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Salzburg: Kokoschka und Manzu

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Salzburg, im Juli Oskar Kokoschka zeigt im weißen Saal der Residenz seine neuesten Werke. Es gibt darin keine neue Entdeckung. Im Mittelpunkt steht das Bildnis Pablo Casals, des großen pyrenäischen Künstlers. Hier ist die Farbe zur Philosophie und die Philosophie zur Frage des Menschen geworden. Casals ist ein Kämpfer dieser unserer Erde, seine Waffe ist das Cello, seine Macht ist die Musik. In ihr ist keine Rückkehr, nur noch Existenz. Casals: das bedeutet, unbeirrbar bleiben und unabänderlich. Das heißt: die Schöpfung Jieben in der Bitternis. Das alles sagt dieses kräftige Bild. Daneben hängt das monumentale Triptychon „Thermopylae“, geschaffen für die Hamburger Universität, darstellend den Kampf der Griechen gegen die Perser im Engpaß der Thermopylen. Kokoschka ist weniger ein Meister der großen Flächen als etwa sein Landsmann Boeckl. Daher erscheint der Zyklus auch nicht ganz bewältigt. Wilde Farben des menschlichen Chaos: die fiktive Vernichtung aller Kultur. Wenn er. auch seine Weltanschauung darstellt, so hat Kokoschka in dieser Darstellung doch nicht die Weisheit der letzten Zeichnungen etwa Picassos erreicht. Er hat sie vom Papier auf die Leinwand zu übertragen versucht. Es sind die Schauer der modernen Hölle, die die drei überdimensionierten Gemälde durchflackern, grün, rot und gelb. Am packendsten ist das mittlere Teilstück mit dem Seher Megistias, der den Untergang der Griechen vorausgesagt hat. Dieses Triptychon besteht aus drei großen Versuchen. Vielleicht steht die Vollendung noch auf dem Programm des bedeutenden Künstlers? — Das ist der erste Eindruck — die vollkommenen „Ansichten“ von London und Linz mit hineingenommen — einer ohne Zweifel hoch interessanten Ausstellung, die auf die mehr oder weniger bedeutungslosen Skizzen zum Bühnenbild der heurigen „Zauberflöte“ in der Felsenreitschule völlig und bereitwilligst hätte verzichten können.

Im Bastionsgarten stehen die Plastiken von Gia-como M a n z ü. der vom Vorjahr bekannte und vielgerühmte „Kardinal“ und die „Tänzerin“. Im Pavillon neue Skulpturen. Alle tragen Würde. Gotische Strenge heben die Bildnisse fort aus der „Wirklichkeit“. Das Reifste: die Bronzereliefs der Kreuzigung und Grablegung Christi. Alles ganz ohne Pathos, schlicht und groß. In der zurückgelassenen Traurigkeit liegt die Schönheit der „Frauenbüste“. Sicher ist eines: der Schustersohn aus Bergamo ist neben Marino Marini und Giacometti der größte lebende Bildhauer Italiens.

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