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Rom im Bilde — Italienische Maler

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Rom. Von Leonard von Matt. Eingeleitet von Gertrud von Le Fort. Wilhelm-Andermann-Verlag, München. 16 Seiten, 30 Farbtafeln. Preis 56 S.

Mit feinster Einfühlung in die von entstellenden Neubauten umdrängte Schönheit des alten Rom hat der Lichtbildner Tafeln voll von traumhafter Stimmung und einprägsamer Kraft geschaffen; nur manchmal beeinträchtigen grelle farbige Zutaten den Einklang — ein wehendes Kleid an der Spanischen Treppe oder das ungute Rot der Uniformen der Nobelgarden; auch die stürzenden Linien der Kolonnade von S. Paolo fuori le mura könnten wir missen. Doch im allgemeinen liegt eine bannende, goldene Farbenschönheit über den Bildern, zu denen Gertrud von Le Fort eine warm durchfühlte Einleitung und Erklärungen schrieb. Dieses Buch schildert das Rom, das wir im Herzen tragen.

Rom. Aufnahmen von Herbert List. Einführung und Bilderläuterungen von Hans Mollier. Hans- Reich-Verlag, München. (Bildband-Reihe TERRA MAGICA.) 14 Seiten Text, 83 Seiten unfarbige und 2 farbige Tafeln.

Durchaus das Gegenteil muß von dem Bildwerk des Verlages Hans Reich gesagt werden. Die Sucht, möglichst „orginelle“ und betont aktuelle Bilder zu schaffen, führte Herbert List dazu, immer erneut den schneidenden, peinlichen Gegensatz zwischen der Würde des alten und der Haltlosigkeit des gegenwärtigen Rom in fatalen Gegenüberstellungen zu betonen. Dabei sind die meisten der allzu vielen Genremotive dieses Buches durchaus nicht für Rom charakteristisch, sondern finden sich bis zum Ueber- druß in fast ganz Italien: Ragazzi, die mit ihren Grimassen und Balgereien sich in den Bildvorder- giund drängen, schäbige Bars, lungernde Müßiggänger in Gassen und auf Plätzen, kurz der Alltag des Südens. — Wir glauben auch nicht, daß man originelle Bilder des Colosseums bzw. des Vit- torianos erzielt, wenn man wie List diese Monumente durch Scheiben und Türe eines Kaffeehauses oder durch den Vorhang eines Hotelzimmers aufnimmt. Der Constantinsbogen dürfte nicht unbedingt durch einen übergroß im Bildvordergrund dahinfahrenden Radler oder die Fontana Trevi durch einen Verkäufer mit seinen Luftballons „verschönert" werden. Wenn der Bildautor in einer Vedute (S. 57) zwei Priester einem Liebespärchen oder auf Bild 38 die Statue des Imperators Nervą einem müde dahinschleichenden Weiblein gegenüberstellt, so finden wohl nicht wir allein derartige lichtbildnerische Witze sehr geschmacklos. — Ebenso gesucht ist die Stilistik des einführenden Textes von Hans Mollier: seine Stilblüten vom „tätigen Erleiden der Geschichte" bis zur Feststellung, daß „die geheimen Kraft quellen des römischen Bodens nicht e r- loschen“ sind, gehören wohl in ein Buch, das unseren Ansprüchen keineswegs entspricht.

Die großen Meister der Zeichnung: Tintoretto.

Text von Giuseppe Del ogu. Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich. 16 Seiten Text, 32 ganzseitige Tafeln.

Delogus ausgezeichnete Einleitung und die 32 vortrefflichen Wiedergaben von Handzeichnungen Tin- torettos können leider nur eine unvollkommene Vorstellung von der Zeichenkunst dieses großen

Meisters vermitteln, da sich von seiner Hand zwar zahlreiche Einzelstudien, doch kaum etwas von seinen wesentlich interessanteren Kompositionsentwürfen erhalten hat. Daher bringt auch diese wohl- bedachte Auswahl kaum mehr als Studien nach den Werken zeitgenössischer Bildhauer, vor allem geistvolle Paraphrasen zu Michelangelos Bildwerken der Cappella Medicea, und solche nach lebhaft agierenden Männergestalten. Sie geben wenig von Tinto- rettos eigenstem Künstlertum, das sich in den Falbengewittern und Fornjenkatarakten seiner monumentalen Gemälde offenbart. Dennoch bilden Tintorettos Zeichnungen den Schlüssel zum Verständnis seines Schaffens, dem das Naturbild wenig, seine stets bewegte Imagination fast' alles gab.

