Patricia Piccinini: Verstörende Parallelwelt
Die hybriden Geschöpfe der australischen Künstlerin Patricia Piccinini stehen im Zentrum einer monografischen Schau in der Kunsthalle Krems.
Die hybriden Geschöpfe der australischen Künstlerin Patricia Piccinini stehen im Zentrum einer monografischen Schau in der Kunsthalle Krems.
Humanoide Gestalten, aber auch Mutanten von Mensch, Tier und Maschine bevölkern die Kunsthalle Krems und fordern von den Besuchern ein gerüttelt Maß an Einfühlungsvermögen. Es sind sehr sinnliche und zugleich komplexe Arbeiten, die eine Unzahl an Fragen aufwerfen, die sich nicht an einem Tag und auch nicht in einer Woche beantworten lassen. Man ist sich nicht einmal nach der Besichtigung wirklich klar darüber, ob man fasziniert oder irritiert ist.
Bereits 2003 hat die australische Künstlerin Patricia Piccinini ihr Land auf der Biennale di Venezia vertreten und mit der hybriden Mutationsfigur „The Young Family“ für viel Aufsehen gesorgt. Nicht minder spektakulär dann 2013 ihr Beitrag „The Listener“ für die Ars Electronica in Linz. Nun also eine retrospektive Schau, die aus dem Vollen schöpft. Piccinini hat, wie sie es selbst formuliert, „eine Parallelwelt kreiert, die jenseits der realen Welt existiert. Sie ist zeitgleich verstörend und dennoch vertraut. Sie existiert in Momenten, Objekten und Bildern, die sich mit der realen Welt überschneiden; eine Welt, in der sich Kulturelles, Natürliches, Technisches und Organisches immer wieder neu formieren.“ So weit, so abstrakt.
Abweichung von der Norm
„Diese Wildnis ist mein Universum! Hier ist Technologie zu etwas Natürlichem geworden, das sich in einem eigenen Lebenskreis fortführt.“ Es ist also ein Blick in die Zukunft. Der Titel der Ausstellung heißt ja nicht umsonst „Embracing the Future“, also „die Zukunft umarmend“. Aber genau das ist ein Thema, dem man sich zumeist nur sehr grosso modo angenähert hat (etwa Science Fiction in Film und Literatur, Weltraumflüge, die sich inzwischen vom Mond bis zum Mars erweitert haben, oder medizinische Fortschritte, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären). Die „Skulpturen“ Piccininis sind da dann doch ein komplett anderes Kaliber. Ihre Narrative zielen auf Lebensformen ab, „die eine Abweichung von der Norm darstellen“, wie man es in Krems etwas distanziert formuliert.
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