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Ohne euch hätten wir nicht überlebt

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Eine spannende und berührende, zweisprachige (deutsch und ungarisch), Ausstellung über das Schicksal der ungarischen Juden beim Südostwallbau wird am Montag, 10. Juni um 19.30 Uhr im Ungarischen Kulturinstitut in Wien (Collegium Hungaricum) eröffnet. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Arbeitsbedingungen und den Lebensumständen der ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter in den Lagern im Zuge des Südostwallbaus 1944/45 im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet. Das ist auch der Grund für die Zweisprachigkeit der Schautafeln, die aus Dokumenten, Interviewniederschriften, Photomaterial und Zeichnungen zusammengestellt werden. Umrahmt wird die Ausstellung durch Beproduktionen von Originalplakatren aus der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit sowie durch Dias, Videos und Musik. Es wird auch einen Bücherstand mit Fachliteratur zum Thema geben.

Das eigentlich Thema sind Lebensrettungen und Hilfeleistungen in Bucsu (Butsching), Deutsch Ehrensdorf, Deutsch Schützen, Köszeg (Güns), Mogersdorf, Rechnitz, Schachendorf, Schandorf und Sopron (Ödenburg). Um dem Besucher aber ein umfassendes Bild zu bieten, wird in der Ausstellung auch über Ghettos und Deportationen bis hin zur Befreiung der einzelnen Lager berichtet.

Grob läßt sich das Thema, das auf zirka 15 Stellwänden dem Besucher nahegebracht wird, in drei große Teile gliedern: Im ersten werden anhand von Landkarten, Zeichnungen und Berichten von Überlebenden die Deportationszüge aus dem Budapester Ghetto in Bichtung österreichisch -ungari -sehe Grenze gezeigt sowie eine Übersicht über die Lager zwischen Donau und Drau geboten. Ebenfalls im ersten Teil wird das Einsatzgebiet der Arbeitshundertschaften im Grenzgebiet, die Situation in den Lagern und die Bedingungen der Zwarigsar-beiter beim Südostwallbau dargestellt. Im zweiten und größten Teil der Ausstellung werden einzelne Schicksale von Uberlebenden sowie Hilfs- und Rettungsaktionen, durch Einzelpersonen oder durch Teile der Ortsbevölkerung, aufgezeigt. Solche Fälle sind den Forschern in den oben angeführten Orten bekannt. Beispielsweise fand in Deutsch Schützen eine Rettungsaktion statt, die den Forschern als erste bekannt wurde und die Anregung für die Ausstellung liefeite. Es handelt sich dabei um die Rettung zweier Juden durch Dechant Johann Farkas, der sie kurz vor deren Abmarsch in Richtung Mauthausen im Keller des Pfarrhofes versteckt hatte. Einer dieser Geretteten, Moshe Zeiri, der heute in Israel lebt, steht mit den Forschern seit über einem Jahr in Briefkontakt. Nicht nur Moshe Zeiri, der 1945 Moritz Klein hieß, wurde gemeinsam mit seinem Freund Ignatz Klein im Keller des Pfarrhofes versteckt, sondern auch einige andere ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter wurden von Deutsch Schützenern unter Gefahr ihres eigenen Lebens in den letzten Kriegstagen gerettet.

Im dritten Teil der Ausstellung werden die Todesmärsche Bichtung Mauthausen behandelt. Entlang dieser Strecke gelang es einigen Juden zu fliehen, die dann von den Ortsbewohnern verpflegt wurden (zwei namentlich bekannte Fälle). Das Wesentliche der Ausstellung ist die Gegenüberstellung von Bettern und Geretteten.

Die Ausstellung der beiden Forscher

Harald Stra/Jl und Wolfgang Vosko im Wiener Collegium Hungaricum (Hollandstraße 4, 1020 Wien) ist von Dienstag, 11., bis Freitag, 14. Juni (von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr, am Freitag nur von 9 bis 12) geöffnet Van 16. bis 22. Juni wird sie in Sopron zu sehen sein, von 25. bis 30. Juni in Deutsch Schützen. Im September geht sie in mehrere Orte im burgenländisch-unga-rischen Grenzgebiet

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