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Neuaufstellungen des Grazer Joanneums

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Mit dem frühen 17. Jahrhundert ist die hohe Zeit steirischer Kulturblüte eigentlich vorüber. Das Provinzielle löst sich ins Großstaatlidie, das Steiermärkische ins österreichische auf. Sein Ausdruck ist das Barock. Wir sind zu sehr gewohnt, die großen epochemachenden Stile nur von den repräsentativen Kunstwerken her zu kennen und zu bestimmen. Daß aber ein wirklicher Stil selbst den kleinsten Gegenständen des Alltags seine Prägung gibt, weil er nicht nur Ausdruck einer Kunst, sondern Ausdruck einer Lebenshaltung ist, dies will auch die äußerst treffend eingerichtete Neuaufstellung des Grazer Joanneums beweisen.

Aus der an Material so reichen Eisen-Sammlung werden nur wenige kennzeichnende Stücke gezeigt, die deutlich den Übergang von der Renaissance bis zu den zierlichen Gitterformen des Rokoko vor Augen führen. Durch mühsame Arbeit war es auch möglich, einige der historischen Trachten wiederherzustellen, deren Formen und Farben so recht vom Geschmack und damit der Lebensanschauung ihrer Träger zeugen.

Am kennzeichnendsten für die beiden Jahrhunderte ist wohl ihre Wohnkultur, von der ein barocker und ein Rokoköraum ein gutes Bild geben. Vornehmer Schwung in der Linienführung theresianischer Möbelstücke ist vollendeter Ausdruck eines Lebensstils, wie ihn nur ein in jeder Beziehung reiches Zeitalter schaffen kann. Dem emsigen Handwerk der Renaissance folgte die feine, reife Hand des barocken Kunstgewerblers, der besonders in der Glasindustrie kleine Meisterstücke herstellte. Von eigenartigem Reiz sind die Zwischengoldgläser mit ihren miniaturartigen Bildchen. Der Entwicklung der Porzellanmanufaktur ist ein Sonderraum gewidmet, der die ursprünglichen, ganz den strengen chinesischen Formen nachgebildeten Gefäße zeigt, noch fern der spielerischen Leichtigkeit späterer Service und Figürchen, wie sie im barocken Raum ausgestellt sind und von denen die Höchster Kindergruppen besonders auffallen.

Leihgaben, vor allem aus den Stiften Rein und St. Lambrecht, von welch letzterem der wunderbare Goldkelch, nicht unerwähnt bleiben darf, bezeugen die Hohe der geistlichen Kunst dieses Zeitalters. Denn nicht nur Mäzen, auch Inhalt der barocken Kunst ist die lebendige Kirche.

Ein mit zierlichen Gegenständen eingerichtetes Zimmer zaubert uns die galante Welt des Rokoko vor: zwei Sakramentskästchen andere wurden während der letzten Jahre in ihrem Reiner Exil zu Brennholz gemacht!, ein Kachelofen, der seinen behäbigen Vorfahren zum Trotz selbst zu schwungvollem Zierat geworden und nicht zuletzt hellbunt bemalt ein schmiedeeiserner Lüster, dem man in dieser Verkleidung seine martialische Verwandtschaft wahrhaftig nicht mehr ahmerkt. Traum einer vergangenen Zeit — fast scheuen wir uns, mit Straßenschuhen diesen Raum zu betreten.

sich auszuzeichnen. — Die Aufnahme des österreichischen Orchesters in Italien war betont freundlich und herzlich, der schöne Erfolg wird das Wiener Orchester zu einer Wiederholung der Tournee im nächsten Jahr veranlassen.

Die römischen Filmateliers haben Im Oktober mit den Aufnahmen zu drei religiösen Filmen begonnen. An den Hängen des Monte Mario werden die ersten Außenaufnahmen für die Verfilmung der Badischen Matthäus- Passion gedreht. Ein zweiter Film, der die Grundelemente der Kirche behandelt, wurde unter der Leitung von Donato de Ruffo in Angriff genommen und soll Papst Pius XII. zum Heiligen Jahr als Geschenk überreicht werden. Schließlich wurde ein Film begonnen, der das Leben Savonarolas schildert.

