6585316-1951_42_11.jpg
Digital In Arbeit

Notizen

Werbung
Werbung
Werbung

Das im vergangenen Arbeitsjahr aufgebaute „Forschungsinstitut für europäische Gegenwartskunde“ in Wien tritt nunmehr stärker vor die Öffentlichkeit. Das Institut hat sich als freie wissenschaftliche Gesellschaft auf nichtkommerzieller Basis die systematische Erforschung der geistigen und kulturellen Strömungen des heutigen Europa zur Aufgabe gemacht. Zu diesem Zwecke wurde ein Archiv angelegt, das eine von Monat zu Monat steigende Anzahl von Zeitungen, Zeitschriften und anderem Dokumentationsmaterial aus dem In- und Ausland erhält. Dieses Archiv wird von einem „Seminar für Gegenwartskunde“ ausgewertet. Dieses Seminar, das unter der Leitung von Friedrich Hansen-Löve steht, versucht alle jene Themen herauszuarbeiten, die in der jüngsten Vergangenheit und Gegenwart von den europäischen Zeitungen und Zeitschriften diskutiert werden. Ein zweites Seminar soll noch im Laufe dieses Herbstes die Erforschung der europäischamerikanischen Kulturbeziehungen aufnehmen. In Zusammenhang mit diesen beiden Seminaren studiert eine Reihe anderer wissenschaftlicher Arbeitsgemeinschaften europäische Gegenwartsprobleme: ein Seminar für Zeitgeschichte behandelt unter der Leitung von Dr. Ludwig Jedlicka die „Vorgeschichte des zweiten Weltkrieges“; ein soziologisches Seminar versucht in Zusammenarbeit mit der Universität und öffentlichen Stellen, die kulturelle Situation im Raum von Wien auf empirischer Grundlage zu erforschen; das Seminar für Städtebau und Landesplanung unter Leitung des Architekten Dr. Roland Rainer und Prof. Walther Heinrich untersucht die konkreten Probleme Wiens; ein wissenschaftlicher Arbeitskreis unter Leitung von Dr. Karl L. Herczeg befaßt sich mit den wirtschaftlichen Integrationsplänen Europas; ein kunstwissenschaftliches Seminar versucht unter der Leitung von Dozenten Rudolph C. Ripper, die Beziehungen von künstlerischem Schaffen und Zeitgeist herauszuarbeiten. Seminare für Publizistik und „Indu-strial Design“ sind in Vorbereitung und sollen noch Ende dieses Jahres oder zu Beginn des kommenden ihre Arbeit aufnehmen. Der Besuch der Seminare und Arbeitskreise ist nach einer persönlichen Anmeldung im „Forschungsinstitut für europäische Gegenwartskunde“, Wien IX, Kolingasse 19, möglich.

Zwei bekannte Wiener Mittelschulen gedenken in diesem Monat ihrer Gründung. Das als

Piaristengymnasium bekannte Bundesgymnasium Wien VIII. feierte am 6. Oktober in würdiger Form die 250. Wiederkehr seines Gründungstages. Den 20. Oktober hat das Bundesgymnasium Wien IX, das auch nach dem vorläufigen Verlust seines Schulgebäudes die Traditionen des W a s a g y m-n a s i u m s aufrecht erhält, zu dem Tag gewählt, an der es der Gründung der alten Anstalt vor 80 Jahren gedenken will.

Uber Einladung der Universitäten München und Bonn sowie des katholischen Akademikerverbandes hat sich der Wiener Gelehrte Universitätsprofessor DDr. Leo Gabriel, dessen Bücher »Von Brahma zur Existenz“, „Logik dei Weltanschauung“, .Existenzphilosophie von Kierkegaard zu Sartre“ ihn in weitesten Kreisen bekannt machten, zu einer Vortragsreise nach Deutschland begeben. Er wird an den Universitäten München und Bonn über das „Methodenproblem der Metaphysik“ sprechen; in den Städten Eichstädt, Essen, Fulda, Regensburg und Stuttgart wird er das Thema „Das Werden eines neuen Welt- und Menschenbildes in den Natur- und Geisteswissenschaften“, das er sich jüngst in der Zeitschrift „Wissenschaft und Weltbild* gestellt hat, behandeln.

