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Moderne Graphik und Architektur

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Die Galerie St. Stephan gewährt der Oeffeiit- lichkeit Einblick in eine der wertvollsten Wiener Privatsammlungen moderner Graphik: Sechsund' fünfzig Stiche, Skizzen, Federzeichnungen und Lithoj — vorwiegend Figurales, hauptsächlich Impressionistisches, einiges aus der Zeit des Aufbruches der deutschen Expression und der Wiener Schule der Jahrhundertwende — vermitteln einen erlesenen Querschnitt aus det Schöpfung der wichtigsten Zeichner und Maler unseres Jahrhunderts. Prominente, bahnbrechende Künstler sind darunter: Rouault, Chagall, Braque, Liebermann, Leger, Corinth, Marc, Signac, Ensor und Toulouse: vor allem aber, nahezu komplett, die Graphik Oesterreichs: Eine minuziöse Skizze Gustav Klimts, eine Probe der genialen Darstellung des Ausgemergelten von Egon Schiele, ein kolorierter Stich von Kubin, Blätter von Kokoschka und Boeckl. Die Jüngere Generation ist in ihrer ganzen Vielfalt, führend mit Moldovans entschlossen-barockem Strich, mit zwei, aus bräunlichem Dunkel beängstigend hervorblickenden Köpfen von Anton Lehmden, mit einem sehr eindrucksvollen Blatt von Ernst Fuchs, mit Kompositionen Josef Mikls und Peter Bischofs vertreten.

Die Galerie Ernst Fuchs in der Millöckergasse zeigt eine Kollektivausstellung des sehr eigenwilligen Wiener Malers Charles L i p k a. Der Betrachter steht unentschlossen vor einer kleinen Kollek-

demfcÄltei ,81mHter wiederkth'ienden ' ren, bizarren Ornamenten aus einem toten, morschen, ausgehöhlten, geheimnisvollen, noch mehr aber geheimnistuerischen fossilen Material, das wild zerklüfteten Baumskeletten am nächsten kommt, zerfaserten Urwaldriesen, Alraunen, zernagten Rinden, albtraumartigen Gerippen. Da ist eine zersetzte, ausgebrannte Welt, in der kein Fünkchen Hoffnung liegt, nur ein bißchen Manierismus. Da ist alles allegorisch aufzufassen und höchst literarisch: pinselgewandte Variationen rund um den Kreislauf einer malerischen Fäulnis. Der gediegene Vortrag ist dem stark verbrauchten Thema yorzu- ziehen, die Federzeichnungen den Oelbildern. Das eindrucksvollste Bild: verwitterte Boote in einem tristen Hafen.

Eine umfangreiche und mit Liebe zusammengestellte Ausstellung moderner Architektur' umfaßte Studienarbeiten der beiden Meisterschulen von Prof. Clemens Holzmeister und Prof. Dr. Roland Rainer. So bescheiden der Rahmen dieser internen Leistungsschau, so wegweisend und instruktiv war das Gebotene: Eine eindrucksvolle Fülle sauber gearbeiteter Grund- und Aufrißskizzen, Reliefskizzen, Pläne und reizend gebastelter Modelle, die ebenso den Problemen des Siedlungswesens und der Stadtplanung sowie dem öffentlichen wie privaten profanen und kirchlichen Bauwesen gewidmet waren, gaben Einblick in den technisch und künstlerisch mustergültigen Lehrplan, und legen Zeugnis ab von einer, der Oeffentlichkeit kaum bekannten und , doch ,so sehr erfplgreichen FLeran- ildt :rMfi6f lhch!rrTÄdde"fneh fioml9 s W tüÄgehH- Leute ; kSAwn'üHP künftige Gestaltung unserer Städte beruhigt überlassen.

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