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Museum in Not

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Noch ist nichts endgültig entschieden, aber es scheint jetzt, als dürfe man hoffen, daß das Kunstmuseum Basel die gefährdete Sammlung Stächelin mindestens in wesentlichen Teilen behalten kann. Rekapitulieren wir die Vorgeschichte, wie sie bis jetzt bekannt wurde.

Die schweizerische Charterfluggesellschaft Globė Air geriet durch das schwere Unglück bei Nicosia in finanzielle Schwierigkeiten. Nicht nur das Unglück selbst, das so vielen Menschen den Tod brachte, sondern auch durch das Mißtrauen, das viele Interessenten geplanter Flüge bewog, ihre Buchungen zu widerrufen. Einer der führenden Teilhaber der Gesellschaft, Peter Stächelin, sah sich deshalb vor finanziellen Verpflichtungen, die über seine augenblicklichen Möglichkeiten gingen. So mußte er sich um Kredite benjühen. Und es lag nahe, daß er diese’ Kredite mit der Kunstsammlung seines verstorbenen Vaters sicherte. Diese Sammlung Stächelin, deren Bestand etliche Millionen Franken wert ist, war seit den fünfziger Jahren im Kunstmuseum Basel deponiert und bildete etwa ein Fünftel der Modernen Abteilung. Der frühere Direktor des Kunstmuseums, Georg Schmidt, hatte damals mit der Stiftung Stächelin verhandelt. Eine einzige Bedingung war an die Überlassung der Bilder geknüpft worden: sie sollten der Familie des Sammlers zur Verfügung stehen, wenn diese Familie in Not geraten sollte. Niemand dachte, daß diese Notlage wirklich eintreten könnte.

Neben zweitrangigen Werken, von denen man hört, daß sie schon verkauft wurden, gehört zu dieser Sammlung der „Arlequin au Loup“, den Stächelin 1918 Picasso von der Staffele! weg abkaufte, nachdem er schon mit dem ersten Picasso-Kauf, den „Deux Frėres" von 1917 ein Meisterwerk erworben hatte. Stächelin hatte seit 1914 gesammelt und 1917 zum erstenmal sich außerhalb der Schweiz umgesehen. So erwarb er Bilder von Corot, Delacroix, Manet, Monet, Pissarro, Sisley. Von Renoir enthält die Sammlung fünf Frauenporträts und zwei Landschaften. Dazu kommen Werke von Cėzanne, Gauguin und van Gogh. Und schließlich ist das 20. Jahrhundert mit Pascin, Matisse, Vlaminck, Van Dongen, Derain und Utrillo vertreten. Diese Aufzählung ist unvollständig: der Besucher des Kunstmuseums Basel weiß, was sich hinter dieser Aufzählung an großen Begegnungen mit der Kunst der letzten hundert Jahre verbirgt.

Noch ist in Basel nicht vergessen, wie eine andere Sammlung zerschlagen wurde, die bedeutende Werke von Klee, Barlach, Feininger oder Rouault enthalten hatte: die Sammlung Doetsch-Benziger, die dem Basler Kunstmuseum schon als Vermächtnis zugekommen war und ihm dann wieder entwunden wurde, weil die Nachkommen des Stifters mit dessen Vermächtnis nicht einverstanden waren. Die Blätter dieser Sammlung waren dann in Stuttgart unter den Hammer gekommen und in die Hände von Leuten geraten, die sie seither für keine Ausstellung mehr zur Verfügung stellten.

Würde der Sammlung Rudolf Stächelin das Schicksal nicht erspart, ebenfalls unter den Hammer zu kommen, so wären die Gründe dafür zweifellos respektabel, nicht zu vergleichen mit dem Fall der Sammlung Doetsch-Benziger. Zu bedauern wäre es ln gleichem Maß. Wenn man nun hört, daß begründete Hoffnung besteht, daß die Stiftung Rudolf Stächelin und das Kunstmuseum Basel einen Weg finden, der beiden Teilen begehbar erscheint, dann schließen sich nicht nur die Kunstfreunde der Schweiz dieser Hoffnung an. Zwei wichtige Picasso-Werke wurden bereits durch Ankauf für das Basler Museum gerettet. Vielleicht können auch noch weitere erhalten werden.

Günther Mehren

Vielseitig und abwechslungsreich wurden heuer die Fernseher mit einem unterhaltenden und doch auch festlichen Weihnachtsprogramm beschert. Die gebotene Auswahl überzeugte einen überwiegend durch ihr geschmackvolles Niveau und die zumeist beachtliche künstlerisch Formung und Reife. Und die gefühlsbewegten Stunden innerlicher Besinnung und Stille des sonntäglichen Heiligen Abends waren frei von aufdringlicher Sentimentalität. Nach mannigfaltigen bildlich-musikalischen Vorbereitungen auf die anheimelnd-stimmungsvolle Atmosphäre des Weihnachtswunders am Sonntagnachmittag — hier sind besonders das Fernsehspiel „D ie Über- raschun g", das S aalf eldner Adv ent sing en soivie ein S alt- bur g er Krippenfilm von H. C. Fischer hervorzuheben — bewies am Abend Hans-Joachim Kulenkampff bei seiner weihnachtlichen Begegnung mit einem knapp sechsjährigen Mädchen, daß er nicht nur ein versierter und charmanter Quizmaster ist, sondern auch einen hohen Grad menschlicher Wärme vom Bildschirm auszustrahlen weiß. Die recht natürliche kleine Brigitte Svab und die Einblendungen aus der Murauer Alpenwelt taten ein übriges zur ansprechenden Abrundung dieses modernen Weihnachtsmärchens. Der Film über „Nils Holgers- sons wunderbare Reise“ setzte die Linie des Märchenglaubens konsequent fort.

Gleich zweimal aber trug Herbert von Karajan zum Gelingen festlicher Fernsehstunden bei. Am Sonntag mit der Wiedergabe der Symphonie in d - M oll von Robert Schumann im Zweiten Programm und am Christtag durch die fem- sehgerechte Interpretation seiner Salzburger „C arme n“-Inszenierung, deren filmische Auflösungen und faszinierende Lichteffekte bei den Großaufnahmen des mimischen Spiels — Grace Bumbry und John Vickers demonstrierten dies äußerst eindrucksvoll — dem Regisseur Kurt Wilhelm meisterhaft gelangen. Schon vorher waren die Freunde noch leichterer musikalischer Kost im Zweiten Programm bei der mit Tempo, Witz und Präzision von Vico Torriani glänzend servierten Show „Hotel Victoria“ — seine musikalisch garnierte Menüzubereitung macht ihm so leicht niemand nach — voll auf ihre Kosten gekommen.

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Überwiegend Eigenproduktionen des Österreichischen Fernsehens deckten den Unterhaltungsbedarf am zweiten Feiertag. Wolfgang Glück präsentierte nicht ungeschickt die Fernsehverfilmung von MolnArs Bühnenstück „Die Fe e", während Georg Lhotzky die „Show aprė s“ über Jazzimprovisationen etwas zu lang mit Anleihen beim absurden Theater und Verfremdungseffekten fütterte. Insgesamt aber hatten sich die Verantwortlichen bei der Konzipierung dieser Programmfolgen erfolgreich Gedanken darüber gemacht, wie man den divergierenden Wünschen der anonymen Zuschauermenge nach Erbauung und Unterhaltung ohne übertriebene Rührseligkeit oder abstoßenden Klamauk an diesem Familienfest gerecht werden kann.

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