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Musiker der Gegenwart

19451960198020002020

Atlantis-Musikbttdierei. Arnold Schönberg. Von H. H. Stuckenschmidt. 126 Seiten. — Bėla Bartök. Von Serge Moreux. 165 Selten. — Benjamin Britten. Von Eric Walter White. 135 Seiten. Sämtliche: Lizenzausgaben für Österreich durch Humboldt-Verlag, Wien, in Vereinbarung mit dem Atlantis-Verlag, Zürich. — Hommage ä Dinu Llpatti. Labor 4 Fides, Gėnėve. 93 Seiten

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Atlantis-Musikbttdierei. Arnold Schönberg. Von H. H. Stuckenschmidt. 126 Seiten. — Bėla Bartök. Von Serge Moreux. 165 Selten. — Benjamin Britten. Von Eric Walter White. 135 Seiten. Sämtliche: Lizenzausgaben für Österreich durch Humboldt-Verlag, Wien, in Vereinbarung mit dem Atlantis-Verlag, Zürich. — Hommage ä Dinu Llpatti. Labor 4 Fides, Gėnėve. 93 Seiten

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„Ich habe eine Entdeckung gemacht, durch welche die Vorherrschaft der deutschen Musik für die nächsten hundert Jahre gesichert ist." Man meint, es handelt sich um ein neues Tonbandaufnahmeverfahren oder ähnliches, aber gemeint ist die „Methode, mit zwölf Tönen zu komponieren". Arnold Schönberg teilte diese seine Entdeckung im Sommer 1922 bei einem Spaziergang in Traunkirchen Josef Rufer mit, und in dem sehr lebendig geschriebenen Schönberg-Buch von H. H. Stuckenschmi’dt wird dieser Ausspruch — keineswegs als Anekdote! — mitgeteilt. Andererseits versucht der Autorj den Übergang Schönbergs zur atonalen Schreibweise entwicklungsmäßig zu erklären. Am deutlichsten wird dies in Schönbergs op. 15, einem Zyklus von Klavierliedern nach Ge- orge-Gedichten. — Seite 72 wird die Inspiration und die schöpferische Persönlichkeit betont, Seite 109 wird eine Reihe von Werken besprochen, in denen Schönberg „die technischen Erfahrungen der Zwölftönemethode auf tonale Komposition angewandt' hat. — Seite 121 heißt es dann, daß Schönberg die Liquidierung der Tonarten „nicht auf spekulativem Wege erreicht hat, sondern unter dem Zwäng eines inneren Dämons". Das beweise sein

Werdegang. — Diesem an Hand der Darstellung des wohlunterrichteten Fachmannes, der eine Autorität auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik ist, zu folgen, ist hochinteressant, so schwierig es sein mag, sich aus all den hier nur angedeuteten Widersprüchen einen Vers zu machen. Wenn dies nicht immer gelingt, sö liegt es nicht an der Darstellung, sondern an der Materie.

Es ist sehr aufschlußreich, unmittelbar nach der Schönberg-Monographie die Anlayse des Lebenswerkes von Beia Bartök durch Serge Moreux zu lesen. Breiter Raum nimmt darin natürlich die Auseinandersetzung des Komponisten mit der Folklore ein, deren pietätvoller Sammler Bartök war und die er schöpferisch nachgestaltet hat. Auch bei Bartök gibt es Experimentelles und Spekulatives, doch hat ihn die Bindung an die Volksmusik und die „akkordische Schwerkraft des Klaviers' (Bartök war bekanntlich ein hervorragender Pianist) „vor dem Wahnsinn einer rein verstandesmäßigen Kunst bewahrt und ihn zurückgehalten am Rande der unübersehbaren Abgründe jenes .. von Arnold Schönberg geformten und von Renė Ledbowitz weiter ausgebauten Universums“ (Seite 86 ff.). An mehreren Stellen seines Buches führt Moreux ähnliche Angriffe gegen die Zwölftonmusik und legt größten Wert darauf, seinen Meister von ihr zu distanzieren. Der spezi fische Stil Bartöks wird treffend beschrieben und seine allmähliche Ausbildung auf verständliche Art erklärt. Zum dargestellten Gegenstand hat der Autor den notwendigen kritischen Abstand — ohne daß er es vermeidet, die sympathischen menschlichen Züge Bartöks hervortreten zu lassen —, so daß diese Monographie als mustergültig bezeichnet werden kann.

