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Österreichische Kunst auf Rombesuch

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Vom 17. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war es üblich, daß österreichische Künstler eine Italienreise absolvierten, um sich von Städten wie Venedig, Rom und Neapel inspirieren zu lassen.

Nach einer darauffolgenden Frankreich-Orientierung scheint die Mittelmeer-Halbinsel nun wieder ihren Zauber auf unsere Künstler auszuüben.

Zeitgenössische österreichische Malerei und Bildhauerei soll auch in Rom' bekannt werden. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres präsentierte der Grazer Maler Florian Kastner 13 Bilder in Encaustio und Öl sowie verschiedene Zeichnungen gemeinsam mit den Skulpturen der Dornbirner Bildhauerin Eva Moos-brugger in der römischen Galerie „Virgo Arte".

Derzeit findet mit der Ausstellung „Artisti Austriaci a Borna" (Österreichische Künstler in Rom) die größte Schau österreichischer Gegenwartskunst seit den Jahren 1911 und 1914 statt. Damals nahm Österreich an internationalen Kunstausstellungen teil. Dabei wurden im heute nicht mehr vorhandenen Pavillon von Josef Hoffmann und im Palazzo delle Es-posizioni folgende österreichische Künstler mit ihren Werken präsentiert: Anton Faistauer, der später die Fresken für das Salzburger Festspielhaus malte, Emil Orlik, ein besonders durch seine Farbholzschnitte bekannter Jugendstilmaler, der Hagenbund-künstler Oskar Laske, Egon Schiele und Gustav Klimt.

Derzeit werden im Palazzo Braschi, im Museo di Borna, Werke von 27 Künstlerinnen und Künstlern, alle Geburtsjahrgänge von 1930 bis 1966, in einer Kollektivausstellung präsentiert. 23 von ihnen sind in Einzelausstellungen in 22 Privatgalerien vertreten, die sich im Zentrum der Stadt und in Trastevere befinden.

Organisatorische Drehscheibe dieser Großveranstaltung ist das österreichische Kulturinstitut in Born mit seinem neuen Direktor Klaus Wölfer und Vizedirektor Werner Almhofer. Der Kurator der Schau, der Bregenzer Oscar Sandner, hat gemeinsam mit Raffaele Gavarro einen zweisprachigen Katalog produziert.

„Die ausgestellten Werke sollen einen Bezug zu Born oder Italien, den Mittelmeerraum oder die Antike

spüren lassen", meint Sandner. „Die Bereitschaft der einzelnen Künstler, dem Leitgedanken der Veranstaltung ,Auf der Suche nach Born', mehrere Arbeiten zu widmen, aber auch die Italienkontakte der Künstler waren bei der Auswahl für die Kollektivausstellung maßgebend." In den Galerien hingegen ist die Wahl der Themen frei.

„Ein römischer Kopf", „Der Baub der Sabinerinnen" und „Drei Säulen auf blauem Hintergrund" (1933), ein Werk, das Oswald Oberhuber „Ich war schon lange nicht in Born" nennt, sind sein Beitrag zu diesem Thema. Arnulf Bainer ist mit der Totenmaske von Brunelleschi vertreten, Franz West präsentiert die Collagen: „Pantheon" und den „Sterbenden Gallier" (1984). Siegfried Anzinger schlägt einen Etrusker und den Satyr aus Ovids Metamorphosen (1983) vor. Ilse Haiders Holzarbeiten sind als Fotos von antiken Statuen, die auf spanisches Bohr projiziert.

Die Figuren, etwa die Venus von Neapel (1995) sind nur von einem bestimmten Punkt aus zu sehen, sobald

man sich nähert, verschwinden sie.

Die italienische Tageszeitung „II Manifesto" widmet der Veranstaltung eine ganze Seite: „Im kybernetischen Universum gibt es auch Platz für eine moderne Ausgabe des Begriffes ,Wohnraum'", heißt es da. Dabei kann es sich um eine bloße Anschrift einer Pension (Julius Deutschbauer) oder um ein Schwimmbecken handeln, das mit Plastikschildchen gefüllt ist, auf denen Verse stehen, die die Anonymität der Großstadtwohnungen beschwören sollen (Barbara Holub). Die verschiebbare „trompe d'oeul"-Kulisse von Elmar Trenk-walder paßt jedoch eher in einen Palazzo.

Leider fehlen in der Kollektivausstellung im Palazzo Braschi jegliche Erklärungen zu den nicht leicht verständlichen Arbeiten, so daß es dem italienischen Besucher nicht ganz leicht gemacht wird, diese Kunst aufzunehmen.

Palazzo Braschi, Museo da Roma,

Piazza San Pantaleoj Corso Vittorio Emanuele, Dienstag bis Samstag 9 bis 19 Uhr. Bis 12. Mai

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