Zehn Jahrhunderte italienische Malerei: 16. Jahrhundert. Die italienische Malerei des Cinquecento, I. Band. Mit einer Einführung von Giuseppe Delogu. Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich. 11 Seiten Text, 40 Tafeln, davon acht farbige.

Der schmale Band mit seinen 40 ausgezeichneten Bildtafeln kann nur einen ungefähren Ueberblick über die Malkunst des italienischen Cinquecento (ohne die in einem zweiten Bande zu behandelnde Malerei des Veneto) geben. Leonardo, Michelangelo und Raffael sind mit einigen wenigen Hauptwerken vertreten, von denen die Fresken leider nur in wenig besagenden Ausschnitten wiedergegeben sind. Führende Meister wie Branmantino und Gaudenzio . Ferrari, die das Bild der italienischen Hochrenaissance entscheidend bereichern, finden auch in Delogus ausgezeichnetem Text nur flüchtige Erwähnung. Auch die Schule von Parma, die mit Correggio und Parmi- gianino vertreten ist, bedürfte einer Darstellung des Mazzola-Bedoli. — Dieser Band gibt eine karge, allererste Einführung in einen Bereich künstlerischen Schaffens, der wie kein anderer in unserer robusten Zeit im edelsten Sinne bildend wirken könnte und daher einer eingehenden Darstellung bedürfte.

San Vitale in Ravenna. Von Giuseppe B o v i n i.

„Silvana" Editoriale d’arte. Milano. Fretz & Wasmuth Verlag, Zürich. 19 Seiten Text, 61 Tiefdrucktafeln und 8 Farbtafeln.

San Vitale ist die bedeutendste frühbyzantinische Bauschöpfung Ravennas, da sich in ihr die Ver- . Schmelzung abendländischer und orientalischer Bauideen in den kampferfüllten Jahren der Gotenkriege Justinians vollzog. Der schlanke Zentralkuppelbau ist nicht allein um der schwebenden Schönheit seiner Maßverhältnisse und seiner reichen Mosaikzier, sondern vielleicht noch mehr um seiner meisterhaften statischen Lösungen willen ein Werk, das bereits im 9. Jahrhundert als unvergleichlich gerühmt werden konnte. Daher war es durchaus berechtigt, daß G. Bovini seiner von uns besprochenen Darstellung der „Kunstdenkmäler von Ravenna“ nun eine wertvolle Sonderveröffentlichung über San Vitale folgen ließ. — Die bildliche Darstellung des majestätischen Innenraumes mußte sich mit dem Mißstande ab- finden, daß seine Bekrönung, der zentrale Kuppelraum, an Stelle seines ursprünglichen Mosaiken- schmuckes Fresken des späten 18. Jahrhunderts trägt und als Fremdkörper wirkt. Doch die beiden unteren Geschosse von San Vitale, die aneinandergereihten, nach außen schwingenden Exedren und namentlich das Presbyterium zeigen in BoVihis Buch den Reichtum ihrer Bauglieder, den goldenen Ueberfluß ihrer Mosaiken, unter denen die Darstellungen von Ju- stinian und von Theodora inmitten ihres Hofstaates ein besonderes Interesse als die reichsten Illustrationen zur frühbyzantinischen Geschichte besitzen.

Es bleibt nur zu bedauern, daß die ausgezeichneten Bildtafeln mit Einzelheiten des Kirchenbaues und seines Schmuckes nach Lichtbildern gemacht werden mußten, die fast ausschließlich bei Kunstlicht aufgenommen worden waren. Was dadurch Einzelheiten der Mosaiken an Deutlichkeit gewinnen, verlieren die Säulen und Kapitelle, vor allem aber die Gewölbe an Plastik, die architektonische Gesamtleistung an überzeugender Weite und Kraft. — Im einführenden Text hat Bovini die Problematik von San Vitale in ihren wesentlichen Punkten geklärt.

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