Auch E. W. White, dem Verfasser des ausgezeichneten Strawinsky-Buches, fehlt es nicht an Distanz zum Werk Benjami'n Brittens. Zwar bezeichnet er ihn als einen der bedeutendsten Opernkomponisten des 20. Jahrhunderts, dessen besondere Bedeutung darin liegt, Künstler und Publikum wieder zusammenzuführen, doch sieht er auch die schwachen Seiten, die Gefahren, besonders beim jüngeren Britten, und White zitiert: „Oberflächenglanz, Gewandtheit, Geltungstrieb". Oder, Seite 17: „Britten war bereit, jede Gattung Musik zu produzieren, und zwar leichte wie ernste, und die erfolgreiche Durchführung der Aufträge zeigte, daß er ein zuverlässiger Geschäftsmann war, der schnell und pünktlich schaffte und das Beste aus den Beschränkungen herausholte, die ihm der gerade vorliegende Stoff und die manchmal sehr bescheidenen zur Verfügung stehendenden Mittel auferlegten." Das haben viele und bedeutende Komponisten vor Britten auch getan, und es kommt weniger auf die Einstellung und das Prinzip, als auf das Resultat an. Doch sind die meisten der Gelegenheitskompositionen Brittens (Dokumen arfilm- und Hörspielmusiken sowie Kompositionen für kleinere Kreise) nicht zugänglich. Von größter Bedeutung für sein Schaffen wurden: die Zusammenarbeit mit W. H. Auden, sein Kriegserlebnis, die Verankerung seines Werkes in den Festspielen von Glyndebourne und die Gründung der „English Opera Group“ sowie die Freundschaft mit dem Tenor Peter Pears, dem er nicht zuletzt die intime Kenntnis der menschlichen Stimme verdankt. Für ihn schrieb Britten seine schönsten Liederzyklen und die besten Solopartien.' — Fast die Hälfte des Büchleins von White nehmen die Analysen der beiden Opern „Peter Grimes“ und „The Rape of Lucretia“ ein. Hier gelingt es ihm auch, strengere Fügungen und konstruktive Elemente in der Musik Brittens nachzuweisen.

Im Dezember 1950 starb in der Schweiz der junge, hochtalentierte rumänische Komponist und Pianist Dinu Ldpattd, geliebt und verehrt — und nun betrauert von seinen Freunden. Viele von denen die mit dem jungen Künstler in Kontakt waren, haben in dem vorliegenden schmalen Erinnerungsbuch, das auch einen sehr eindrucksvollen Bildteil enthält, ihre Erinnerungen aufgezeichnet und dem Frühverstorbenen Nachrufe gewidmet. Nennen wir nur die bekanntesten Namen: Ansermet, Backhaus, C. J. Burckhardt, Cortot, Honegger, Markewitsch, Paul Sacher und andere. — Erinnerungsbücher dieser Art sind, gerade wegen des zuweilen Familiären und Intimen, das darin auf eine höhere Ebene gehoben wird, wichtig und begrüßenswert in einer Zeit, die zur Mechanisierung und Uniformierung, zur Negierung der menschlichen Sphäre tendiert. Wenn diese nicht verletzt, sondern im Gegenteil: vergeistigt und gestaltet wird, strömen heilende Kräfte von ihr aus, die oft nachhaltiger wirken als das zuweilen vergänglichere Werk.

Zur Frage, ob Gott ist. Von Wladimir von Hartlieb. Verlagsgemeinschaft: Stifter- Bibliothek, Wilhelm Braumüller, Salzburger Druckereiverlag, 1951,

Das weltanschauliche Testament des am 21. September 1951 verstorbenen österreichischen Dichters dient, wie Fr. Dessauers bekannte Schriften, der Synthese von Glauben und Wissen. Die großartige Entwicklung der Physik der letzten fünfzig Jahre, ihre Überwindung der materialistischen Modellgedanken und Deutungen, ihr Sich- offenhatten gegen Metaphysik und Religion, geben dem Verfasser die Überzeugung, daß die Zeit für einen neuen Leibniz reif geworden ist, dessen System die große Brücke zwischen Wissen und Glauben schlagen wird. Hartlieb will nun einige Grundzüge dieses neuen Weltbildes herausarbeiten, herausarbeiten nicht als Naturforscher, sondern, wie er schreibt, „als Dilettierender, den philosophische und religiöse Interessen zur Naturwissenschaft geführt haben“. Dieser Tatbestand und der frühe Tod des Verfassers machen es begreiflich, daß das naturwissenschaftliche Tatsachenmaterial nicht überall die notwendige Überprüfung, Richtigstellung und Vervollständigung erfahren konnfe, so daß Irrtümer und Mißverständlichkeiten in dieser wertvollen Bekenntnisschrift haftenblieben, die bei einer Neubearbeitung beseitigt werden müßten.

Auf diesem Fels. Das Fundament des katholischen Glaubens. Von Dr. Alexander Zwettler. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. 335 Seiten.

Eine Fundamentaltheologie für Laien war seit Jahren fällig. Nun haben wir sie und freuen uns über das solide Werk. Mit viel Fleiß wurde die moderne wissenschaftliche Literatur für die einzelnen Kapitel zusammengetragen und verwertet. Die wichtigen Rundschreiben der letzten Päpste werden aus giebig zitiert. Da6 Werk gliedert sich in drei Teile: Der Erweis der Religion im allgemeinen (Religion, Gotlesbewei6e, Glaube und Wissenschaft), der Erweis des Christentums (Fragen um die Offenbarung, Wunder, Christus), die Offenbarungsvermittlung durch die Kirche. Dieses Buch gehört zu denjenigen, von denen man sagen kann, sie dürften im Bücherschrank eines gebildeten Christen nicht fehlen. Das Buch würde noch gewinnen, wenn in drucktechnischer Hinsicht das Lehrbuchmäßige nicht sichtbar würde.

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