. Auch wenn Rau-werke seit Jahrtausenden verschüttet sind, bleiben winzige Erhebungen oder Vertiefungen, die vom Roden aus nicht mehr zu sehen sind. Aus dem Flugzeug betrachtet zeichnet sich jedoch bei schräg einfallendem Sonnenlicht - zum Beispiel kurz vor Sonnenuntergang - der Verlauf von längst verschwundenen Gräben und Mauern ab.

Wird über den verschütteten Überresten menschlicher Kultur Landwirtschaft betrieben, so werden die Erhebungen - vor allem durch das Pflügen - eingeebnet. Dennoch macht die Luftbildarchäologie einen Rlick in den Roden möglich: Denn ehemalige Gräben wurden nämlich mit feinem Erdmaterial oder Abfällen ver- oder zugeschüttet. Der Roden ist dort feuchter und nährstoffreicher; er ist dunkler und die über einer ehemaligen Vertiefung wachsenden Pflanzen werden größer. In die Erdschicht über Mauerresten kommt weniger Feuchtigkeit und durch das Pflügen gelangen kleine Brocken des Baumaterials ins Erdreich. Diese Stellen sind heller und Pflanzen wachsen dort nicht so hoch und verdorren schneller. All das kann aus der Luft hervorragend beobachtet werden.

Ist dank der Luftbildarchäologie einmal eine Fundstelle ausgemacht worden, so rücken die Wissenschaftler dem Boden mit High-Tech-Geräten zu Ijeibe. Messungen des elektrischen Widerstandes und des Erdmagnetismus liefern ein exaktes Bild dessen, was sich im Boden verbirgt. Archäologische Artefakte verursachen nämlieh winzige Veränderungen des lokalen Magnetfeldes der Erde und haben eine andere elektrische Leitfähigkeit als der sie umgebende Boden. Werden diese Messungen ausgewertet, so sind unter der Erde liegende Straßen, Gruben, Gräben, Mauern, Estriche, Feuerstellen und Öfen erkennbar. Sogar Holzpfosten lassen sich nachweisen: In Holz befinden sich nämlich stets einige wenige Bakterien, die sich von Magnetit ernähren. Das reicht, um das oft schon längst völlig verrottete Holz zu lokalisieren, wie Wölfgang Neubauer vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien erklärt.

Sogar steinzeitliche Kreisgrabenanlagen lassen sich auf diese Weise detailliert erforschen (siehe Bild). Von der ehemaligen Römischen Provinzhauptstadt Carnuntum konnte sogar ein detaillierter Stadtplan erstellt werden, ohne daß weite Teile des ehemaligen Stadtgebietes je einen Spaten zu Gesicht bekommen hätten. M. K

Österreicher erforschen Zypern

Zypern, eine österreichische Insel im Mittelmeer? Aus politischer Sicht natürlich nicht, doch die naturwissenschaftliche und kulturelle Erforschung wurde zur Aufgabe österreichischer Wissenschaftler. Fromme Christen machten auf ihrem Weg zu den heiligen Stätten in Palästina Bast auf Zypern, dem humanistisch gebildeten Gelehrten war sie der Geburtsort der Göttin Aphrodite. Mit dem 19. Jahrhundert begann die systematische Erforschung der Insel. Zwei Namen seien hier genannt: der große Orientalist Joseph Freiherr von flam-mer-Purgstall und der in München geborene und in Österreich wirkende Zypernhistoriker Eugen Oberhummer.

Die österreichische Kriegs- und Handelsmarine benützte die zypriotische Küste als Stützpunkt für die Versorgung ihrer Schiffe. Die reiche Flora der Insel hatte es den österreichischen Botanikern angetan, und zwischen 1890 und 1898 war der Dampfer „Pola” das Quartier für eine österreichisch-ungarische Tiefsee-Expedition. Die Wiener Liedforscherin Hedwig Lüdeke sammelte in den dreißiger Jahren griechische Balladen. Österreichische Museen enthalten wertvolle Zeugnisse zypriotischer Kultur. Trotz der Teilung der Insel in einen griechischen und einen türkischen Teil lebt diese alte Kultur bis heute.

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