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Oase der Ruhe

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Keine Hotels, keine Autos, keine Diskotheken. Die Adriainsel Silba bietet Stille, Beschaulichkeit und unberührte Natur.

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Keine Hotels, keine Autos, keine Diskotheken. Die Adriainsel Silba bietet Stille, Beschaulichkeit und unberührte Natur.

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Wenn man über unbekannte Inseln nachdenkt oder gar mit jemandem spricht, fällt einem immer die Romanfigur Daniel Defoes ein: Die Geschichte des Schiffbrüchigen, der lernen muß, auf einer einsamen Insel in der Wildnis zu überleben. Nun, die meisten Menschen der Gegenwart sehen eine Insel als einen Ort der Entspannung, der Selbstfindung, der Erholung und eventuell auch als Ausgangspunkt für Abenteuer.

Wenn das Wort Insel fällt, glauben die meisten, man müsse weit reisen, Tausende Kilometer in die Karibik oder so ... - doch nur wenige handeln nach dem Sprichwort: „Warum in die Ferne schweifen, denn das Gute liegt so nah": In der oberen Adria liegt die kleine, knapp 21 Quadratkilometer große Insel Silba, die aus der Vogelperspektive an die Ziffer 8 erinnert. Die Insel bildet gemeinsam mit den Nachbarinseln Olib im Osten und Premuda im Westen die nördlichste Inselgruppe Dalmatiens. Von der höchsten Erhebung der Insel aus, einem 80 Meter hohen Hügel, sind im Nordwesten an klaren Tagen die Silhouetten der Inseln Sveti Petar und Losinj auszumachen.

Einen wesentlich majestätischeren Anblick bietet das Velebit-Gebirge, dessen höchste Erhebungen über 2.500 Meter hoch sind und wo man teilweise noch im Mai schneebedeckte Gipfel erblicken kann. Man glaubt oft am Beginn der Schöpfung zu sein, wenn man das einmalige Naturschauspiel des Sonnenaufganges über dem Velebitgebirge erlebt, mit all seinen Schattierungen von Rosa über Rot, Orange bis Weiß.

Silba, der kleine gleichnamige Ort auf unserem Eiland erstreckt sich in der Mitte der Insel und ist zirka zwei Kilometer groß. In der Ortsmitte steht eine - für diesen Ort fast schon überdimensionale - Kirche, deren Kirchturm dreißig Meter vom Gotteshaus entfernt steht und sehr an den Cam-panile in Venedig erinnert. Die Akustik in dieser Kirche ist einmalig und daher werden dort oft Chorveranstaltungen abgehalten.

Wenn der Besucher in einem der beiden Häfen, entweder am Mul im Osten - heute jener Hafen, der ausschließlich für Segel- und Motorjachten dient —, oder am Zalic im Westen, der mit Beginn der neuen Bepublik Kroatien 1991 vollkommen umgebaut und auch erweitert wurde - er wird heute ausschließlich für die Fähr- und Passagierschiffe genutzt —, an Land geht, spürt er zunächst das geschäftig-mediterrane Gewühl. Es wird gerufen, geschrien, geweint, gestikuliert, Waren werden ein- und ausgeladen. Nur einer betrachtet aus einigen Metern Höhe gelassen das geschäftige Treiben: Der Kapitän des jeweiligen Schiffes, das gerade angelegt hat. Von seinem Ausguck aus übersieht er den gesamten Hafenbereich.

Rasch hat man das geschäftige Treiben der Häfen hinter sich gelassen, wandert durch Pinienwälder, in denen die Zikaden einzigartige Konzerte hören lassen. Man kommt zum Meer, um sich zu erfrischen: Azurblau und sauber. Man blickt oft bis zu zwanzig Meter tief auf den Meeresgrund. Stille, Beschaulichkeit und unberührte Natur sind jene Werte, die jedes Jahr Stammgäste und Liebhaber dieser Insel anziehen Auf Silba gibt es keine Autos und auch kein impulsives Nachtleben mit Diskotheken und Bars. Hotels gibt es glücklicherweise auch noch keine, nur private Pensionen. Weil die Sil-baner dies über all die Jahre entschieden abgelehnt hatten, ist der Insel der Massentourismus erspart geblieben. Daher gibt es auch keine Massenstrände, wo die Menschen wie Sardinen aneinandergereiht liegen und oft wenig auf eigene Faust unternehmen können.

Auf Silba erreicht man in wenigen Minuten naturbelassene Badebuchten, wo man den ganzen Tag schwimmen, sonnen oder einfach die herrliche Natur genießen kann.

Wenn man die Insel erkundet, auf eigene Faust oder mit einem ortskundigen Führer, glaubt man oft, in eine andere Zeit zurückversetzt zu sein. Gedanken an Robinson Crusoe werden tatsächlich wach. Wenn der Entdeckergeist nun zu rumoren beginnt, dann nichts wie hin!

Der Autor ist freier Publizist

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