Die in den letzten Monaten verbreiteten, sehr pessimistischen Nachrichten über die Lage der unierten griechisch – katholischen Kirche unter den Ukrainern entsprechen nicht ganz den Tatsachen: Wir erhalten von der Corr. Cath. Ukroinensis Nr. 15 vom 1. November 1948 eine Darstellung über die Verhältnisse in der Diözese M u n k a c s, die zur Sowjet-Ukraine gehört. Dort haben die ukrainischen Gläubigen in den letzten zwei Jahren unter schwierigsten Verhältnissen vier neue Kirchen aufgebaut. Als Baumaterial verwendeten sie Mauerwerk und Eisenstücke von den Überresten der deutschen Befestigungen. Im heurigen Sommer konnten 15 Kirchen und Kapellen, die im Krieg Beschädigungen erlitten hatten, neu geweiht werden. Ähnliches meldet dieselbe Korrespondenz ukrainischer Katholiken aus der karpatoukrainischen Diözese Prja- sehew, die zur Tschechoslowakei gehört, in der eine ungewöhnlich starke religiöse Bewegung in von großen Volksmassen unternommenen Wallfahrtszügen sich ausspricht. — Dank der Bemühungen der Basilianer- mönche wurde in Bukowa Hirka die Wallfahrtskirche wiederhergestellt. Schon an dem ersteh Gottesdienst nahmen 7000 Pilger teil. In Lütin wurde am Vorabend der Wallfahrt das Frauenkloster durch Bischof M. Pawlo Gojdytsch in Anwesenheit von einer unübersehbaren Menge der Gläubigen, geweiht. Am Wallfahrtstag traten während des Hochamtes, nach der genannten Quelle, mehrere Zehntausend Pilger zum .Tisch des Herrn, ein Ereignis, . wie es in diesen Landstrichen noch niemals verzeichnet wurde. In Klokotschiw erschienen heuer zu Mark-Himmelfahrt 60 Prozessionen mit 35.000 Teilnehmern. Der. Bericht sagt: Diese religiöse Erhebung des ukrainischen Volkes geschieht trotz einer intensiven atheistischen Propaganda und trotz den systematischen Unterdrückungsversuchen.

In dem Informationsdienst „Das christliche Wort“, wird von ukrainischer Seite mit großer Entschiedenheit der Annahme entgegengetreten, es könne durch die Gewaltmaßnahmen der „volksdemokratischen" Regierung Rumäniens und die Lodcungen der orthodoxen Kirche, denen eine Gruppe von Geistlichen zum. Qpfer gefallen ist, die ukrainische katholische Kirche in Rumänien zum Verschwinden gebracht werden.

Der über die Grenzen der Tschechoslowakei hinaus bekannte Dominikanerpater Doktor Metodej Haban O. P wurde von einem tschechischen Gericht zu zwei Jahren Kerker verurteilt. Die Anklage beschuldigt ihn, er habe, von einer staatsfeindlichen Flugblattaktion an dem Gymnasium, wo er als Professor tätig war, gewußt und es unterlassen, die beteiligten Schüler an’zuzeigen. — P. Haban hat sich als Gelehrter und Herausgeber der tschechischen „Philosophischen Revue“ einen Namen gemacht. Nach dem Kriege machte er sich um die Gründung einer Bewegung Unter der Studenten- und Arbeiterjugend nach Art der französischen JOC und JEC verdient.

Da jüdische Truppen den Sitz der Apostolischen Delegatur in Jerusalem besetzt haben, hat sich der Apostolische Delegat für Palästina, Erzbischof Testa, nach Bethlehem begeben, wo er im Franziskanerkloster Wohnung genommen hat. Er ist dort praktisch eingeschlossen, da die Straße Jerusalem—Bethlehem gesperrt ist und die gefährliche Route durch die Judäische Wüste während der winterlichen Regenzeit völlig unpassierbar ist. Der französische Generalkonsul in Jerusalem hat bei seiner Regierung gegen die „grausame Beschießung“ des Klosters Mariä Himmelfahrt am Berge Zion durch arabische Artillerie protestiert. Infolge der frühen Kälte und starker Regenschauer haben sidi die Leiden der Tausende von Flüchtlingen, die bei ihrer Flucht alles zurücklassen mußten, stark erhöht. Ein Vertreter des Komitees für Flüchtlingshilfe in Amman erklärte nach einer Unterredung mit arabischen Generalstäblern, in Palästina seien bereits 400 Kinder der Kälte und dem Hunger zum Opfer gefallen.

Aus kulturellen Vereinigungen

„Wiener Katholische Akademie.“ Reihe „Die großen christlichen Denker der Scholastik“. Pfarrer Dr. E. Bannen: „Einflüsse des arabischen Denkens auf. die. scholastische Philosophie", 18. XL, 18 Uhr. — Sonderkurs für Jungakademiker: „Das katholische Weltbild“. Univ.- Prof. Dr. F. Mitzka S. J.: „Mensch und Gott, Sündenfall und Erlösung“, 17. XL, 18 Uhr.

Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung. Dr. Viktor Griesmeier: Führung durch die Sammlung der chinesischen Keramik im Stubenring-Museum IV., Gußhausstraße 25, 13. XL, 16.30 Uhr.

Technisches Museum. „Luftfahrer in Theorie und Praxis" und engl. Tonfilm „How aero- plane flies“, 14. XL, 10 Uhr.

Wiener Urania. O. M. Riedl: „Palästina“ Lichtbildervortrag, 13. XL, 19 Uhr.

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