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Romanische Kunst in Krems

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In der Minoritenkirche in Krems-Stein wurde die mit großer Spannung erwartete Ausstellung „Romanische Kunst in Österreich“ feierlich eröffnet. Sie bietet in ihrer eindrucksvollen Gesamtheit das geschlossene Bild einer Epoche, in der auf unserem Boden unter ständiger Bedrohung wichtige und bedeutende Leistungen vollbracht wurden, die nicht nur den Fortbestand der Kultur sicherten, sondern oft erst die Voraussetzungen zu jenem Gedeihen schufen, das die späteren Zeiten erfüllte. In der vorzüglich — wenn auch vorwiegend nach ästhetischen Gesichtspunkten — aufgebauten Ausstellung ist nicht nur die bildende Kunst, sondern auch die Geschichte, die Literatur, die Volkskunde, die Bewaffnung und die Musik in eindrucksvollen Dokumenten vertreten, die ein faszinierendes Bild der ernsten und herben Schönheit dieser Zeit und ihrer sowohl um das Leben wie um das Transzendente ringenden Tiefe geben.

Besonders die Buchmalerei ist mit 52 Codices reichhaltig repräsentiert, die Glasmalerei durch ihre wenigen und seltenen Beispiele, die Wandmalerei durch die originalgetreuen Kopien der Johanneskapelle von Pürgg und der Fresken im Kloster Nonnberg, die Plastik durch die Rieder Kreuzigung und die Seckauer Triumphgruppe sowie eine Reihe von Kruzifixen und Madonnen, Bauplastiken und ele-menten. Auch die Anzahl von kunstgewerblichen Gegenständen ist groß und enthält einige erlesene Kostbarkeiten.

Alles in allem eine bedeutende und wichtige Ausstellung, deren Gestaltung kaum einen Wunsch offen läßt, bis man auf den einzigartigen faux pas des im ärgsten „Heimatstil“ konzipierten Büffets an der Außenseite der Kirchenapsis stößt, dessen Berechtigung nicht abgeleugnet werden soll, das aber eine schlichtere und dezentere Formgebung verdient hätte. In Anbetracht der Wichtigkeit der Ausstellung soll auf sie im Rahmen einer Kunstsonderseite noch ausführlich eingegangen werden.

Im Ausstellungsraum des Museums für angewandte Kunst in der Weißkirchnerstraße ist derzeit noch eine Ausstellung „Türkische Kunst — Heute“ zu sehen. Mit Ausnahme von wenigen Werken handelt es sich um die neuesten Arbeiten lebender türkischer Künstler, die erst in den letzten Jahren entstanden. Während einige ältere Künstler bewußt durch die Hereinnahme von Elementen der Tradition, der Schrift, der Miniaturen und der Volkskunst eine gewisse Kontinuität anstreben, finden sich bei den jüngeren Malern und Bildhauern sämtliche Strömungen der westlichen, sogenannten „internationalen“ Kunst vertreten. Man kann dabei mit Genugtuung feststellen, daß diese Arbeiten durchaus den heute gültigen Maßstäben entsprechen und sich zwanglos in das internationale Idiom einfügen, obzwar sie dadurch von einer wirklich bildnerisch plastischen Gestaltung ebenso weit entfernt sind wie die wenigen Beispiele gegenstandsbezogener Kunst. Unter den gezeigten Arbeiten fallen besonders die beiden Bilder von Avni Arbas und die Arbeiten von Sabri Berkel, Nuri Iyem, Gün Selcuk Charrier, Turan Erol, Adnan Coker, Fikret Mualla, Aliye Berger auf.

In der Galerie Fuchs in der Mil-Iöckergasse stellt sich der junge Maler Klemmer vor. Als Surrealismus sind seine narzissistischen Bilder, die auf der Auswertung von drei oder vier photographischen Aufnahmen des Malers beruhen, wohl nicht zu werten. Der „Wiener Schule des phantastischen Realismus“ kann man ihn auch nicht zuzählen, dafür beruhen seine Arbeiten zu sehr auf Gags und mehr oder weniger launigen Einfällen. Diese sind es auch, die in der Ausstellung noch am sympathischsten berühren, da sie als harmlose Verulkung gewisser Praktiken und Tendenzen wirken. Da sie aber ebenso schlecht gezeichnet wie gemalt sind, kann in ihnen nur Schmockerei vermutet werden.

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