Durch das westdeutsche Bundesgebiet wandert eine Ausstellung. Das Material läßt 6ich in zwei Kisten verpacken und füllt zwei mittelgroße Räume, eine unscheinbare Sammlung al6o, die aber die Herzen von Hunderttausenden beschäftigt. Sie enthält Dokumente von Kriegegefangenen — echte „documente humains* —• auf Papierfetzen hingekritzelte Brieffragmente, Noten und Verse auf Birkenrinde gemalt, Kassiber in Form von Puppen, die in ihrem Innern Todeslisten von Kameraden verbargen. Primitive Basteleien, Schnitzereien, Dichtereien, Zeichnungen, die oft nicht über da6 Niveau von Kindergartenarbeiten hinausgehen — und doch sind es Werke, geradezu kostbare Versuche, sich im Tun zu retten vor abgrundloser Verzweiflung und völliger Stumpfheit; Werke, deren Qualität nicht vom Ästhetischen und Künstlerischen gewertet werden darf und kann — ihre Qualität liegt vielmehr in dem Bemühen, überhaupt etwas zu tun und so das Dasein zu ordnen. Diese Ausstellung — so schrieb man der „Furche* — »will nicht nur wirksam und plastisch das furchtbare Los der Kriegsgefangenen heraufbeschwören und die Bereitschaft 6tärken, mit allen Mitteln zu helfen; sie will vor allem auch den Beschauer aufrütteln, nicht in unserem sich glättenden Dasein sorglos dahinzuplätschern, als habe es keinen Krieg gegeben und als gäbe es heute nicht noch Hunderttausende seiner Opfer, die jeden Tag ihres Lebens für uns mitbezahlen.“ •

Das Le6ebedürfnis der einzeln en Stände gliedert eich nach einer Umfrage des Instituts für Marktforschung in Westdeutschland folgendermaßen; Keine Zeit zum Lesen haben: Beamte 4, Rentner 9,3, freie Berufe 14,3, Angestellte 14,7, Arbeiter 18,7, Selbständige 31,4 und Bauern 34,6 Prozent.

Gegen eine Seilbahn auf das Matte r h o r n richtet sich eine Entschließung des Deutschen Alpenverein6tages, da dieses Projekt das Symbol aller Bergsteiger .in zweifelhaftem Mammongeist“ entweihe.

Nachdem Königsberg unter dem Namen Kaliningrad zum „stärksten westlichen Bollwerk der Sowjetunion“ ausgebaut worden ist, werden nun auch die vom Osten nach Königsberg führenden Eisenbahnstrecken wieder mit dem zweiten Gleis versehen, das 1945 abgerissen worden war. Die Montage von Lettland bis Ostpreußen ist bereits vollendet.

Nach Meldung gutunterrichteter polnischer Kreise soll in Polen augenblicklich die größte Lebensmittelknappheit seit Ende des Krieges herrschen. Butter, Käse, Fleisch und Fett 6eien fast überhaupt nicht auf dem Markt, und in Warschau sind die Einzelhändler nicht in der Lage, die Rationskarten voll zu beliefern. Der Grund für die Knappheit soll in dem Widerstand der Bauern gegen das Ablieferungssystem liegen.

In letzter Zeit in die • Zahl russisch-ungarischer Ehen aufallend gestiegen. Es wurde den in Ungarn stationierten Russen erlaubt, Ungarinnen zu heiraten. Die russischen Behörden unterstützen sogar 6ehr weitgehend diese Ehen. Die ungarischen Behörden wurden angewiesen, ihnen keine Hindernisse in den Weg zu legen. Eine Ungarin, die einen Ru66en heiratet, kann 15 Joch Acker behalten; falle sie keinen Boden besitzt, so bekommt sie einen. Sie kann auch das Haus behalten, wenn es im Grundbuch nicht auf ihren Namen, sondern auf dem eines ihrer Verwandten stand. Manche Kreise der ungarischen Bauernschaft hoffen, durch solche Ehen ihren Besitz und ihr Vermögen von der immer agreseiver werdenden Kollektivisierung zu retten.

