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Österreichische Kulturgeschichte

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„EUropae GENIUS“, so deutete der Barockdichter Franciscus Maria Caesar apothpotisch den Namen des Prinzen Eugen. Dem Wirken des „heimlichen Kaisers“ als Freund und Förderer der Künste und der Wissenschaften ist eine kleine, sehenswerte Ausstellung im Unteren Belvedere gewidmet. Hier offenbart sich in denkbar sinnvollstem Rahmen die universale Persönlichkeit, der fürstliche Geist, der geistige Fürst, der auf der Höhe seines Ruhmes schrieb: „Ich besitze gute Bücher genug, um mich nicht zu langweilen.“ Die wohlbekannten Architekturkupferstiche nach Zeichnungen von Salomon Kleiner zeigen das Wirken des großen Bauherrn. Besonders interessant ein kaum bekanntes Frühwerk Lukas von Hildebrandts im Auftrag Eugens: das Schloß Räckeve auf der Donauinsel Csepel bei Budapest. In der ursprünglichen Anlage dieses Baus erscheint bereits die Konzeption des Belvederes und des Schlosses Schloßhof präfiguriert. Die Geschlossenheit des barocken Weltbildes verbindet die Künste mit den Naturwissenschaften. Die Menagerie des Prinzen war größer als die des Kaisers, und die Legende berichtet, daß im Augenblick von Eugens Tod sein Lieblingslöwe schmerzvoll aufgebrüllt habe. Salomon Kleiner zeichnete mit großer Akkuratesse Raubvögel, Hirsche und exotische Pflanzen vor dem Hintergrund der Rossebändiger und Sphinxe des Oberen Belvedere. Ein kleiner roter Maroquinband mit dem goldgeprägten Savoyer-Wappen aus der 15.000 Bände umfassenden Bibliothek: Leibniz’ eigenhändiges Manuskript von fünf philosophischen Traktaten, ein Geschenk an den fürstlichen Freund zur Erinnerung an viele Stunden des Gesprächs. Zu den Kostbarkeiten aus Eugens Sammlungen zählt auch die „Tabula Peutingeriana“,

die mittelalterliche Kopie einer römischen Straßenkarte mit dem Weg von Wien nach Rom. Zentralpunkt der Ausstellung: Balthasar Permosers weißmarmorne Apotheose im prächtigen goldenen Spiegelkabinett.

Das Thema der neuen Ausstellung des Kulturamtes der Stadt Wien sind Künstlerdokumente aus den Beständen des Stadtarchivs. Diese II. Folge der Reihe ist den ausübenden Musikern gewidmet und beginnt mit einem Totenbeschauprotokoll, aus dem hervorgeht, daß am 11. März Anno 1685 ein Dudelsackpfeifer namens Augustin N. auf offener Straße an der „Lunglsucht“ verstarb. Den Mitgliedern des Orchesters von Johann Strauß Vater stellten die Behörden einen Sammelpaß aus, und der Pianist Alfred Grünfeld scheint, nach seiner Steuerkarte zu schließen, ein braver Steuerzahler gewesen zu sein. Ein Kapitel Kulturgeschichte für sich: die Diplome der musikalischen Vereinigungen der Ringstraßenzeit, wie jenes Diplom für Gründer der Gesellschaft der Musikfreunde, in dessen künstlerische Gestaltung getreulich die Ornamentik des „Goldenen Saales“ übernommen wurde. Hans Fabigans einprägsames Ausstellungsplakat soll nicht unerwähnt bleiben.

Die Erste österreichische Spar-Casse stellte nun ihr hochinteressantes Museum des Geldwesens und der Spar- behelfe offiziell vor. Es umfaßt neben einer großen Anzahl von Sparbüchsen aus dem Zeitraum von der Antike bis zur Gegenwart auch eine wertvolle Sammlung österreichischer Münzen und Banknoten. Die stilistische Entwicklung des österreichischen Papiergeldes wird demnächst Gegenstand eines ausführlicheren Artikels in der „Furche“ sein.

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