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Neugestaltung einer Grazer Kirche

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Am Eggenberger Gürtel, einer der verkehrsreichsten Grazer Durchzugsstraßen, steht die kleine, bescheidene Filialkirche St. Lukas. Vor 25 Jahren erbaut, eher karg ausgestattet, wurde sie bald zum geistlichen und sozialen Zentrum dieses Stadtbezirkes. In den späten achtziger Jahren entstand der Plan einer Neugestaltung des Innenraumes im Sinn des Zweiten Vatikanums: Ein schnörkelloses künstlerisches Programm sollte eine klare Theologie verkörpern. Nach einem Wettbewerb ging der Auftrag an den Grazer Künstler Othmar Krenn, der mit einer seiner Steinplastiken schon im Grazer Dom vertreten ist.

Ein blauer Innenraum nimmt den Gläubigen auf. Strahlend blaue Glaswände, hinter denen weiße Federn eingelassen sind, verkleiden die Wände, Blau als Farbe Gottes in der Mystik und als Erinnerung an den weiten Himmel über der Wüste, durch die Moses sein Volk führte. Die Federn mildern den Eindruck der Unendlichkeit auf menschlich faßbares Maß. An der Stirnwand des Raumes lehnt ein Kreuz aus Nirosta-Metall. Es symbolisiert den alttestamentlichen Exodus, es ist ein Wanderstab, bereit zum eiligen Aufbruch. Davor liegt ein wuchtiger Felsblock mit Metallbeschlägen; das einzige unverrückbare Element in dieser Kirche, altare firmum et fixum, Erinnerung an die Opfer im alten Testament und Ort des Opfers von Brot und Wein. Sein Fundament ist ein Davidstern, Symbol der Juden als unserer Väter im Glauben. Der Ambo ist als Leiter gestaltet in Anlehnung an die Jakobsleiter, die Sessio zeigt sich als hochlehniger Stuhl, der Tabernakel strahlt links vom Altar in goldfarbenem Messing.

Der Kirchenraum ist von einem Zelt überdeckt, Erinnerung an die Zeltfeste der Juden, aber auch Mahnung an die ständige Wanderschaft des Christen. An der rechten Seitenwand steht in einem Gerüst aus Metallrohren eine Madonna im alten Stil als Verbindung der Moderne mit dem Althergebrachten.

Noch ist die Neugestaltung der Kirche nicht abgeschlossen. Die Hinterwand aus Glasziegeln soll einem neuen Eingangsbereich weichen, dringend notwendig ist eine neue Orgel. An sie hat man bei der Planung der Kirche nicht gedacht, und die vorhandene Orgel paßt mit ihrem traditionellen Gehäuse auch nicht mehr in die neue Umgebung. Man ist zuversichtlich, auch dieses Problem bald zu lösen.

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