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Nachlese zur Rindt-Schau

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Während die Ausstellung britischer Fahrzeuge in der Stadthalle anläßlich der „British week“ rund 70.000 Besucher verbuchen kannte, kamen zur Jochen-Rindt-Schau in einer knappen „5-Tage-Woche“ mehr als 60.000 Zuschauer. Beide Ausstellungen also waren ein großer Publikumserfolg und es erhebt sich daher die Frage, ob Wien nicht ein guter Boden für eine regelmäßige internationale Automobilausstellung wäre. Die Ausstellungsobjekte im Messepalast, die Automobile und auch die sehr interessanten von W. Gruber betreuten Motorräder hatten ein starkes Echo in den Intformationsmedien während der Show gefunden, dafür drang relativ wenig vom Zubehör an die Öffentlichkeit und doch war gerade auf den Galerien Bemerkenswertes und zum Teil Neues zu sehen: Etwa bei L. Fischer ein „Auto-Veil“ bezeichnetes Gerät, welches geeignet ist, die Sicherheit auf den Straßen zu heben, denn es zeigt elektrisch durch einen Summton und durch ein optisches Signal an, wenn der Fahrer vor Müdigkeit einzunicken droht. In diesem Fall ändert sich der normale Druck, den die Hände auf das Lenkrad ausüben, elektrische Kontakte lösen die Signale aus und warnen vor der Gefahr. Das Interesse an diesem Gerät war stark. Ebenso umlagert war ein Stand mit neuartigen Schneeketten. Bei Bimer wurde das Patent „Schnapp zu“, die automatisch schließende Schneekette gezeigt, die den Nachteil der schwierigen Monltaige vermeidet. Es geht übrigens um eine österreichische Erfindung. Jeder Fahrer, auch wenn er technisch unbegabt ist, kann am stehenden Wagen ohne Anstrengung, ohne Hin- und Herrücken des Fahrzeuges die Ketten schließen, ein kleiner Haken, durch den sich diese Ketten von anderen unterscheiden befindet sich an der inneren Seitenkette. Mit einem einfachen Montage- automätem, der der Kette kostenlos beigeüegt wird, angelt man sich den Verschlußring der inneren Seitenkette, steckt den Patenthaken ln eine vorgesehene Öffnung und durch einen Handgriff schnappt die Kette hinter dem Rad zusammen.

Ein weiterer Stand oben aiuf den Galerien fand viel Beachtung, obwohl er auch Objekte zeigte, die mit dem Motorwesen nicht unmittelbar Zusammenhängen. Attrappen von Schreibmaschinen, Mixern, Telephonappara ten, Radiokästen, alles Entwürfe eines jungen Österreichers, der allerdings mit dem Automobil durch Herkunft und Beschäftigung verbunden ist, außerdem aber als Entwerfer moderner Formen für Industnieartikel bereits einen Namen erworben hat. Werner Hölbl arbeitet in Turin als „Industrial Designer“, auf der Ausstellung zeigte er übrigens auch ein von ihm entworfenes Objekt, welches mit dem Kraftfahrwesen schon einiges gemeinsam hat, nämlich einen Flughafenautobus, der sich allerdings bei näherem Hinsehen eher als ein mobiler Warteraum entpuppt, als ein Verkehrsmittel im landläufigen Sinne des Wortes. Hölbl hat zusammen mit der Schwechater Flughafenleitung und der Stuttgarter Spezialfirma Vetter dieses 13 Meter lange 3,6 Meter breite Mittelding zwischen einer Jacht, einem Warteraum und einem Bus geschaffen.

In Schwechat wird der Bus, dessen Modell im Messepalast ausgestellt war, benützt, weitere fünf sollen folgen, auch einige amerikanische Flughäfen und der Airport von Hongkong sind an diesem Objekt interessiert, denn es kann im kommenden Zeitalter der Jumbojets wesentlich zur Beschleunigung des Betriebes beitragen, weil ein konstanter Passagierfluß gegeben ist und die sogenannte „Traubenbildung“ vermieden wird. Der Einstieg erfolgt durch die rechte Seitentür, der Bus steht in der Regel schräg zum Flughafengebäude, die Bodenfreiheit beträgt nur 17 Zentimeter, so daß auch ältere Passagiere oder solche mit etwas mehr Gepäck mühelos auf- und abstei- gen können, die Türen sind so breit, daß zwei Passagiere mit Gepäck gleichzeitig einsteigen können. Eine weitere Besonderheit des Fahrzeuges ist, daß es zwei lenkbare Achsen hat, der Fahrer kann je nach Bedarf an einem oder dem anderen Ende Platz nehmen, der mobile Wartesaal ist also nach zwei Richtungen hin fahrbar. Daß bei seinem Entwurf die Ästhetik nicht zu kurz kam, bewies das ausgestellte Modell. Dazu kommt der Vorteil der leichten Reinigung, denn es sind nur glatte und einfache Flächen vorhanden. Der Kostenpunkt des Autobusses wird mit rund einer Million Schilling angegeben.

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