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Quer durch den Gemüsegarten

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Kennen Sie den Trompeter Ole Edvard Antonsen? - Wenn nicht, sollten sie ihn kennenlernen! Gemeinsam mit dem Briten Wayne Marshall an der Orgel hat Antonsen eine Einspielung vorzuweisen, die besonders hörenswert erscheint.

Unter dem Titel „Pulling out the Stops! - Populäre Stücke für Trompete & Orgel" erklingen Werke von Bach, Telemann und Charpentier, aber auch einige aus der norwegischen Heimat des Trompeters, etwa von Grieg oder Carl Gustav Sparre Olsen. Demzufolge sind zwei „rote Fäden" in der Programmgestaltung zu erkennen: Zum einen interpretieren Antonsen/ Marshall Kompositionen aus dem Barock, mit Werken des berühmten Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt, andererseits erschließen die

beiden dem geneigten Hörer den skandinavischen Kulturkreis.

Besonders in den ruhig fließenden Stücken dieser CD - etwa Bachs „Nun komm, der Heiden Heiland" BWV 659, oder die bekannte „Air" aus der Orchestersuite Nr. 3, BWV 1068 -hört und spürt man das große Können des norwegischen Trompeters. Ein Ton, von fast transzendentaler Strin-

genz, der Emotionen evoziert, und ein kongenialer Partner an der Orgel machen diese Aufnahme zu einem Erlebnis!

Mit einer neuen Aufnahme (zwar schon 1993 eingespielt, aber erst dieses Jahr auf den Markt gekommen) verführt uns Sir Colin Davis, gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Bundfunks und der Sopranistin Angela Maria Blasi, in die himmlische Sphärenklangwelt von Gustav Mahlers vierter Symphonie. Die ganze CD hindurch hatte ich den Eindruck, .jeder Musiker ist bereit, den Intuitionen des Dirigenten bereitwillig zu folgen. Kein schroffes Blech, keine hingematschten Töne zerstören die sorgsam aufgebaute . Spannung in dem an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entstandenen und für seine Zeit scheinbar so anachronistisch anmutenden Werk. Auch Angela Maria Blasi trägt mit vivender Einfühlsamkeit zum guten Gesamteindruck bei.

Abschließend darf ich eine junge Pianistin vorstellen: Roberta Pili, in Cagliari auf Sardinien geboren, spielt sich durch den bekannten, aber gediegenen „Gemüsegarten" der Klavierliteratur, das heißt: Mozart, Beethoven, Chopin und Schubert. Roberta Pili kann sich auf ihre tech-

nischen Fertigkeiten berufen, die nur mit viel Ausdauer zu erwerben sind, aber eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Pianistenkarriere darstellen. Sie hat einen Blick für klare Linien, gepaart mit der Fähigkeit, in die Tiefe der musikalischen Kunstwerke zu dringen.

Ihre Interpretationen geraten weder zu nähmaschinenartigen Turnübungen auf den Tasten, noch schwebt schmalzkübeliger Pathos im Raum. Hin und wieder, etwa im Adagio von Schuberts c-Moll Sonate D 958, fehlt mir ein wenig der große, den Satz und das Werk zusammenfassende Bogen. Aber mit fortschreitender Reife wird die begabte Italienerin auch in dieser Hinsicht reüssieren!

Discographie:

Pulling out the Stops!

Popular Pieces for Trumpet & Organ; Bach, Telemann, Charpentier, Grieg, Olsen, Lindberg und anderen. Ole Edvard Antonsen/ Trompete Wayne Marshall/Orgel; EMI Classics, 724) 5 55048 2;

Gustav Mahler, Symphonie Nr. 4;

Angela Maria Blasi/Sopran; Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks/Sir Colin Davis; RCA Victor, Vertrieb: BMG Classics; 09026625212;

Roberta Pili/Piano;

Werke für Klavier vonW. A. Mozart, Ludwig, van Beethoven. Frederic. Chopin: und Franz Schubert Vertrieb: Gramola, 1010 Wien CÜ9871)

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