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Nach Liebe wurde nicht gefragt

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Mit der Ausstellung „Die Frauen der Habsburger” in den Marchfeldschlössern Hof und Niederweiden will man an den größten Erfolg des Marchfelder Schlösservereins anknüpfen: an „Elisabcth-Erzsebet Majestät, Mensch und Mythos” mit 120.000 Besuchern. Deshalb auch holte man für die Gestaltung der thematisch verwandten heurigen Exposition nicht nur eine Frau sondern Katlin Földi-Dozsa vom Ungarischen Nationalmuseum in Budapest, eine der beiden Planerinnen der Bekordschau von 1993.

Die Absicht der ungarischen Historikerin bestand darin, alles andere als eine politische Ausstellung zu machen. Das ist ihr gelungen. Was sie anstrebte - außer den Porträts der Ehefrauen und jenen der „verkauften” Töchter der sechseinhalb Jahrhunderte über Osterreich und weite Teile Europas herrschenden Habsburger auch das Leben, die Familie und das Umfeld zu zeigen es ist schwer realisierbar.

Katalin Földi-Dozsa hat dafür 600 Exponate von privaten Sammlern und öffentlichen Museen aus Österreich, Ungarn, Frankreich, Deutschland und Mexiko eingesetzt. Zum Teil waren sie schon in mehreren Ausstellungen der letzten Zeit zu sehen (beispielsweise das Gemälde der Maria von Burgund, der ersten Gemahlin von Maximilian I., oder die Wiege des Kronprinzen Budolf), zum Teil sind sie erstmals ausgestellt (beispielsweise das Hochzeitsgewand von Francesca von Thysscn-Borne-misza, Gemahlin von Karl Habsburg I .othringen).

Die Objekt-Palette reicht von Gemälden über Schmuck, Porzellan, Glas und Kleidungsstücken bis hin zu Fotos, Orden, Briefen, Büchern, Mobiliar, Bühnenbildern, Opern-und Theaterkostümen. Sie umfaßt Gegenstände von künstlerischer Bedeutung wie das 1606 von Peter Paul Rubens gemalte Bild Kaiser Karls V. als Weltenherrscher, und solche von besonderem Interesse wie die Taschensonnenuhr von Friedrich III., ein Schreibheft Maria Theresias, und die Totenmaske von Erzherzog Franz Ferdinand und seiner morganatischen Gemahlin Sophie, geborene Gräfin Chotek. Auch Kurioses gehört dazu wie der Wachsabguß der angeblichen Hand von Marie Antoinette, der am 16. Oktober 1791 in Paris enthaupteten Tochter Maria Theresias.

Schloß Hof widmet sich der Darstellung der zumeist frommen, pflichtbewußten, viele Kinder gebärenden I Iabsburgerfrauen, von denen eine selbst regierte und eine andere vor Bepräsentationspflichten floh. Gemeint sind Maria Theresia beziehungsweise Elisabeth. Eine weitere - Erzherzogin Sophie, Mutter von Kaiser Franz Josepn und Maximilian von Mexiko - galt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als „einziger Mann” am Kaiserhof. Kaiserin Zita hingegen versucht -von den Zeitgenossen nicht unbedingt gebilligt - die Aufgaben mit ihrem Mann, dem letzten Kaiser auf Österreichs Thron, zu teilen.

In Schloß Niederweiden werden die Töchter vorgestellt, die in der Begel niemand fragte, ob sie ihren Bräutigam liebten, sondern nach dem Motto „Tu felix Austria nube” zu Opfern der Politik wurden. Hingewiesen sei auf die Exponate, die das Schicksal von zwei Töchtern Kaiser Franz II. (I.) nahebringen sollen. Während Porträts, ein Collier und Bekleidungsstücke wie Strümpfe und ein Taschentuch von Marie Louise zeugen sollen, die Österreichs Erbfeind, Napoleon, heiraten mußte, bekunden Bilder nicht nur das Aussehen von Leopoldine, die Dom Pedro von Brasilien angetraut worden ist. Sie dokumentieren auch ihre künstlerischen Neigungen und naturwissenschaftlichen Interessen. (Bis 1. November)

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