Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Schätze und Visionen
Eine Ausstellung zeigt 1000 Jahre Sammlungswesen, Mäzenatentum und Kunstforderung unter regionalen und internationalen Aspekten.
Eine Ausstellung zeigt 1000 Jahre Sammlungswesen, Mäzenatentum und Kunstforderung unter regionalen und internationalen Aspekten.
Das inhaltliche Konzept geht von einer Vorstellung verschiedener Förderer und Sammler, sowohl von Institutionen und Privatpersonen und der von ihnen in Auftrag gegebenen oder gesammelten Kunstwerke aus. Dadurch soll den Besuchern ein Findruck vom Kunst- und Kulturleben des letzten Jahrtausends gegeben werden.
Dargestellt werden unter anderem die Steiermark als Teil der österreichischen und internationalen Kunst- und Kulturgeschichte sowie die Berührungspunkte und gegegenseitigen Einflüsse internationaler künstlerischer und kultureller Strömungen.
Der bedeutendste Auftraggeber und Sammler von Kunstgegenständen im Früh- und Hochmittelalter war die Kirche, zumal die Kunstwerke meist an den christlichen Kult gebunden waren. Kirchen- und Klösterschätze konstituierten sich aus Objekte, deren Material kostbar war oder deren Herstellung besondere Kunstfertigkeit voraussetzte.
Am Ende des Mittelalters erhielt das Kunstsammeln neue Impulse: Durch die Hinwendung zur Antike und dem historisch philologischen Interesse daran, änderte sich auch die Einstellung zum zeitgenössischen Kunstschaffen. Die Kunstwerke traten nun zumeist aus der religiösen und kirchlichen Gebundenheit heraus
Die Verweltlichung des Lebens in der Benaissance brachte einen neuen Sammlertyp: den Privatsammler, der einst den Kreisen der Humanisten, der Herrscher oder des Adels entstammte. Man fing an, die Kunstwerke um ihrer selbst willen zu sammeln. Der Auftraggeber wurde so zum Mäzen, Sammler und Kunstliebhaber.
Von der Mitte des 17. bis zum 20. Jahrhundert waren Sammler- und Förderpersönlichkeiten aus dem Adel und dem Bürgertum charakteristisch. So entstanden beispielsweise in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die großen Galerien, respektive Sammlungen der Fürsten von Eggenberg, der Fürsten von Liechtenstein, der Fürsten von Esterhäzy und der Grafen von Harrach.
Zu den bedeutenden Sammlern des 19. Jahrhunderts gehörten die Familien Bothschild (Nathaniel Freiherr von Bothschild), Lanckoronski (Karl Graf von Lanckoronski) und Figdor.
Bei den Bekonstruktionen verschiedener Kunstkammern und Sammlungen geht man in chronologischer Beihenfolge vor. Ausgegangen wird von den Sammlungen oberitalienischer Fürsten ( zum Beispiel die Medici, Gonzaga und d'Este), deren Kunstkammern nach historischen und philologischen Prinzipien geordnet waren und Zeugnis für die weitgespannten Interessen ihrer Besitzer ablegten.
Die Habsburger (zum Beispiel Erzherzog Ferdinand von Tirol, Erherzog Leopold Wilhelm, Kaiser Bufdolf II.) entwickelten auf dem Gebiet der
Sammlungstätigkeit eine besondere Leidenschaft. Ihrem Kunstsammeln und ihrer Kunstförderung kommt besondere Wichtigkeit zu, da sich durch diese internationalen Beziehungen eine Erweiterung des kulturellen Horizonts ergab, was für die österreichischen Länder von großer Wichtigkeit war. Dokumentiert wird in dieser Ausstellung auch die Sammlungstätigkeit und „Kunstförde-rung”im Dritten Reich, wobei die Sammlungen unter anderem aus ari-sierten Beständen zusammengestellt worden waren.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Präsentation von zeitgenössischen Sammlern wie beispielsweise Budolf Leopold, Irene und Peter Ludwig oder Baron Hans Heinrich Thyssen-Bornemisza. Auf dem Sektor der Institutionen wird der Kunst- und Kulturförderung von Banken, Versicherungen und Konzernen Baum gegeben. Weiters wird das Ausstellungsteam in die Bolle von „Kunstmäzenen” schlüpfen: Zeitgenössische Künstler wie beispielsweise Fabrizio Plessi, Video/Italien, Armin Pokorn, Musik/Graz, Marie-Jo Lafontaine,
Video/Belgien werden eingeladen, sich mit der Ausstellung inhaltlich auseinanderzusetzen und ihre Ergebnisse im Bahmen der Ausstellung vorzustellen.
Die Präsentation
Da Ausstellungen zu den Freizeitvergnügen gehören, sollten sie auch vergnüglich sein. Vergnügliches und Wissensvermittlung im weitesten Sinn bilden nur scheinbar einen Gegensatz.
Der Mensch ist ein Lustmensch: Er hat Lust am Suchen, Bätsein, Finden, am Außergewöhnlichen und Nicht-Alltäglichen. Sinnlichkeit und Schaulust sollen in dieser Ausstellung provoziert werden. Um diesen Anforderungen zu entsprechen, werden die Besucher aktiv in das Ausstellungsgeschehen miteinbezogen. Die Sinnesorgane werden in vermehrtem Ausmaß angesprochen: Visuelle, auditive und audiovisuelle Medien sowie optische Vermittlungshilfen machen den Ausstellungsbesuch zu einem besonderen Erlebnis. Kein passives Durchschlendern durch die Räume, sondern aktives Partizipieren, Sehen, Hören, Fühlen und Riechen soll im Mittelpunkt stehen! Die Besucher können auf Computern multimedial aufbereitete Informationen abrufen und auch interaktiv eingreifen. Diese „Inszenierung” auf dem Computer ist Teil der gesamten Ausstellung: Mit Hilfe von Ton, Videos, Musik, Grafiken und Bildern werden die Inhalte der Ausstellung präsentiert, können zusätzliche Aspekte eingebracht werden. Der Besucher wird auf fast spielerische Weise angeregt, selbständig mit Hilfe dieses Programms Aspekte
dieser Ausstellung zu erforschen.
Um den Besuchern dennoch einen direkten Zugang zu den ausgestellten Objekten zu ermöglichen, werden neben der Verwendung von Originalen verstärkt andere Formen der Präsentation eingesetzt: Nachbildungen, Kopien, Puppen, Modelle, moderne Kommunikationsmittel (Computer, Video, Multimedia). Einige Ausstellungsabschnitte besitzen bühnenbildartigen Charakter - Geschichte wird lebendig und erlebbar.
Die Ausstellung ist in verschiedene Stationen aufgeteilt, wobei bereits bestehende kulturhistorisch bedeutsame Ensembles (Mausoleum, Altarblatt von Jacopo Tintoretto in der Stadtpfarrkirche oder Schätze des Landesmuseums Joanneum) in die Ausstellung einbezogen wurden.
Ein Teil der Ausstellung wird in mobilen Ausstellungseinheiten präsentiert die auf die ausgestellten Themenbereiche Bezug nehmen gezeichnete Motive und Objekte zum Thema bilden einen dekorativen Hintergrund, erwecken Neugierde auf die Ausstellung und wirken einladend. Die Außenwände fungieren als optische Anziehungspunkte und setzen farbige Akzente in der Grazer Altstadt. Vom Standpunkt der konservatorischen Bedingungen und Sicherheit bieten die mobilen Ausstellungseinheiten optimale Voraussetzungen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!