Einer Statistik der Hygieneau6stellung der UNO ist zu entnehmen, daß in der Schweiz durchschnittlich am meisten Badewannen vorhanden 6ind. Von den Schweizer Wohnungen sind 75 Prozent mit Badewannen ausgestattet, während 6elbst in den Vereinigten Staaten von Amerika nur 69 Prozent der Wohnungen Badewannen besitzen. Weiter folgen Kanada mit 52 Prozent, Dänemark mit 38 Prozent und Schweden mit 30 Prozent. Die übr gen großen europäischen Staaten finden sich er6t am Schluß der aufgestellten Liste, und zwar Großbritannien mit 13 Prozent, Frankreich mit 6 Prozent und Italien mit 2 Prozent.

Der irische Ministerpräsident De Valera erklärte in einer Rede in Galway, die irische Emigration, vor allem die von Frauen und Kindern, habe „alarmierende Formen“ angenommen. Während im Jahre 1947 die Zahl der irischen Auswanderer auf 10.000 geschätzt wurde, sei sie 1948 auf 28.000, 1949 auf 34.000 und im vergangenen Jahre bi6 auf 40.000 angestiegen. Bei einer Bevölkerungszahl von rund 2,9 Millionen sei dieser Prozentsatz besorgniserregend. Die meisten irischen Auswanderer während und nach dem Kriege ließen sich in England nieder. Wie der Direktor des irischen statistischen Zentralamtes, Dr. Geary, mitteilte, habe die starke Auswanderung von Frauen dazu geführt, daß die Bevölkerung Irlands heute den niedrigsten Prozentsatz an Frauen in Europa und fast den niedrigsten in der ganzen Welt aufweise.

Gelehrte haben schon vor Jahrzehnten angenommen, daß es in der Sahara Wasser geben müsse. Man fand im Massiv von Hog-gar Spuren von Fischen, man entdeckte unter der Erdoberfläche versiegte Wasseradern und sogar Knochenteile von Krokodilen. Einer der Gelehrten, die sich seit mehr als einer Generation mit dem Problem der Sahara befassen, Professor Savornin, erklärte bereits vor dem Kriege, daß es unter der Sahara einen riesigen See geben müsse. Viele lachten den Professor aus, einige nahmen ihn aber ernst. Indessen war für die französische Verwaltung die Frage des Wassers in der Sahara überaus wichtig, zumal die ehemaligen Oasen immer mehr verschwanden. Man entschloß sidi deshalb in Algier, hydrologische Expeditionen auszurüsten, um das

Projekt des Professors zu überprüfen. Tatsächlich fand man in Ghardaia in einer Tiefe von 500 m unter der Sandoberfläche eine Wasserfläche, die unerschöpflich schien. Savornin hatte sich nicht getäuscht. Es gab Wasser, das von einem unterirdischen See stammte, der nach den geologischen Berechnungen ein Ausmaß gleich jenem von Frankreich hatte. Das französische Ministerium für Kolonien hat aus den Ergebnissen der hydrologischen Untersuchungen die Konsequenzen gezogen und fürs erste beschlossen, daß in den nächsten Jahrerl 1500 neue Oasen gegründet werden sollen, die zunächst 1,5 Millionen Kolonisten aufnehmen können. Gegenwärtig werden die ersten Arbeiten unternommen und bei den neuen Bohrungen stieß man wieder auf das für die Sahara so kostbare und wichtige Wasser. Wenn man in Algier die Möglichkeit haben wird, die Arbeiten planmäßig und in gesteigertem Tempo fortzusetzen, dann wird die Sahara in wenigen Jahren ein völlig neues Bild bekommen.

In der israelischen Stadt Daliah trafen sich kürzlich 6 0.0 00 Juden aus allen Teilen des Landes zum größten Volkstanzfest, das in der neueren Zeit im Nahen Osten stattfand. Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung war die Aufführung des Tanzdramas „Die Rückkehr der Ausgewiesenen“, das die Geschichte des jüdischen Volkes schildert.

Eine „Schauspielschule für Tiere“ ist von der amerikanischen Filmgesellschaft „Twentieth Century Fox“ in Hollywood ins Leben gerufen worden. Das Institut bildet „Stars“ und „Komiker“ aus. Es zählt 30 Hunde, Pferde und Kühe, zwei Dutzend Schweine nebst Ferkeln, einige Affen und auch Federvieh zu seinen Schülern — aber keine Katzen!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung